Zwischenfrüchte verhalten sich anders als gedacht

Zwischenfrüchte verhalten sich anders als gedacht

Eine Studie findet wenig Belege dafür, dass Mischungen vorteilhafter für den Boden sind als Reinsaaten.

Querschnitt durch einen Ackerboden, unten Bodenschichten, oben unterschiedliche Grünpflanzen nebeneinander
Bodenprofil eines Versuchsfeldes: Aus dem Erdreich wurden in verschiedenen Tiefen ziegelsteingroße Proben entnommen und daraus die Wurzeln isoliert, gescannt und vermessen.

Es ist eine Überraschung, was eine Studie der Universitäten Bonn, Kassel und Göttingen ergeben hat: Zwischenfrüchte verhalten sich anders, als bislang vermutet – und das hat Auswirkungen auf deren Anbau.

Üblicherweise pflanzen Landwirte sogenannte Zwischenfrüchte nach der Ernte im Herbst. Dabei geht es oftmals nicht einmal darum, diese Pflanzen zu ernten. Häufig sterben sie einfach mit dem ersten Frost ab. Bis dahin allerdings erfüllen sie wichtige Funktionen: Sie verdrängen Unkraut, verhindern, dass der Boden erodiert und Nitrate ins Grundwasser ausgewaschen werden, und sie verbessern die Bodenqualität. Für einen wirtschaftlichen Ackerbau haben sie damit große Bedeutung.

Gemischte Zwischenfrüchte nutzen den Boden besser aus

Einen wichtigen Teil dieser Funktionen leisten die Zwischenfrüchte über ihre Wurzeln. Deshalb nahm man bisher an, es sei günstig, eine Mischung aus unterschiedlichen Arten als Zwischenfrüchte anzupflanzen. Dann könnte jede Pflanze im Boden gewissermaßen ihre Nische besetzen: Die einen wurzeln flacher, die anderen tiefer. Der Boden wäre möglichst optimal durchwurzelt, der Effekt der Zwischenfrüchte besonders groß. Doch das ist nicht so, berichten die Forschenden im Fachjournal Plant and Soil.

„In Agroforstsystemen, in denen neben typischen landwirtschaftlichen Nutzpflanzen auch Bäume angepflanzt werden, tritt dieser Effekt tatsächlich auf“, berichtet Roman Kemper von der Universität Bonn. „Bei den Zwischenfrüchten auf unseren Feldern konnten wir ihn jedoch nicht nachweisen.“ Um das zu testen, hatten die Forschenden Ölrettich, Inkarnatklee und Grünroggen einzeln oder als Mischungen ausgesät und die Durchwurzelung des Bodens in unterschiedlicher Tiefe untersucht.

Dünnere Wurzeln verhindern, dass die Wurzelmasse größer ist

„Das Ergebnis hat uns überrascht“, sagt Kemper. „Einzeln ausgesät, zeigten vor allem Ölrettich und Grünroggen positive Effekte. Dabei wurzelte Grünroggen vorzugsweise in oberen Schichten, Ölrettich dagegen deutlich tiefer.“ Wuchsen beide Pflanzen gemeinsam, durchwurzelte der Ölrettich die tiefen Schichten zwar stärker, als wenn er alleine angebaut wurde. Allerdings waren die Wurzeln der Zwischenfrüchte deutlich dünner als im Alleinanbau. Die gesamte Wurzelmasse im Boden nahm durch den gemeinsamen Anbau nicht zu.

„Bislang sind die Prozesse bei der Durchwurzelung unserer Kulturpflanzen erst in Ansätzen erforscht“, resümiert Kemper. „Hier gibt es daher noch jede Menge Neues zu entdecken.“ Das liegt wohl auch am Aufwand: Die Forschenden mussten dem Boden Hunderte Bodenproben von der Größe eines Ziegelsteins entnehmen, waschen, sieben und mit der Pinzette reinigen, um dann die Wurzeln zu scannen, zu trocknen und zu wiegen. Das unerwartete Ergebnis rechtfertigt die viele Arbeit.

bl