Bioökonomierat veröffentlicht Leitlinien
In einem neuen Strategiepapier fordert der Bioökonomierat ein "richtig dosiertes" Engagement der Politik für die biobasierte Wirtschaft.
In einem neuen Strategiepapier fordert der Bioökonomierat ein „richtig dosiertes“ Engagement der Politik für die biobasierte Wirtschaft. Erdöl und Erdgas sind nach den letzten erfolgreichen Funden noch jahrzehntelang verfügbar. Um mit Blick auf den Klima- und Umweltschutz dennoch einen Umstieg auf nachwachsende Rohstoffe voranzutreiben, sind politische Eingriffe des Staates nötig. Wie das geschehen soll, hat das Beratungsorgan der Bundesregierung in Sachen biobasierte Wirtschaft nun in zehn Thesen formuliert.
Im Vorfeld der , die am 5. Juni in Berlin stattfinden wird, bilden die zehn Thesen der Experten eine richtungsweisende Diskussionsgrundlage für den Weg in eine biobasierte Wirtschaft. Unter anderem fordert der Rat, Zielkonflikte früh zu erkennen und gegenzusteuern, Standards und Labels zu entwickeln sowie Bildungs- und Forschungskapazitäten auszuweiten. Zudem müsse die Gesellschaft zur Mitgestaltung aufgerufen werden.
Grundsätzliche Überarbeitung
Hart gehen die Experten mit der bisherigen deutschen Bioenergiepolitik ins Gericht. Sie soll „grundsätzlich überarbeitet werden“. International solle Deutschland Technologie- und Rohstoffpartnerschaften eingehen sowie eine handelspolitische Agenda und globale Steuerungsmechanismen entwickeln, sagen die Experten. Zudem müsse die Zivilgesellschaft in den Transformationsprozess eingebunden werden.
Nach wie vor notwendig und dringend
Aus Sicht des Beratergremiums, das aus 17 Wissenschaftlern und Unternehmern der unterschiedlichsten Disziplinen besteht, sind steigende Preise für fossile Rohstoffe heute angesichts weiter erschließbarer Ressourcen von Erdöl, Erdgas und Kohle nicht mehr das vorrangige Argument für die Bioökonomie. Sie betonen jedoch, dass die Notwendigkeit für einen Umstieg auf nachwachsende Rohstoffe nichts an seiner Dringlichkeit verloren hat. „Der Ausstoß von Klimagasen und die damit verbundenen Veränderungen der klimatischen Verhältnisse führen ohne deutliche Kurskorrektur zur Störung des globalen Ökosystems mit unkalkulierbaren Risiken auch für die Menschen und die Volkswirtschaft. Dem kann mit der Bioökonomie begegnet werden“, betont Joachim von Braun, Vorsitzender des Bioökonomierates
Keine bloße Erdölersatzstrategie
Für die Experten ist klar: Die Bioökonomie ist keine Erdölersatzstrategie. "Veränderte Verbraucherpräferenzen und technologische Innovationen bringen die Bioökonomie weltweit voran", heißt es im Strategiepapier. Vor diesem Hintergrund fordert der Rat "gut dosierte technologie-, ordnungspolitische und gesellschaftspolitische Eingriffe des Staates". Denn allein werde sich die ökologische Transformation der Wirtschaft nicht vollziehen. Der Einsatz fossiler Rohstoffe kann in vielen Industriebereichen für lange Zeit wirtschaftlich bleiben, so der Rat – sofern Umweltkosten unberücksichtigt bleiben. Der Handlungsbedarf ist daher groß, aber komplexer Natur: Einerseits dürfe die Politik die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft nicht gefährden, andererseits müssen jedoch Maßnahmen zum Klima- und Umweltschutz weiter vorangetrieben werden. „Zu hohe nationale Expansionsziele und Subventionen könnten der Industrie erhebliche Lasten aufbürden. Im Zentrum einer erfolgreichen Bioökonomie-Strategie müssen Effizienzüberlegungen, reduzierte Umweltfußabdrücke und ein geringerer Ressourcenverbrauch stehen“, so Christine Lang, Vorsitzende des Bioökonomierates. Neue Technologien sowie die Entwicklung von Produktionsanlagen auf der Basis geschlossener Stoffkreisläufe können hier einen wichtigen Impuls liefern. Wichtig sei zudem ein Dialog zwischen Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft über den besten und sinnvollsten Weg für einen ökologischen Wandel in der Industrie.