Invasive Arten verdrängen heimische Fische
Bayerische Fließgewässer sind in einem schlechten Zustand. Das belegen Langzeitdaten, die Münchner Ökologen analysiert haben.
Die Äsche war einst namensgebend für eine ganze Flussregion. Heute sind ihre Bestände massiv zurückgegangen – und dieses Bild zeigt sich ebenso für weitere spezialisierte Fischarten in den Fließgewässern Bayerns. Umweltfaktoren und invasive Arten sind dafür verantwortlich, so das Fazit einer Studie von Gewässerökologen der TU München.
Lebensräume für Spezialisten schwinden
Im Auftrag des bayerischen Landesamtes für Umwelt und finanziert durch das bayerische Umweltministerium, untersuchten die Forscher die Fachliteratur der vergangenen 30 Jahre zum Fischbestand in den Gewässern Obere Donau, Elbe und Main. Im Fachjournal „Biological Conversation“ berichten sie, dass Dämme, höhere Wassertemperaturen und eine Verschlammung der Flüsse heimische Fischarten stark beeinträchtigen. Arten, die im Verlauf ihres Lebenszyklus unterschiedliche spezielle Bedingungen benötigen, sind daher besonders gefährdet. „Liegen diese speziellen Bedingungen nicht mehr vor oder können die Tiere nicht zwischen Teillebensräumen wandern, dann bekommen sie Probleme“, erklärt Melanie Müller vom Lehrstuhl für Aquatische Systembiologie der TU München und Autorin der Studie.
Generalisten breiten sich aus
Im Umkehrschluss haben sich sogenannte Generalisten unter den Fischen in den vergangenen drei Jahrzehnten weiter ausbreiten können. Sie haben nur geringe Anforderungen an ihre Lebensbedingungen und füllen die Bereiche, die von den Spezialisten nicht mehr bewohnt werden können.
Viele Generalisten gehören zu invasiven Arten
Auffällig ist dabei, dass es sich bei den Generalisten besonders häufig um invasive Arten handelt, also Arten, die in diesen Gewässern ursprünglich nicht heimisch waren. Viele von ihnen wie Regenbogenforelle oder Blaubandbärbling sind im Ballastwasser von Schiffen nach Mitteleuropa gelangt. „Wir müssen uns künftig darauf einstellen, in immer mehr Gewässern neuartige Lebensgemeinschaften anzutreffen, die aus einer Mischung von Arten bestehen, die sich natürlicherweise nie begegnen würden“, warnt Jürgen Geist, Ordinarius am Lehrstuhl für Aquatische Systembiologie und Leiter der Studie.
Die Gewässerökologen fordern nun Langzeitstudien, die systematisch Verbreitung und Häufigkeit der wasserlebenden Arten erfassen. „Der Arten- und Biodiversitätsschutz darf nicht an der Wasseroberfläche aufhören und sollte an wissenschaftlichen Ergebnissen ausgerichtet werden“, mahnt Geist.
bl