Reallabor für regionale Kreislaufwirtschaft

Reallabor für regionale Kreislaufwirtschaft

Im Rahmen des Projektes zirkulierBAR wurde in Eberswalde eine neue Anlage in Betrieb genommen, die künftig Feststoffe und Urin aus Trockentoiletten zu Recyclingdünger und -kompost aufbereitet.

Eröffnung einer Urinaufbereitungsanlage und eines Humusregals zur Verwertung von Inhalten aus Trockentoiletten in Ebenrswalde
Eröffnung einer Urinaufbereitungsanlage und eines Humusregals zur Verwertung von Inhalten aus Trockentoiletten in Ebenrswalde

Pflanzen brauchen Stickstoff und Phosphor für ihr Wachstum. Ein Mangel an diesen Nährstoffen schadet nicht nur den Pflanzen, sondern mindert auch den Ertrag. In der konventionellen Landwirtschaft wird deshalb Kunstdünger eingesetzt, der Umwelt und Ökosystemen schadet. Hinzu kommt: Phosphor ist ein knappes Gut. Wie also können Ressourcen geschont, das Klima geschützt und gleichzeitig die Nahrungsmittelproduktion gesichert werden? Hier setzt das Forschungsprojekt zirkulierBAR an. Ziel ist es, Nährstoffe wie Phosphor und Stickstoff, die durch Anbau von Nahrungsmitteln der Umwelt entzogen werden, der Landwirtschaft im Sinne einer nachhaltigen, regionalen Kreislaufwirtschaft wieder zuzuführen und damit die Vision einer Sanitär- und Nährstoffwende umzusetzen. Das Projekt wird vom Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau geleitet und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Fördermaßnahme REGION.innovativ gefördert.

Recyclingdünger aus Urin und Kot

Im Rahmen des Projektes entstand auf dem Gelände der Kreiswerke Barnim GmbH die bundesweit erste Aufbereitungsanlage, die menschliche Ausscheidungen in Dünger und Kompost umwandelt. Mitte Oktober fand die feierliche Eröffnung statt. In einer Urinaufbereitungsanlage und einem sogenannten Humusregal werden menschliche Exkremente aus Trockentoiletten recycelt.

So entsteht aus Urin ein flüssiger Stickstoffdünger, der weitere wichtige Pflanzennährstoffe in hoher Konzentration enthält und in seiner Wirkung mit synthetischen Mineraldüngern vergleichbar ist. Die Fäkalien werden wiederum in einem Humusregal zu Humuskompost aufbereitet, der reich an Phosphor und organischen Substanzen ist. Dieser Recyclingkompost kann wiederum als Dünger eingesetzt werden, um den Humusaufbau in sandigen oder ausgelaugten Böden zu verbessern. Eine Studie hat bereits gezeigt, dass Dünger aus menschlichem Urin im Gemüseanbau ebenso gute Ergebnisse erzielt wie etablierte Dünger für den ökologischen Landbau.

Reallabor für Forschende und Unternehmen

„Diese Anlage zeigt, wie innovativ und praxisnah Kreislaufwirtschaft sein kann und dass Kreislaufwirtschaft auf den unterschiedlichsten Ebenen funktioniert“, sagte Michael Kellner, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), beim Festakt.

Die Anlage in Eberswalde ist daher ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer regionalen Kreislaufwirtschaft. Zugleich ist sie ein Reallabor für Forschende und Unternehmen. „Mit dem Recyclingdünger von zirkulierBAR kann man die hohe Produktivität in der Landwirtschaft beibehalten und zugleich Energie, Wasser und wertvolle Rohstoffe einsparen. Dass es möglich ist, wissen wir – aber wie genau, das wird ab heute hier in Eberswalde, in der deutschlandweit ersten Anlage zur Herstellung von Dünger aus menschlichen Ausscheidungen erforscht“, so Tobias Dünow, Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg (MWFK) bei der feierlichen Eröffnung.

Testbetrieb bis 2024

In der neuen Eberswalder Forschungsanlage können jährlich rund 200 Kubikmeter Feststoffe aus Trockentoiletten und 100 Kubikmeter getrennt gesammelter Urin zu Forschungs- und Versuchszwecken aufbereitet werden. Der Testbetrieb der Anlage soll zunächst bis 2024 laufen und wird wissenschaftlich begleitet. „Um erfolgreiche Lösungen für die vielfachen gesellschaftlichen Herausforderungen zu erarbeiten, müssen wir gemeinsam alle gesellschaftlichen Akteurinnen und Akteure an einen Tisch holen. ZirkulierBAR ist das beste Beispiel für ein gelungenes transdisziplinäres Projekt“, so Nicole van Dam, wissenschaftliche Direktorin am IGZ.

bb