Umweltfest als Schaufenster für nachhaltige Ideen

Umweltfest als Schaufenster für nachhaltige Ideen

Bundespräsident Joachim Gauck hat Anfang Juni zur 5. „Woche der Umwelt“ ins Schloss Bellevue geladen. Für zwei Tag verwandelte sich der Park in eine Zeltstadt, in der 190 Aussteller unterschiedlichste Umwelt-Initiativen präsentierten und Experten über Nachhaltigkeit diskutierten.

12.000 Besucher ließen sich in diesem Jahr bei der "Woche der Umwelt" von nachhaltigen Technologien und Expertengesprächen begeistern.
12.000 Besucher ließen sich in diesem Jahr bei der "Woche der Umwelt" von nachhaltigen Technologien und Expertengesprächen begeist

Gut leben und die Umwelt schonen – geht das? Die Antwort darauf lieferten 190 Aussteller im Rahmen der „Woche der Umwelt“, zu der Bundespräsident Joachim Gauck und die Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) am 7. und 8. Juni 2016  ins Schloss Bellevue geladen hatte. Zum fünften Mal wurde der 4.000 Hektar große Park in Berlin zu einem Schaufenster umweltfreundlicher Initiativen. Forschungseinrichtungen, Hochschulen, Unternehmen und Organisationen  nutzten die Gelegenheit, um neue ressourcenschonende  und klimafreundliche Technologien zu präsentieren, darunter viele Akteure mit biobasierten Ansätzen. Parallel dazu diskutieren Experten aus Politik, Forschung und Wirtschaft in mehr als 80 Foren über aktuelle Entwicklungen in den Bereichen Umweltschutz  und Nachhaltigkeit. Insgesamt rund 12.000 Besucher ließen sich an den zwei Tagen überraschen und inspirieren. Erstmals  standen die Tore auch für nichtangemeldete Interessenten offen.

Ob bei Produktion und Konsum, beim Abbau von Rohstoffen, bei der Energieversorgung oder Abfallentsorgung oder beim Städtebau: Um das beim Klimagipfel in Paris gesteckte Ziel – die Erwärmung auf deutlich unter 2 °C einzudämmen – zu erreichen, sind innovative Ideen auf ganzer Breite gefragt. Umweltschutz und nachhaltiges Wirtschaften sind die Grundpfeilen dafür. Vor diesem Hintergrund wird derzeit die Wie weit Deutschland auf dem Weg zu einer nachhaltigen Gesellschaft ist – davon konnten sich die Besucher auf der fünften „Woche der Umwelt“ in Berlin überzeugen.

Schaufenster neuer Technologien und Ideen

Zwei Tage war der Amtssitz des Bundespräsidenten in Berlin ein Schaufenster für ressourscenschonende und umweltfreundliche Technologien. Fast 12. 000 Besucher, darunter auch erstmals ungeladene Gäste, waren am 7. und 8. Juni der Einladung von Bundespräsident Joachim Gauck und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) ins Schloss Bellevue gefolgt. 190 Aussteller, die eine Jury aus 600 Bewerbern ausgewählt hatte, präsentieren Innovationen und Strategien rund um die Themen Klimaschutz,  Energie, Ressourcenschonung, Boden und Biodiversität, Mobilität und Verkehr, Bauen und Wohnen. Parallel zur Ausstellung diskutierten Prominente aus Politik, Forschung und Wirtschaft auf der Hauptbühne und in kleineren Foren über aktuelle Themen wie Ressourceneffizienz oder Klimawandel.

Horizonterweiterende Aha-Erlebnisse

„Schaut her – es geht doch“ – mit diesen hoffnungsvollen und anerkennenden Worten hatte Joachim Gauck das zweitägige Umweltfest eröffnet und seinen Gästen viele „horizonterweiternde Aha-Erlebnisse“ gewünscht. Viele Aussteller zeigten dabei, wie sich mit natürlichen Ressourcen oder biobasierten Verfahren nachhaltige Produkte erzeugen lassen. Die Palette der Innovationen reichte von Dämmstoffen aus gesiebten Hobelspänen über Sitzpolster aus recycelten PET-Flaschen bis hin zu Elektroautos aus biobasierten Autoteilen. So stellte die Osnabrücker Firma Onyx MiO auf der „Woche der Umwelt“ erstmals den Prototypen eines Fahrrad-Autos vor, dass mit 200 Kilogramm nicht nur extrem leicht ist, sondern per Akku und Solarzellen elektrisch angetrieben wird und auch über Pedalen aufgeladen werden kann. In einem ersten Schritt haben die Entwickler das umweltfreundliche Stadtauto, das je nach Akkuvariante  bis zu 80 Kilometer schafft, aus einem Glasfaser-Kohlenstoff-Gemisch gebaut. „Das nächste Modell soll aus Kork und Hanf bestehen“,  kündigte Erfinder und Geschäftsführer Nicolas Meyer an.

