Neues Großforschungszentrum für nachhaltige Chemie entsteht bei Leipzig

Neues Großforschungszentrum für nachhaltige Chemie entsteht bei Leipzig

In Delitzsch wird mit dem „Center for the Transformation of Chemistry“ ein zukunftweisendes Großforschungszentrum entstehen. Dafür stellen Bund und Länder 1,1 Mrd. Euro aus dem Strukturstärkungsgesetz Kohleregionen bereit.

Center for the Transformation of Chemistry
So sieht das Entwurfskonzept des CTC auf dem Gelände der ehemaligen Zuckerfabrik in Delitzsch aus.

Rund 100 Ideen konkurrierten um 2,2 Milliarden Euro, die Bund und Länder ausgelobt hatten, um zwei neue Großforschungszentren auf den Weg zu bringen. Sie sollen im Mitteldeutschen Revier und in der Lausitz den Strukturwandel infolge des Kohleausstiegs zukunftsgerichtet gestalten. Einen der Zuschläge hat nun das „Center for the Transformation of Chemistry“ (CTC) erhalten. Es entsteht in Delitzsch bei Leipzig auf dem Gelände einer ehemaligen Zuckerfabrik. Ins Leben gerufen hatten den Wettbewerb „Wissen schafft Perspektiven für die Region!“ das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), der Freistaat Sachsen und das Land Sachsen-Anhalt. Ein wissenschaftliches Gremium aus 63 Fachleuten traf die Entscheidung.

Strukturwandel im Osten gestalten

„Wir müssen den Strukturwandel in den Kohleregionen gestalten und den Menschen Perspektiven geben“, sagte Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger bei der Bekanntgabe. Dazu sei Forschung der Schlüssel. Weiter erklärte die Ministerin: „Mit der Entscheidung zur Gründung von zwei Großforschungszentren setzen wir heute einen Meilenstein. Das Deutsche Zentrum für Astrophysik und das Center for the Transformation of Chemistry werden der sächsischen Lausitz und dem mitteldeutschen Revier ein unverwechselbares wissenschaftliches Profil verleihen und für die Regionen wichtige Arbeitsplätze schaffen. Die beiden Großforschungszentren sollen der deutschen Forschungslandschaft insgesamt starke neue Impulse auf Topniveau geben, um die Herausforderungen unserer Zeit anzugehen.“ Allein der Bund werde bis 2038 jedes der beiden Zentren mit mehr als 1,1 Milliarden Euro finanzieren.

Chemiebranche als widerstandsfähige Kreislaufwirtschaft

Die Initiative für das CTC geht zurück auf Peter Seeberger und Matthew Plutschack vom Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung (MPIKG) in Potsdam-Golm. „Um die Versorgung und das Funktionieren der gesamten Wirtschaft am Standort Deutschland zu sichern, ist es dringend notwendig, Ausgangsstoffe, Prozesse und Produkte neu zu denken und die bisher linear geprägte chemische Industrie, die zudem große Mengen Kohlenstoffdioxid sowie giftige Abfälle und Abwässer produziert, langfristig als widerstandsfähige Kreislaufwirtschaft zu etablieren“, erläutert Seeberger die Idee hinter dem CTC. Das Großforschungszentrum solle dazu dienen, „kostengünstige und nachhaltige Produktionsprozesse hauptsächlich aus nachwachsenden Rohstoffen oder recycelten Materialien unter Einhaltung höchster Arbeitsschutz- und Umweltstandards und drastisch verkürzter Transportwege“ sicherzustellen.

„Global sichtbarer Leuchtturm der Spitzenforschung“

Dass eine solche Transformation notwendig ist, gilt inzwischen in der Chemiebranche als konsensfähig. „Es gibt weltweit Ansätze in der Industrie und der Wissenschaft in diese Richtung, aber kein vergleichbares Forschungszentrum“, betont Seeberger. Das neue Großforschungszentrum werde ein global sichtbarer Leuchtturm der Spitzenforschung und ein Kristallisationskeim für Ansiedlungen und Ausgründungen im Mitteldeutschen Revier, hofft der Leiter des MPIKG. Auch neue Studien-, Aus- und Weiterbildungsangebote sollen entstehen.

Zusammen mit angrenzenden Wohngebieten und einem eigenen S-Bahn-Anschluss soll rund um den Campus des CTC ein neuer Stadtteil von Delitzsch wachsen und Arbeitsplätze schaffen. Unterstützung dafür kommt bereits heute von mehr als 100 Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft.

bl