Biopolymer-Akteure vernetzen

Biopolymer-Akteure vernetzen

Benjamin Baudrit

Beruf:
Promovierter Chemiker

Position:
Prokurist, Bereichsleiter „Produkte und Prozesse“ sowie „Fügen und Oberflächentechnik“ am SKZ – Das Kunststoff-Zentrum in Würzburg

 

Benjamin Baudrit
Vorname
Benjamin
Nachname
Baudrit

Beruf:
Promovierter Chemiker

Position:
Prokurist, Bereichsleiter „Produkte und Prozesse“ sowie „Fügen und Oberflächentechnik“ am SKZ – Das Kunststoff-Zentrum in Würzburg

 

Benjamin Baudrit

Der Kunststoffexperte Benjamin Baudrit berichtet über das neue Webportal BioFoN, das Akteure zum Thema biobasierte Polymere vernetzen will.

Nach aktuellen Prognosen ist ein Anstieg des Marktanteils von Biopolymeren am globalen Kunststoffmarkt auf etwa 10% innerhalb der nächsten fünf Jahre zu erwarten. Der Trend zu biobasierten und biologisch abbaubaren Kunststoffen ergibt sich vor allem aus der weltweiten Abfallproblematik und den steigenden Umweltauflagen für die Industrie. Das kürzlich an den Start gegangene Internet-Portal BioFoN will die Akteure aus Wissenschaft und Wirtschaft zum Thema biobasierte Polymerwerkstoffe entlang der gesamten Wertschöpfungskette hierzulande besser vernetzen. Benjamin Baudrit vom SKZ – Das Kunststoff-Zentrum in Würzburg koordiniert das Projekt.

Frage

Das Netzwerk BioFoN ist kürzlich online gegangen. Welche Ziele verbinden Sie mit der neuen Plattform?

Antwort

BioFoN (Zukunftsnetzwerk biobasierter Polymere) ist seit Mitte Oktober online erreichbar. Wir arbeiten bereits seit einem Jahr an der Bekanntmachung und Umsetzung des Vorhabens. BioFoN soll eine Plattform für alle Institutionen und Firmen bieten, welche sich mit Biopolymeren beschäftigen, völlig unabhängig vom fachlichen Hintergrund. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Suchen und Finden geeigneter Projektpartner und der Initiierung von Forschungsprojekten und Allianzen. Dazu bieten wir verschiedene Tools an, wie beispielsweise unsere Kompetenzmap, die eine deutschlandweite Übersicht über die Netzwerkmitglieder gibt. Einfach mitmachen, es lohnt sich!

 

Frage

Wie sieht Ihr konkreter Beitrag für BioFoN aus?

Antwort

Unsere Aufgabe ist, aus BioFoN die zentrale Anlaufstelle zum Thema Biopolymere zu machen. Hierfür präsentieren wir diese Plattform möglichst breit. Wir freuen uns ebenfalls auf Feedbacks hinsichtlich gewünschter Funktionen, die wir noch nicht berücksichtigt haben. Wir werden die Plattform noch weiterentwickeln. Die Suchfunktion, die Mitgliederdarstellung und die Kommunikation innerhalb von BioFoN werden wir demnächst bereits anpassen, so dass jeder seine Biopolymer-Partner möglichst schnell finden wird.

Frage

Wo wollen Sie mit dem Netzwerk Impulse setzen und welche Partner sind an Bord?

Antwort

BioFoN soll interdisziplinäre Impulse zur Forschung und Entwicklung von Produkten aus Biopolymeren setzen. Nur mit geeigneten Partnern können Märkte erfolgreich bedient werden. Unser Fokus liegt besonders auf Firmen und Institutionen, die bisher noch keinen oder nur wenig Bezug zu Biopolymeren hatten. Hier bieten wir den Zugang zu geeigneten Projektpartnern und das notwendige Know-how. Das Vorhaben BioFoN wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über die Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) finanziert. SKZ – Das Kunststoff-Zentrum, Würzburg, und die Technische Universität Chemnitz führen dieses Vorhaben. Im Bereich Marketing und IT werden wir von der Werbeagentur Iconomic, Veitshöchheim, unterstützt. Außerdem überwacht ein zwölfköpfiger industrieller Beirat den Projektablauf.

Frage

Wie ist die Biokunststoff-Branche in Deutschland aufgestellt?

Antwort

Das Wort Biokunststoff umfasst ein sehr großes Spektrum an Werkstoffen. Für uns liegt der Fokus in der Herkunft. Deshalb betrachten wir mit BioFoN Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen. In Österreich wird beispielsweise die biologische Abbaubarkeit stärker gewichtet. Da spielt die Politik eine große Rolle. Biokunststoffe werden aktuell nach wie vor vermehrt im Verpackungsbereich eingesetzt. Technisch anspruchsvolle Anwendungen, wie im Medizin- oder im Automobilbereich, gibt es eher selten. Viele Firmen entwickeln Produkte aus Biokunststoffen, vertreiben diese aus Kostengründen aber (noch) nicht.

Frage

Welche Produkte aus Biokunststoff sollten aus Ihrer Sicht unbedingt noch entwickelt werden? 

Antwort

Theoretisch können viele Produkte, die aktuell aus erdölbasierten Kunststoffen hergestellt werden, aus Biopolymeren konzipiert werden. Fährräder, Autos, Motorräder aus Biokunststoffen gibt es bereits, zumindest als Prototypen. Um das Vertrauen der Bevölkerung und das der Industrie zu gewinnen, wünsche ich mir zum Beispiel ein Flugzeug aus dieser Materialklasse. Das wäre sehr beeindruckend.

Interview: Kristin Kambach