Giftiges Plankton reist auf Mikroplastik
Gewässerökologen haben untersucht, welche Eukaryoten Plastikpartikel, Meer und Kläranlage besiedeln.
Mikroplastik gelangt auf vielfältigen Wegen in die Umwelt und kann dort unerwünschte ökologische oder gesundheitliche Folgen haben, wenn es nicht in kurzer Zeit biologisch abgebaut wird. Welche Mikroorganismen besonders gut auf Mikroplastik wachsen und sich auf diese Weise in Gewässern anreichern können, ist jedoch wenig untersucht. Eine Studie des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) sowie des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung (IOW) ist dieser Frage nachgegangen und hat problematische Befunde zutage gefördert. Veröffentlicht sind sie im Fachjournal „Frontiers in Microbiology“.
500 unterschiedliche Eukaryoten nachgewiesen
Die Wissenschaftler nahmen Wasserproben von verschiedenen Stellen der Ostsee, der Warnow und aus einer Kläranlage, in denen sie jeweils 15 Tage lang wenige Millimeter große Kunststoffteilchen aus Polyethylen und aus Polysterol inkubierten. Mit genetischen Methoden bestimmten sie anschließend, welche eukaryotischen Mikroorganismen sich darauf angesiedelt hatten – und in welcher Dichte. Insgesamt konnten die Gewässerökologen rund 500 unterschiedliche Eukaryoten-Arten nachweisen.
Eine giftige Art ist besonders häufig dabei
Als problematisch heben die Forscher hervor, dass sich darunter auch für den Menschen giftige Arten finden wie der Plankton-Organismus Pfiesteria piscicida. Dieser sogenannte Dinoflagellat zählt sogar zu den am häufigsten auf Mikroplastik angetroffenen Arten: Er erreicht dort eine rund 50-mal so hohe Konzentration wie im umgebenden Wasser und zwei- bis dreimal so hohe Dichten wie auf vergleichbar großen Holzpartikeln.
Langlebigkeit des Mikroplastiks ist problematisch
„Mikroplastik kann ein bedeutender Lebensraum und ein Transportmittel für Mikroorganismen sein – auch für giftige oder schädigende. Wir konnten in unseren Untersuchungen feststellen, dass Mikroorganismen, beispielsweise potenziell giftige Dinoflagellaten wie Pfiesteria piscicida, sich auf Plastikteilchen anreichern und dort höhere Dichten als auf Treibholzteilchen oder im umgebenden Wasser erreichen“, erläutert die Erstautorin der Studie, Maria Therese Kettner vom IGB. Der Leiter der Studie, IGB-Forscher Hans-Peter Grossart, spricht eine weitere Problematik an: „Im Gegensatz zu natürlichen Substanzen wie Holz oder Algenkolonien, zerfallen die Mikroplastikpartikel nur extrem langsam und können so die anhaftenden Lebewesen über weite Strecken transportieren.“ Schwimmendes Plastik könnte damit zur Ausbreitung von verschiedensten Organismen, darunter invasive, parasitäre oder pathogene Arten, beitragen.
bl