Grüne Woche 2015: Biobasiert eingerichtet

Grüne Woche 2015: Biobasiert eingerichtet

Pfiffige Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen: Auf der Grünen Woche in Berlin erobert sich die Bioökonomie ihren Raum.

36 Quadratmeter mit innovativen, biobasierten Produkten für Wohnzimmer, Küche und Bad hat der Bioökonomierat auf der Grünen Woche 2015 ausgestellt.
36 Quadratmeter mit innovativen, biobasierten Produkten für Wohnzimmer, Küche und Bad hat der Bioökonomierat auf der Grünen Woche

1600 Aussteller aus rund 70 Ländern, 26 Hallen gefüllt mit bis zu 400.000 Besuchern: auch die 80. Internationale Grüne Woche in Berlin ist wieder ein Mekka für Freunde landwirtschaftlicher Produkte und Nahrungsmittel. Doch auch ein recht junger Begriff erobert zunehmend seinen Raum auf der großen Schau der Agrarbranche: die Bioökonomie – womit die Nutzung biologischer Ressourcen für die Erzeugung innovativer und nachhaltiger Produkte gemeint ist. Nicht nur die . Wo biobasierte Produkte bereits überall im Alltag drinstecken, lässt sich noch bis zum 25. Januar auf der besichtigen.


 

Gleich benachbart zur großen Tierhalle mit Pferden, Milchkühen und Alpakas und dem Erlebnisbauernhof hat die „nature.tec“ ihren Platz – in der Fachschau Bioökonomie geht es in diesem Jahr besonders wohnlich zu: So hat der Bioökonomierat, ein Expertengremium zur Beratung der Bundesregierung, eine im eleganten Weiß gehalten Wohnung im Mini-Format aufgebaut: „Bioökonomie auf 36 m2“ heißt die Ausstellung. Sie veranschaulicht 34 biobasierte Produkte, die es in die moderne Küche, Bad und Wohnzimmer geschafft haben

Bioökonomie begreifbar machen

Für die meisten Besucher erste Anlaufstation ist ein Designer-Fahrrad mit einem Rahmen aus Holz: Eine Dresdner Firma hat dünne Furnierschichten zu Leichtbaurohren verleimt, die außergewöhnlich stabil sind – und dazu noch edel aussehen. „Besucher aus der Agrarbranche interessieren sich zudem sehr für das aus Bakterien gewonnene Entrostungsmittel und das Kettenöl aus Sonnenblumen“, sagt Patrick Dieckhoff, Leiter der Geschäftsstelle des Bioökonomierates. Mit der Resonanz der Ausstellung ist sein Team sehr zufrieden. „Die Ausstellung bietet ein sehr gutes Forum, um das vielen noch unbekannte Konzept Bioökonomie begreifbar zu machen“, so Dieckhoff. Baumaterialen und Werkstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen lassen sich auf der „nature.tec“ in ihrer ganzen Vielfalt besichtigen. Am Stand der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) türmt sich ein großer Haufen überdimensionierter Legosteine – die nur darauf warten, aufeinandergestapelt zu werden. Sie sind aus sogenannten Wood-Plastic-Composites (WPC) gefertigt, rund 30 Prozent des Produkts bestehen in diesem Fall aus einer beigemischten Holzkomponente. In den Materialeigenschaften stehen diese Verbundwerkstoffe ihren rein erdölbasierten Vorbildern in nichts nach.

Biologisch abbaubare Folienbeschichtung

Um Biopolymere und ihre Anwendung in der Industrie dreht sich die Ausstellung mehrerer Institute der Fraunhofer-Gesellschaft. So hat das Fraunhofer IAP Methoden entwickelt, mit denen sich Lignin aus Holz isolieren lässt und zu bestimmten Werkstoffen umgewandelt werden kann. Aus dem von Mikroorganismen hergestellten Baustein Polymilchsäure (PLA) wiederum lassen sich Verpackungsmaterialien herstellen. Ein Knackpunkt: Vielfach werden bei Verpackungen und Folien zusätzlich Barriereschichten eingesetzt, zum Beispiel in der Lebensmittelindustrie, Pharma und Kosmetik. Sie verhindern in der Regel, dass die Folien biologisch abbaubar sind. „Wir haben mit den sogenannten Orcomeren einen Nano-Komposit-Werkstoff entwickelt, der biologisch abbaubar ist und sich nach wenigen Wochen zersetzt“, sagt Mark Mirza vom Fraunhofer ISC.

Niedrigenergiehaus ausgezeichnet

Neben der „nature.tec“ macht auch die Sonderschau des Bundesministeriums für Landwirtschaft und Ernährung (BMEL) in Halle 23a Aspekte der Bioökonomie anschaulich – das Motto: „Hier wachsen Ideen“. Wie die Zier- und Gartenpflanzenproduktion in Gewächshäusern besonders energieeffizient und klimaschonend gestaltet werden kann, zeigt ein Modell des Niedrigenergiehauses ZINEG: In dem Verbundprojekt von HU Berlin, LU Hannover, TU München, HS Osnabrück, außeruniversitären Forschungseinrichtungen und Niedersachsens Landwirtschaftskammer wurden dazu besondere Hightech-Folienhäuser entwickelt, die ohne die Nutzung fossiler Energieträger klimatisiert werden können. Die Hülle schützt die Pflanzen zudem vor Schädlingen, sodass auch ohne chemische Pflanzenschutzmittel beste Fruchtqualitäten entstehen. Der Verbund erhielt dafür kürzlich den Deutschen Nachhaltigkeitspreis Forschung 2014 des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF).