Pestizide in Gewässern schaden auch Tieren an Land

Pestizide in Gewässern schaden auch Tieren an Land

Forschende sind der Spur von Pestiziden im Lebenszyklus der Zuckmücke gefolgt, um zu erkunden, inwiefern diese Pestizide an Land transportieren und damit auch Fressfeinden schaden.

Adulte Zuckmücken (links Männchen - rechts Weibchen)
Adulte Zuckmücken (links Männchen - rechts Weibchen)

Pestizide in der Landwirtschaft sind seit langem umstritten: Sie schützen zwar wichtige Nahrungspflanzen vor Schädlingen und sichern so die Nahrungsmittelproduktion. Zugleich geht der Pestizideinsatz zu Lasten der Umwelt und schadet der Biodiversität. Längst sind Pestizide nicht nur dort zu finden, wo sie eingesetzt werden. Ein Teil dieser chemischen Verbindungen gelangt vom Feld auch in nahegelegene Gewässer, wo unter Wasser lebende Tiere mit den Schadstoffen belastet werden. Dazu zählen Zuckmücken, deren Larven sich auf dem Grund der Gewässer und im Sediment tummeln.

Pestizidspuren der Zuckmücke gefolgt

Eine Studie von Forschenden der Universität Koblenz-Landau zeigt nun, dass nicht nur die Larven der Zuckmücken Pestizidrückstände in sich tragen, sondern diese auch mit der Metamorphose an die erwachsenen Mücken weitergegeben werden. Zuckmücken sind winzige nicht stechende Fliegen, die sich in dunklen Schwärmen in der warmen Luft an Seen und Bächen tummeln, landeinwärts fliegen und dort für andere Insekten, Spinnen, Frösche, Vögel und Fledermäuse eine wichtige Nahrungsquelle sind. Das Forschungsteam ist den Spuren von Pestiziden im gesamten Lebenszyklus der Zuckmücke gefolgt und hat untersucht, ob diese Insekten Pestizide auch an ihre Fressfeinde weitergeben könnten.

Zuckmückenlarven geben Pestizide an erwachsende Mücken weiter

Im Rahmen der Studie setzten die Forschenden dafür Zuckmückenlarven in einen Behälter mit Sediment, Wasser und einer Mischung aus neun Pestiziden. Das Ergebnis: Alle eingesetzten Fungizide und Herbizide wurden von den Larven aufgenommen. Ein geringer Teil davon fand sich sogar in den aus den Larven schlüpfenden fliegenden Insekten wieder. Auch waren beispielsweise die Konzentrationen des bei Raps, Weinbau, Gemüse oder Obst eingesetzten Herbizids Propyzamid in den Larven und bei frisch geschlüpften Mücken ähnlich hoch.

Fresstiere nehmen Pestizide über Fluginsekten auf

Es zeigte sich aber auch, dass die Pestizidkonzentration bei geschlüpften weiblichen Mücken verglichen mit ihren männlichen Artgenossen zunächst sogar höher war, später aber wieder abnahm. Diesen Rückgang erklären die Forschenden damit, dass die meisten der weiblichen Mücken Eier legen und damit die schädlichen Verbindungen an die nächste Generation von Mücken weitergeben. Pestizide in Gewässern könnten damit auch Tiere wie Vögel und Fledermäuse an Land schaden, da sie die herumfliegenden Mücken fressen und so über längere Zeit Pestizide aufnehmen.

bb