CO2-Ausstoß durch Rodungen unterschätzt
Karlsruher Forscher haben die Auswirkungen der veränderten Landnutzung auf den Kohlendioxid-Haushalt untersucht. Die Umgestaltung der Flächen verursacht mehr CO2 als vermutet.
Die Bundesregierung will bis zum Jahr 2020 die Treibhausgasemissionen um 40 Prozent senken. Dabei gilt es vor allem, den Kohlendioxid-Ausstoß zu drosseln. Dass Wälder, Wiesen und Felder wesentlich zum Klimaschutz betragen ist bekannt. Bäume, Gräser und Pflanzen können mithilfe der Photosynthese Kohlendioxid aus der Luft aufnehmen und speichern. Beobachtungen belegen, dass jedes Jahr weltweit fast ein Viertel der industriellen CO2-Emissionen durch die Aufnahme des Treibhausgases durch Landökosysteme verschwindet.
Rodungen verhindern
Doch die Landökosysteme haben sich verändert. Wälder werden abgeholzt und zu landwirtschaftliche Zwecken genutzt oder bestehendes Ackerland neu bewirtschaftet. Dieser Wandel hat offenbar einen stärkeren Einfluss auf den CO2-Haushalt als bisher gedacht, wie Klimaforscher vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) im Fachjournal „Nature Geoscience“ berichten. Denn Landökosysteme speichern nicht nur das Klimagas. Durch die Rodung von Wäldern werden ebenfalls erhebliche Mengen CO2 freigesetzt, wie die Untersuchung der Forscher zeigt. „Auf jeden Fall unterstützen die Ergebnisse unserer Studie Bestrebungen, weitere großflächige Rodungen zu verhindern – was nicht nur dem Klima zugutekommt, sondern auch für Naturschutz und Arterhaltung eine wichtige Rolle spielt“, erklärt Almut Arneth.
Wiederaufforstung vergrößert CO2-Speicher
Im Vergleich zu früheren Studien hatte das internationale Team unter Leitung von Arneth erstmals die unterschiedlichen Bewirtschaftungsweisen im Wald und auf dem Acker berücksichtigt. Die von ihnen genutzten neuen Modelle weisen darauf hin, dass die eigentliche CO2-Aufnahme in Pflanzen und Böden noch höher ist als bisher angenommen und die durch den Landnutzungswandel verursachten Emissionen daher ebenfalls wesentlich größer sind. Auf Grund dieser Ergebnisse gehen die Forscher davon aus, dass nicht nur durch vergangene Rodungen mehr CO2 freigesetzt wurde. Der Studie zufolge kann durch Wiederaufforstungsmaßnahmen gleichfalls mehr CO2 gebunden werden als bisher angenommen.
Prognosewerkzeuge verbessern
Trotz dieses neuen Berechnungsmodells bleibt unklar, wie stark Landökosysteme zukünftig das Treibhausgas CO2 aus der Luft aufnehmen werden, was Prognosen zum Klimawandel erschwert. „Um den Effekt von Bewirtschaftung auf CO2-Emissionen zu quantifizieren, müssen wir nicht nur die notwendigen Prozesse menschlichen Handelns in Ökosystemmodellen abbilden. Wir benötigen auch verbesserte historische und prognostische Schätzungen, welche Art von Landnutzung durch den Menschen wann und wo stattfand oder künftig stattfinden könnte“, erklärt Arneth.
bb