Nachhaltige Mode mit Algen
Wie können aus Algen Textilien entstehen? Welche Chancen bieten neue Materialien für Designer, und was wünschen sich Konsumenten? Ein BürgerWissenschaftsDialog diskutiert darüber am 11. November bei der Ausstellung NaturFutur im Berliner Naturkundemuseum.
Immer mehr Verbraucher verlangen nach Produkten, die umweltfreundlich sind und nachhaltig produziert werden. Das gilt in besonderem Maße auch für Textilien und Mode. Noch machen Chemiefasern den Löwenanteil aller Textilfasern weltweit aus. Doch ein Umdenken ist im Gange. Im Labor, im Designstudio und im Textilunternehmen – immer mehr Akteure haben sich zum Ziel gesetzt, biobasierte Rohmaterialien zu nutzen. Nachhaltige Design-Labels bieten erste Produkte an und kommen auf Veranstaltungen wie der Green Fashion Fair in Berlin zusammen – zuletzt Anfang September im Rahmen der Berlin Fashion Week. „Wir haben im Rahmen dieser Veranstaltung das erste Sustainable Fashion Event für Konsument:innen auf die Beine gestellt“, berichtet Claudia Albert von der Eventagentur Moij Momente. „Meiner Co-Founderin Agnes Friedrich und mir geht es darum, die Vielfältigkeit der nachhaltigen Modeszene zu präsentieren, ihre Pioniere und innovativen Newcomer. Bei der Premiere waren 30 Brands dabei. Nächstes Jahr rechnen wir mit noch mehr Ausstellern und Designern, die mitmachen.“
Algen als innovative neue Rohstoffquellen in der Textilindustrie
Aber auch in der Wissenschaftscommunity wächst das Interesse am Thema. Algen und andere natürliche Ressourcen als nachhaltige Rohstoffquelle für Mode erschließen – das ist eines der Ziele, dem sich der Innovationsraum BIOTEXFUTURE widmet. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) über fünf Jahre geförderte Konsortium wird gemeinsam von der RWTH Aachen und dem Sportartikelhersteller adidas geleitet.
Eines der hier geförderten Projekte ist Algaetex, an dem auch Wissenschaftler des Fraunhofer IGB und der Universität Bayreuth beteiligt sind. „Gemeinsam wollen sie einen technisch machbaren Weg aufzeigen, wie aus Algen bzw. den von ihnen produzierten Fettsäuren Materialien für textile Anwendungen hergestellt werden können: sogenannte thermoplastische Biopolymere“, sagt Marco Schmitt, an der RWTH Aachen am Lehrstuhl für Soziologie mit dem Schwerpunkt Technik- und Organisationssoziologie tätig. Ein anderes Projekt – GOLD genannt – dreht sich um die Goldschlägerhaut und wie sich dieses Material biomimetisch nachbauen lässt, ohne Tiere dafür einsetzen zu müssen. Das Team um Claudio Flores von der Mimetype Technologies GmbH will dafür die molekularbiologischen Details des Rinderdarms entschüsseln und dieses Wissen auf die Herstellung von elastischen Materialien anwenden.
Schmitt und seine RWTH-Kollegen am Lehrstuhl für Soziologie wiederum wollen Materialinnovationen im Projekt TransitionLab aus der Perspektive der Konsumenten und notwendiger Innovationen in den gesellschaftlichen Praktiken begleiten: Was wünschen sich die Verbraucher:innen? Welche Erwartungen setzen sie beispielsweise in Mode aus Algen oder anderen Ressourcen? Welche Probleme könnten aus ihrer Sicht damit gelöst werden, welche nicht? Was können sie zu einer nachhaltigeren Textilwirtschaft beitragen?
BürgerWissenschaftsDialog am 11. November im Naturkundemuseum
Im Rahmen der Ausstellung NaturFutur, die seit Anfang November noch bis zum 5. Dezember im Naturkundemuseum Berlin umgesetzt wird, wollen die Forscher zum gemeinsamen Gespräch mit Experten und Bürger:innen zusammenkommen. In Rahmen der Themenwoche Material|Mode|Konsum organisiert BIOTEXFUTURE am 11. November gemeinsam mit bioökonomie.de in der Reihe „Bioökonomie im Gespräch“ die Veranstaltung „Mode aus Algen – Wege zu einer nachhaltigen Textilwirtschaft“ von 18:00 bis 19:30 Uhr. Als weitere Experten vor Ort dabei sind Johannes Kopton, Algenexperte und Biotech-Enthusiast vom Verein Ökoprogressive Agrarwende (ÖkoProg), Claudia Albert, Gründerin der Green Fashion Fair in Berlin und Claudio Flores (Mimotype Technologies GmbH) vom Projekt GOLD im Innovationsraum BIOTEXFUTURE.
„Mode aus Algen – Wege zu einer nachhaltigen Textilwirtschaft“
11. November von 18:00 bis 19:30 Uhr | LIVE VOR ORT und im LIVESTREAM
Naturkundemuseum Berlin | NaturFutur Ausstellung im Experimentierfeld
Das Format ist für alle interessant, die nicht nur nachhaltig produzierte Mode konsumieren, sondern auch etwas über den dafür nötigen Wandel wissen möchten. Es wird in allgemeinverständlicher Sprache diskutiert und jeder Input ist willkommen. Nach der Veranstaltung, von 19:30 bis 20:30 Uhr, sind alle Beteiligten zu einem kleinen Imbiss mit Buffet und Getränken eingeladen.
Live- Umfrage zum Thema "Mode & Nachhaltigkeit"
Wer live vor Ort dabei sein möchte, muss sich anmelden. Für alle anderen gibt es einen
Livestream auf der Webseite von "NaturFutur".
WICHTIG: Die Plätze vor Ort sind pandemiebedingt begrenzt und eine Anmeldung ist VORAB nötig über eine formlose E-Mail an beteiligen@mfn.berlin, mit Name und Adresse, mit dem Stichwort „Mode aus Algen“ sowie Datum und Uhrzeit der Veranstaltung.
sw