Neue Stoffe aus Polymilchsäure und Plastikflaschen

Dass bei der Textilherstellung ungewöhnliche biobasierte und recyclebaren Fasern verwendet werden können, präsentierte der Fachbereich Textil- und Bekleidungstechnik sowie das Forschungsinstitut für Textil und Bekleidung (FTB) von der Hochschule Niederrhein. Die Forscher um Ellen Bendt stellten erstmals Kleider aus Polymilchsäure (PLA) vor. Verwendet wurde dabei die Bioplastik-Faser Diolen 150 BT der Wuppertaler Firma PHP Fibers, die das Garn aus Maisstärke herstellt.  

„Unter industriellen Kompostbedingungen ist die Faser komplett biologisch abbaubar“, berichtet Bendt. Zur Verarbeitung des PLA-Stoffes nutzten die Studenten erstmals nicht das konventionelle Nähen, sondern ein Verfahren, das bisher vor allem in der Fahrzeugindustrie eingesetzt wurde: das nahtlose Ultraschallschweißverfahren. „Ich habe die Volants mit dieser Technik erarbeitet und wollte damit zeigen, dass man innovative Fügetechnologie mit nachhaltigen Materialien kombinieren kann“, erläutert Studentin Theresa Brinkmann.

Das schwäbische Unternehmen Bau-Fritz wiederum präsentierte einen Weg, wie man aus Abfällen innovative Materialien für den Hausbau gewinnen kann. Sie verwendet die bei der Produktion abgefallenen Hobelspäne zur Herstellung neuartiger Dämmstoffe. Mit naturbelassener Frischmolke werden die Späne so veredelt, dass sie auch den Brandschutzbestimmungen gerecht werden und im Falle eines Brandes nicht schmelzen. Durch die zusätzliche Behandlung mit Soda sind die Dämmplatten zudem dauerhaft auf natürliche Weise vor Pilzbefall geschützt.

Gauck: Deutschland erst am Anfang der Energiewende

Trotz beeindruckenden Innovationen - Deutschland steht noch am „Anfang einer Energiewende“, wie Bundespräsident Joachim Gauck zum Auftakt des Treffens betonte. Wie sich die Umwelt schonen und Ressourcen effizient nutzen lassen, darüber wurde intensiv in den vielen Foren auf der „Woche der Umwelt“ debattiert. In einer der hochkarätig besetzten Diskussionsrunden zum Thema „Planetare Leitplanken“ gab Bundesumweltministerin Barbara Hendricks zu bedenken: „Die Folgen der Starkregenfälle sind schlimmer in Gegenden, wo das Wasser schneller fließen kann." Die Ministerin verwies dabei unter anderem auf die Nebenwirkungen der Biogaserzeugung, die in manchen Bundesländern zu einem übermäßigen Anbau von Maisfeldern geführt hat.

Flächenversiegelung reduzieren

Auch über den Bodenschutz wurde diskutiert. Marlehn Thieme vom Rat für nachhaltige Entwicklung (RNE) verwies auf den hohen Grad der Flächversiegelung, der mit 60% in Deutschland bereits sehr hoch sei. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt machte auf die Folgen der intensiven Landnutzung aufmerksam: „Die Böden geraten in vielen Regionen an ihre Grenzen."

Ernteeinbußen durch intensive Bodennutzung

Das Problem: Je weniger Boden zur Verfügung steht, um so intensiver werden die Flächen genutzt. Die Folgen sind Ertragseinbußen, sinkende Leistungsfähigkeit und höhere Kosten. „In anderen Ländern ist die Bodendegradation bereits lebensbedrohlich“, betonte Joachim Braun, Direktor des Zentrums für Entwicklungsforschung (ZEF) an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms- Universität Bonn und Vorsitzender des Bioökonomierates. Er verwies auf eine im März veröffentlichte

Bewusstsein früh schärfen

Die 5. „Woche der Umwelt“ zeigte nicht nur die vielfältigen Möglichkeiten nachhaltigen und umweltbewussten Wirtschaftens. Ob die Ziele erreicht, der Wandel hin zu einer biobasierten Wirtschaft vollzogen werden kann, hängt nach Meinung der Experten entscheidend vom Engagement jedes Einzelnen ab. Und: Das Bewusstsein, Ressourcen zu schonen, sollte bereits frühzeitig geschärft werden, idealerweise bereits im Kindesalter.