Smartes Grün: Dresdner Startup ausgezeichnet
Sechs europäische Startups waren für den Green Alley Award 2016 in Berlin nominiert. Das Rennen machten die City-Moosbäume einer jungen Dresdner Firma.
Seit 2014 wird der Green Alley Award jährlich an europäische Gründer und Startups verliehen, die einen innovativen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft leisten. Vergangene Woche versammelten sich etwa 100 Finalisten, Jury-Mitglieder, Experten, Journalisten und Interessierte zur Verleihung des Awards in den Berliner Osram Höfen. In einem fünfminütigen Live Pitch mussten die sechs Finalisten die Jury noch einmal von ihrer Idee überzeugen. Dabei ging es nicht nur um den Innovationsgrad, sondern auch um die Realisierbarkeit des Projekts. Dieses Jahr traten sechs Finalisten aus Frankreich, Deutschland, Großbritannien und Finnland an. Der Award ist mit 30.000 Euro dotiert; in der Jury sitzen unter anderem Vertreter von Crowdfunding-Plattformen wie Seedmatch und Accelerator-Programmen wie Bethnal Green Ventures.
Grüne Filter als Aufsteller für die City
Das Rennen machte das Dresdner Startup "Green City Solutions". Mitbegründer Liang Wu begann seinen Pitch mit Atemmaske und dem Hinweis, dass „etwa 90 % der urbanen Stadtbevölkerung verschmutzte Luft atmet“ und jährlich etwa 8 Millionen Menschen daran sterben. Das Ziel: Dem Klimawandel entgegenwirken und die Luftverschmutzung, insbesondere in Großstädten, reduzieren.
Die Idee: Eine Wandkonstruktion bedeckt mit Moos, die so viel Feinstaub, CO2 und Stickoxide filtern kann wie 275 Bäume. Möglich wird die Filterleistung durch einen Pflanzenmix aus Mooskulturen für die Feinstaubfilterung sowie weiteren Pflanzen für gasförmige Schadstoffe. Um die automatische Bewässerung und Nährstoffversorgung zu regeln, messen zahlreiche Sensoren in der Wand unter anderem Feinstaubgehalt, Regenmenge und Temperatur. bioökonomie.de porträtiert das Dresdner Unternehmen in einem Beitrag des Videoformats ZOOM.
Einige City Trees stehen bereits in ausgewählten europäischen Städten und in Hongkong. Ziel der vier Gründer ist es, ihr Konzept auch über Europa hinaus in Asien und Amerika zu etablieren. Dafür benötigen sie engagierte Städte, die nicht nur einen City Tree als Pilotprojekt aufstellen, sondern gleich einen kleinen Wald in der Stadt verteilen. Nur dann können die Installationen einen entscheidenden Einfluss auf das Klima ausüben. Trotz großen Interesses von Seiten der Städte könnte der derzeitige Preis pro CityTree von 25.000 Euro noch ein Hindernis für potenzielle Investoren darstellen.
Jury: beeindruckendes Potenzial der Finalisten
Laut Jury war die Auswahl des Siegers in diesem Jahr besonders schwer. Naomi Climer, ehemalige Präsidentin und Mitglied der British Institution of Engineering and Technology (IET) und Schirmherrin des Green Alley Awards, zeigte sich beeindruckt: „Alle Ideen hatten Potenzial, ich bin mir sicher, dass sie alle einen passenden Investor für ihre Business Modelle finden“. Auswählen mussten die Juroren zwischen verschiedenen Ideen, die sich unter anderem mit der Reduzierung von Verpackungsmüll und weniger Lebensmittelverschwendung auseinandersetzten.
Eine besonderen Lichtblick präsentierte das Startup glowee aus Frankreich. Dessen Vision: Eine Stadt in blaues Licht getaucht – illuminiert von leuchtenden Mikroorganismen (biolumineszente Bakterien). Laut glowee werden 19 Prozent des weltweiten Strombedarfs für die Straßenbeleuchtung und andere Lichtquellen genutzt. Mithilfe ihrer Technologie könnte dieser Anteil teilweise von den Bakterien übernommen und so Emissionen reduziert werden. In diesem Jahr gab es fast 200 Bewerber aus 52 Ländern für den Award. Der Gründer und Geschäftsführer der Green Alley Awards, Jan Patrick Schulz, zeigte sich hoffnungsvoll, „dass mehr Kreislaufwirtschaft einen Beitrag dazu leisten kann, unsere Ressourcen bewusster und nachhaltiger zu nutzen“.
lg