Knödel kneten aus Altbrot
Janine Trappe
Beruf:
Juristin
Position:
Mitgründerin und Geschäftsführerin des Konstanzer Start-ups "Knödelkult"
Beruf:
Juristin
Position:
Mitgründerin und Geschäftsführerin des Konstanzer Start-ups "Knödelkult"
Das Start-up Knödelkult aus Konstanz bietet Knödel im Glas aus altem und unverkauftem Brot an. Mehr als 1.700 Brotlaibe hat das Team um Geschäftsführerin Janine Trappe schon vor der Abfalltonne gerettet.
11 Millionen Tonnen Lebensmittel werden jedes Jahr in Deutschland weggeschmissen. Mit Knödel aus altem, gereiftem und unverkauftem Brot will Janine Trappe und ihr Team von "Knödelkult" gegen diese Verschwendung vorgehen. Mehr als 1.700 Brotlaibe konnten die Knödelmacher aus Konstanz so schon vor der Abfalltonne retten. Von der Idee konnten sie nicht nur Bäckereien in der Region überzeugen, sondern auch Auszeichnungen wie den Bundespreis „Zu Gut für die Tonne“ gewinnen.
Was steckt hinter der Idee, altes Brot zu Knödel zu verarbeiten?
Jedes Jahr landen allein in Deutschland mehr als 500.000 Tonnen Brot im Müll. Eine Bäckerei produziert täglich zwischen 10% und 30% für die Tonne. Das sind „brotale“ Mengen. Dabei ist Brot ein so wertvoller Rohstoff, aus dem man Vieles machen kann. Nicht für umsonst hat man altes oder besser reifes Brot früher auch Küchengold genannt. Darum ist es uns auch wichtig, für unsere Knödel kein extra dafür gebackenes Brot zu verwenden, sondern das ohnehin vorhandene Brot zu verknödeln – auch wenn es in vielerlei Hinsicht einfacher und kostengünstiger wäre auf „neues“ Brot zurückzugreifen.
Wie kam es zu der Geschäftsidee?
Oft werden wir gefragt, was zuerst da war: das Brot oder der Knödel? Tatsächlich war es der Wunsch, die Ressource Restbrot weiterzuverwenden. Unser Chief Knödel Officer (CKO) Matz ist Maschinenbauer und wollte zunächst eine Knödelmaschine für Bäckereien bauen – Restbrot rein, Knödel raus. Als er bei einem Innovationsstammtisch so leidenschaftlich von der Knödelidee erzählte, hat er unseren Mitgründer Felix und mich sofort mitgerissen. Wir haben die Idee dann zusammen weiterentwickelt, weg von der Maschine, hin zur zentralen Knödelproduktion.
Wer sind die „Brotgeber“ und wie gelang es, sie zu überzeugen?
Wir bekommen unser Brot von größeren Bäckereien aus der Bodenseeregion. Sie von der Idee zu überzeugen war nicht schwer. Denn einem Bäcker, der sein Handwerk liebt und der jede Menge Arbeitskraft und Ressourcen in die Produkte steckt, blutet natürlich das Herz angesichts der Mengen, die er täglich wegwerfen muss. Wenn ein Bäcker mit uns zusammenarbeitet, bleiben seine Produkte nicht nur im Lebensmittelkreislauf, er bekommt auch eine faire Vergütung je Kilogramm Brot. Die größere Herausforderung war es, die Aufbereitung des Restbrotes in die bestehenden Prozesse der Bäckereien zu integrieren, sodass wir die Qualität des Knödelbrotes gewährleisten können. Das haben wir mit unseren Bäckern gut in den Griff bekommen.
Wieviel „gerettete“ Brotleibe stecken in einem „Knödelkult“-Glas?
Um ein Knödelglas à 350 Gramm produzieren zu können, benötigen wir ca. 180 Gramm gerettetes Brot. Das ist das Brotgewicht, bevor es zu trockenem Knödelbrot verarbeitet wurde.
Was sind die nächsten Ziele?
Wir verkaufen unsere Knödel über unseren Online-Shop und in Kürze in den ersten regionalen Supermärkten. Wir möchten unsere Produktion ausbauen, unsere Knödel in weiteren Supermärkten verkaufen und so noch viel mehr Brot retten. Außerdem planen wir weitere Produkte rund ums Brot.
Interview: Beatrix Boldt