Portal zu Plastikmüll im Meer

Portal zu Plastikmüll im Meer

Wie wirkt sich Plastikmüll auf die Meere aus? Helmholtz-Forscher haben in einem Onlineportal alle Daten zum Thema zusammengetragen.

Müll am Strand, Fischernetze
Ob Plastikflaschen oder Fischereinetze: Eine Datenbank zeigt, dass solcher Müll überall in den Weltmeeren zufinden ist.

Ob im Mittelmeer, Atlantik oder Pazifik: Müll - von Plastiktüten über Schuhe bis hin zu Fischernetzen - ist als Strandgut oder Relikt am Meeresboden überall zu finden. Plastikmüll macht dabei das Gros der Verschmutzung aus und hat bereits die Arktis erreicht. Seit Jahren warnen Forscher daher vor den Folgen der zunehmenden Vermüllung für Meeresbewohner und andere Tierarten.

Online-Portal zu globalen Mülldaten

Forscher vom Alfred-Wegener-Institut (AMI) am Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung befassen sich seit Jahren mit dem Thema Müll im der Tiefsee. Nun haben Meeresbiologen um Melanie Bergmann erstmalig alle bisher veröffentlichten 1.236 Studien zusammengetragen und in einer Datenbank publik gemacht. Im Ergebnis entstand das Online-Portal „AWI-Litterbase“. Die Webseite will aufklären, wo sich aktuell überall Müll im Meer befindet und welche Tierarten und Lebensräume konkret dadurch bedroht sind.

Weltweite Verteilung von Müll und Mikroplastik in aquatischen Lebensräumen am 23.03.2017. (Anzahl pro Quadratkilometer)

Globale Müllverteilung AWi-Forscher

„In AWI-Litterbase haben wir erstmals alle im Zusammenhang mit Meeresmüll untersuchten Gruppen von Organismen gemeinsam analysiert und in einer Karte dargestellt. Die Karten dokumentieren, wo Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Müll gefunden haben“, erklärt Melanie Bergmann.

Freiflächen sind keine müllfreien Zonen

Auch freie Flächen sind auf der Karte zufinden. Sie bedeuten aber keinesfalls, dass dies müllfreie Zonen sind. Bergmann spricht vielmehr von „blinden Flecken“, wo es noch erhöhten Forschungsbedarf gibt. So ist der Mittelmeerraum eine Region, zu der bereits zahlreiche Studien Mülldaten liefern, während es kaum Untersuchungen zur Verschmutzung der Meere in Afrika oder am Toten Meer gibt.

Auf die Frage, warum es eine solche Übersicht nicht schon längst gibt, haben die Forscher eine einfache Antwort: Bisherige wissenschaftliche Studien haben nie alle Datensätze einbezogen, weil verschiedene Forschungsgruppen zu unterschiedlich messen. Die neue Online-Datenbank knüpft genau hier an. „Unsere globalen Karten zeigen zwar auch Daten in unterschiedlichen Einheiten, aber genau das haben wir als Kriterium eingeführt, so dass man jetzt nach Einheiten getrennt filtern kann. So lassen sich Werte derselben Einheit leicht vergleichen - und das zum ersten Mal für Müll in verschiedenen Regionen oder Lebensräumen“, erläutert Lars Gutow, der die Datenbank mitentwickelt hat.

Aktuelle Karten und Grafiken zu Müll im Meer

Die Forscher wollen die Datenbanken künftig ständig aktualisieren und die Auswirkungen auf Karten und Infografiken deutlich machen. So zeigen die Karten beispielsweise schon jetzt, dass die Vermüllung vor allem Seevögel und Fische gefährden. Die aktuelle Analyse der Wechselwirkungen zeigt, dass derzeit 34 % der untersuchten Organismen Müll verzehren. 31% der Arten nutzen den Müll sogar als neues zu Hause und etwa 30% Prozent verstricken sich gar im Müll.

Mit dem Online-Portal „Litterbase“ wollen die AWI-Forscher vor allem das Wissen zu Müll in den Meeren einer breiten Öffentlichkeit verständlich zugänglich machen. „Unsere Datenbank wird es uns ermöglichen, die globalen Mengen und Verteilungsmuster des Mülls in den Ozeanen zu analysieren und besser zu verstehen“, betont Gutow.

bb