Biotech-Branche weiter auf hohem Niveau

Biotech-Branche weiter auf hohem Niveau

Die 750 deutschen Biotechnologie-Unternehmen konnten auch im Jahr 2022 mit hohen Umsätzen und anhaltend hohen Investitionen in Forschung und Entwicklung punkten, so der Branchenreport von BIO Deutschland und EY.

Labor
Die steigende Zahl der Arbeitsplätze ist ein Beleg für das Wachstum der Biotechnologie-Branche.

Die Biotechnologiebranche kann auch weiterhin von den positiven Effekten der Corona-Pandemie profitieren. Nach zwei Rekordjahren in Folge ging der Umsatz im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr zwar um rund 3 % auf 25 Mrd. Euro zurück. Dennoch ist das Niveau anhaltend hoch, wie die neuesten Branchenzahlen vom Biotechnologie-Branchenverband BIO Deutschland und der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY zeigen. An der jährlichen Umfrage nahmen 727 private Biotech-Unternehmen und 23 deutsche börsennotierte Unternehmen teil.

Großer Bedarf an biotechnologischem Know-how

„Umsatz und FuE-Investitionen sind noch sehr hoch im Vergleich zu vor der Pandemie. Auch das beachtliche Plus beim Personal ist wohl teilweise ein Effekt des großen Bedarfs an biotechnologischem Know-how während der Pandemie“, resümiert Oliver Schacht, Vorstandsvorsitzender der BIO Deutschland. Gemäß der Umfrage sind die Investitionen in Forschung und Entwicklung (FuE) im Jahr 2022 mit 3,8 Mrd. Euro stabil geblieben. Hier war es erneut das Biotech-Unternehmen BioNTech SE, das mit seinen Impfstofferlösen sowie steigenden FuE-Investitionen die positive Entwicklung bestimmt.

Zahl deutscher Biotech-Unternehmen stagniert weiter

Sorge bereitet der Branche allerdings, dass die Zahl der Biotech-Unternehmen in Deutschland stagniert. Sie liegt bei aktuell 750. „Hier würden wir gerne eine bessere Dynamik sehen, weil dadurch auch der Technologietransfer weiter verbessert wird. Dafür brauchen wir eine gestärkte 'Third Mission' an den Hochschulen, aber auch sinnvolle Förderprogramme und Anreize für Investitionen in innovative Start-ups“, so Schacht.

Mehr Arbeitsplätze, aber Fachkräftemangel

Die Zahl der Beschäftigten ist im Jahr 2022 um 10 % auf rund 47.400 gestiegen. „Der Zuwachs bei den Mitarbeiterzahlen ist ein gutes Signal und zeigt, dass die Branche wächst. Dem steht leider aber auch ein Mangel an qualifizierten Fachkräften gegenüber. Hier sollten wir gegensteuern. Es muss leichter werden, attraktive Fachkräfte aus dem Ausland einzustellen“, sagt Viola Bronsema, Geschäftsführerin der BIO Deutschland.

Auch eine Aufwertung technischer Ausbildungsberufe und der MINT-Fächer in den Schulen sei dafür dringend notwendig, heißt es. „Unsere Branche bietet mit der Biotechnologie als Querschnitts- und Schlüsseltechnologie hochqualifizierte, zukunftssichere Arbeitsplätze für Deutschland. Es lohnt sich, diese zu sichern“, so Bronsema.

Aktuelle Kennzahlen der deutschen Biotech-Branche

Die Ergebnisse der Umfrage von BIO Deutschland: zur Website von BIO Deutschland

Hier geht es zum Deutschen Biotechnologiereport 2022 von EY: zur Webseite

Finanzierungsbedingungen unzureichend

Im Vergleich zu den beiden Vorjahren floss im vergangenen Jahr allerdings deutlich weniger frisches Kapital in die deutsche Biotechnologie-Branche. Dem Bericht zufolge sank die Kapitalaufnahme von 2,4 Mrd. Euro auf 812 Mio. Euro. Das entspricht einen Rückgang um 67 %. Auch die Risikokapitalfinanzierung ist im Vergleich zum Vorjahr um 48 % auf 389 Mio. Euro zurückgegangen und lag damit auf dem Niveau vor der Pandemie.

„Die deutsche Biotech-Branche ist nach dem Corona-Boom wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen: Der Hype ist vorüber, die Finanzierungssituation wieder kritisch“, sagt Klaus Ort, Partner bei EY und Leiter des Marktsegments Life Sciences & Gesundheitswesen.

Gerade bei der Finanzierung würde der Biotechnologie-Standort Deutschland Ort zufolge anderen wichtigen Ländern weit hinterherhinken. „Gerade die vielversprechenden Late-Stage-Produkte benötigen hohe Investitionen. Wenn eine kosten- und regulationsintensive Wirkstoffentwicklung an der Finanzierung scheitert, ist das auch ein Scheitern des Biotech-Standorts Deutschland.“

Rekord bei Allianzen

Darüber hinaus kann die deutsche Biotechnologie-Branche für 2022 ein Rekordjahr bei Allianzen und strategischen Partnerschaften verzeichnen. Das Allianzvolumen lag dem Bericht zufolge bei 14,2 Mio. Euro und hat sich damit im Vergleich zum Jahr 2021 vervierfacht. Entscheidend dafür waren sechs Megadeals über jeweils 500 Mio. Euro. Dies sei ein deutliches Zeichen dafür, dass die deutsche Biotechnologie international mit ihren innovativen, hochattraktiven Technologieplattformen gefragt sei, so Manuel Bauer, EY Biotech Leader Germany.

bb