Urbane Landwirtschaft mit verblüffend großem Klima-Fußabdruck

Urbane Landwirtschaft mit verblüffend großem Klima-Fußabdruck

Gemüse- und Obstanbau in der Stadt liegt im Trend. Doch der CO2-Fußabdruck der urbanen Landwirtschaft liegt im Vergleich deutlich über dem der konventionellen Agrarproduktion, wie ein internationales Forschungsteam mit deutscher Beteiligung ermittelt hat.

Schrebergarten in der Stadt
Immer mehr Großstädter bauen ihr eigenes Obst und Gemüse an, um sich gesund zu ernähren.

Ob im Kleingarten, auf dem Dachgarten oder im Hochbeet auf dem Balkon: Der Anbau von Obst und Gemüse in der Stadt liegt im Trend und könnte Studien zufolge die Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung in den Städten mit gesunden Lebensmitteln sichern. Doch wie nachhaltig sind die Lebensmittel aus urbaner Landwirtschaft im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft? Das hat erstmals ein internationales Forschungsteam genauer untersucht. Daran beteiligt waren neben Forschenden aus den USA, Frankreich, Großbritannien und Polen auch zwei Wissenschaftlerinnen vom Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung (ILS) in Dortmund.

Studie untersucht Ressourceneffizienz urbaner Gärtnerei

Im Fachjournal „Nature Cities" berichten die Forschenden über ihre Studie, in der sie erstmals den CO2- Fußabdruck von städtischer und konventioneller Landwirtschaft verglichen. Untersucht wurden 73 Urban-Agriculture-Standorte von New York über Paris bis ins Ruhrgebiet. Unterstützt von Gärtnerinnen und Gärtnern sowie Landwirtinnen und Landwirten sammelte das Forschungsteam 2019 und 2020 Daten, um die Ressourceneffizenz beider Anbauformen zu vergleichen.

Berücksichtigt wurden dabei unter anderem der Wasser- und Kraftstoffverbrauch sowie der Einsatz von Düngemitteln im Verhältnis zu den geernteten Pflanzen und den Transportmethoden. Auch die für den Anbau von Lebensmitteln verwendeten Materialien wie Holz für Hochbeete und Kunststoffmembranen für Polytunnel wurden berücksichtigt und ihre Auswirkungen auf die Umwelt quantifiziert.

Vergleich des Kohlenstoff-Fußabdrucks von städtischer und konventioneller Landwirtschaft
Vergleich des Kohlenstoff-Fußabdrucks von städtischer und konventioneller Landwirtschaft

CO2-Fußabdruck urbaner Produkte sechsmal größer

Wie das Team schreibt, ist der Kohlenstoff-Fußabdruck von Obst und Gemüse, das in städtischen Betrieben und Gärten angebaut wird, im Durchschnitt sechsmal größer als bei konventionell angebauten Produkten. Größter CO2-Treiber waren demnach die durch den Transport verursachten Klimagase für Materialien wie Holz für Hochbeete oder Pflastersteine für Gehwege zwischen den Parzellen. Einige wenige in der Stadt angebaute Pflanzen könnten jedoch unter bestimmten Bedingungen mit der konventionellen Landwirtschaft mithalten oder sie sogar übertreffen, heißt es. Das gilt den Forschenden zufolge vor allem für Pflanzen die normalerweise in Gewächshäusern angebaut oder per Luftfracht transportiert werden – etwa Tomaten.

Der Abschlussbericht der Studie „Comparing the carbon footprints of urban and conventional agriculture“ steht als Download zur Verfügung:

Tipps für klimafreundliches Gärtnern in der Stadt

Der Studie zufolge bietet das Urban Gardening trotz allem eine Reihe „sozialer, ernährungs- und umweltbezogener Vorteile“. Doch die Produktion müsse klimafreundlicher werden, heißt es. Dafür sollten etwa städtische Anlagen möglichst lange genutzt, recycelter Bauschutt als Baumaterial und Kompost aus Gartenabfällen gewonnen sowie Pflanzen mit Regenwasser gegossen werden. Die Studie entstand im Rahmen des EU-geförderten Forschungsprojekts „FEW-Meter“.

bb