Ideen für nachhaltige Textilproduktion gefragt
Im Rahmen einer neuen Ausschreibungsrunde fördert der Innovationsraum BioTexFuture erneut Projekte, die den Wandel von einer erdölbasierten hin zu einer biobasierten Textilproduktion voranbringen.
Mit dem Förderkonzept „Innovationsräume Bioökonomie“ hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung 2016 ein Instrument geschaffen, um den Strukturwandel von einer erdölbasierten hin zu einer nachhaltigen, biobasierten Wirtschaft zu beschleunigen. Branchenübergreifende Bündnisse zwischen Wissenschaft und Wirtschaft sollen bioökonomische Innovationen schneller in die Praxis bringen. Ein großes Potenzial birgt hier die Textilbranche. Der Innovationsraum BioTexFuture fokussiert daher Projekte zur Herstellung biobasierter Textilien auf Basis nachhaltiger Rohstoffkreisläufe.
Im Oktober ist eine neue Förderrunde gestartet. Erneut können sich Projekte mit ihren Ideen zu einer nachhaltigen Textilindustrie beim Innovationsraum BioTexFuture bewerben. Gefördert werden Forschungsvorhaben zum Textil-Finishing, zum Produkt- und Prozessmanagement, zum Recyclingmanagement sowie zur Entwicklung von Substraten und Materialien.
Von der Idee in die Praxis
Die Ausschreibung adressiert zwei Arten von Projekten: Seed-Fund-Projekte und Accelerator-Projekte. Im Rahmen der Seed-Fund-Projekte werden innovative Ideen unterstützt, für die noch der Machbarkeitsnachweis erbracht werden muss. Sechs bis zwölf Monate dürfen für ein solches Projekt veranschlagt werden und maximal 100.000 Euro. Das Format dient dazu, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern bei der Erforschung ihrer Ideen in einem interdisziplinären Team Unterstützung anzubieten. Projekte, die bereits über einen Konzeptnachweis verfügen und die Umsetzung ihrer Idee beschleunigen wollen, werden hingegen über das Accelerator-Projekt gefördert. Hier werden Projekte mit einer Laufzeit von bis zu zwei Jahren gefördert. Entsprechende Projektanträge für beide Formate können bis zum 15. Januar 2022 beim Projektmanagement-Büro eingereicht werden. Der Innovationsraum BioTexFuture wird industrieseitig vom Sportartikelhersteller Adidas sowie forschungsseitig von der RWTH Aachen geleitet.
Mit ALGAETEX, BIOCOAT und BIOBASE werden über BioTexFuture bereits seit längerem drei Konzepte gefördert. Im Projekt ALGEAETEX sollen beispielsweise Polymere für die Garnherstellung aus Mikroalgen gewonnen und Textilien für die Sportartikelindustrie entwickelt werden. Das Projekt BIOCOAT will ein Verfahren etablieren, das es ermöglicht, biobasierte Textilien mit einer ebenfalls biobasierten Beschichtung zu versehen, um den Stoff mit Eigenschaften wie wasserabweisend, antimikrobiell oder schneller trocknend auszustatten. Das Projekt BIOBASE hat sich hingegen zum Ziel gesetzt, in den Bereichen Automobil, Sportbekleidung, Innenausstattung und technische Textilien jeweils ein erdölbasiertes Produkt durch eines aus Biopolymeren zu ersetzen.
BIOTEXFUTURE
Weitere Informationen zu den Projekten und zur aktuellen Ausschreibung gibt es auf der Webseite des Innovationsraumes BioTexFuture.
Im Oktober sind zwei neue Seed-Fund-Projekte an den Start gegangen, wie bioökonomie.de im Gespräch mit Thomas Köhler, Projektkoordinator der RWTH Aachen erfuhr. Sie konnten sich im Rahmen der ersten Ausschreibung im Vorjahr durchsetzen. So wird das Projektteam POLYPFIBER bei der Herstellung eines antimikrobiellen PLA-Multifilamentgarns gefördert, das mit Polyphosphat versehen ist. Im Projekt GOLD geht es um neue Wege, elastische Textilien herzustellen. Dafür wollen die Forschenden um Claudio Flores von der Mimotype Technologies GmbH die molekularen und mechanischen Details der natürlichen Herstellung der Goldschlägerhaut im Rindermagen entschlüsseln und darauf aufbauend einen neuen Prozess für die Textilindustrie entwickeln, der ohne die Tiere auskommt. Vier weitere Projekte liegen nach Angaben des Projektkoordinators noch zur Bewilligung beim Projektträger Jülich.
Neuer Call bietet Ideenworkshop
„Die Resonanz auf die erste Ausschreibung war positiv. Es wurden viele gute Vorschläge eingereicht“, resümiert Koehler. Unter den Bewerbern waren jedoch auch viele Projekte, die thematisch nicht ganz passend waren, jetzt aber anderweitig weiterverfolgt werden. „Im zweiten Call wollen wir daher einen Ideenworkshop anbieten, um relevante Ideen im Vorfeld zu diskutieren, damit sich die Personen besser vernetzen können und sich die Chancen der Antragsteller auf eine Bewilligung erhöhen“, erklärt Thomas Koehler.
BioTexFuture zu Gast bei NaturFutur
Der Innovationsraum BioTexFuture ist gegenwärtig auch im Rahmen der Ausstellung NaturFutur – Bioökonomie erleben im Berliner Naturkundemuseum präsent, eine Kooperation vom Museum für Naturkunde und bioökonomie.de. Im Rahmen der Veranstaltung „Bioökonomie im Gespräch“ können Interessierte am 11.11.2021 ab 18.00 Uhr mehr zu dem Thema „Mode aus Algen – Wege zu einer nachhaltigen Textilwirtschaft“ erfahren.
bb