Biodiesel aus Klärschlamm

Biodiesel aus Klärschlamm

Ein neues Reforming-Verfahren erschließt eine weitere Quelle für Kraftstoffe aus biogenem Abfall.

Ein Mann im Pkw und ein Mann vor dem Pkw auf einem Rollenprüfstand
An der Hochschule Coburg führen Kfz-Techniker Florian Knoch und Kfz-Ingenieur Steffen Krajewski Tests auf dem Rollenprüfstand durch.

Die Elektromobilität erlebt ein rasantes Wachstum. Doch zum einen sind wichtige Fragen der Ladeinfrastruktur für Elektroautos noch ungeklärt, zum anderen wird es im Mobilitätssektor auch zukünftig Einsatzbereiche geben, in denen batterieelektrische Lösungen wenig geeignet sind. Synthetische, CO2-neutrale Kraftstoffe könnten diese Bereiche abdecken. An der Hochschule Coburg analysiert ein Forschungsteam nun einen weiteren Ansatz, um biogenen, klimafreundlichen Diesel zu produzieren.

Thermokatalytisches Reforming

Im EU-geförderten Projekt To-Syn-Fuel nutzen die Forschenden ein Verfahren, das am Fraunhofer UMSICHT Institut entwickelt wurde. „Thermokatalytisches Reforming“ (TCR) heißt die Methode, die Biomasse in ihre Bestandteile zerlegt, diese dann veredelt und aufreinigt. Im Fall des Forschungsprojekts handelt es sich bei der Biomasse um einen Abfallstoff, genauer um Klärschlamm. Am Ende des neuen Verfahrens liegen schließlich drei biogene Produkte vor: ein Synthesegas mit hohem Wasserstoffanteil, Biokohle sowie ein Rohöl.

Letzteres nutzen die Projektbeteiligten nun, um daraus Biodiesel zu produzieren. Fraunhofer-Berechnungen zufolge setzt dieser Kraftstoff rund 85 % weniger CO2-Emissionen frei als Diesel auf Erdölbasis. „Perspektivisch könnten sie in hunderten dezentralen Kleinanlagen hergestellt werden“, betont der Coburger Kraftstoff-Forscher Markus Jakob. Allein Bayern habe das Potenzial, ab 2030 rund 400.000 Tonnen Klärschlamm in normkonforme Kraftstoffe umzusetzen.

Erprobung auf dem Rollenprüfstand

Die genauen Leistungsdaten des neuen Biodiesels werden derzeit mit Hilfe eines Serien-Diesel-Pkws auf dem Rollenprüfstand der Hochschule Coburg ermittelt. „Ziel unserer Untersuchungen ist die Analyse von Verbrauchs- und Emissionswerten im Vergleich zum Standardkraftstoff“, erläutert Jakob.

Sollte sich der neue Kraftstoff bewähren, könnte er zwar nicht den gesamten Dieselbedarf decken. Dennoch könnte er die CO2-Bilanz des Straßenverkehrs verbessern, zeigt sich der Forscher überzeugt: „Da aus dem TCR-Verfahren bereits normkonforme Kraftstoffe hergestellt werden können, ist es auf einfache Weise möglich, die verfügbaren Mengen des neuen Kraftstoffs den bekannten Serienkraftstoffen beizumischen.“

bl