Analytica 2014: Trend zum automatischen Labor
Automation, Labortechnik, Bioanalytik - zum 24. Mal treffen sich Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft auf der Messe Analytica in München, die noch bis zum 4. April stattfindet.
Der Trend zu automatisierten Abläufen in Bioanalytik und Prozesstechnik ist ungebrochen. Und viele innovative Verfahren haben sich bereits in der Klinik bewährt. Das lässt sich auch bei der 24. Analytica besichtigen, die noch bis zum 4. April in den Münchner Messehallen stattfindet. Die internationale Branchenmesse für Hersteller und Zulieferer aus Labortechnik, Analytik und Biotechnologe lockt mit einem Mix aus Konferenz, Präsentationsforum und Live-Vorführungen. Trotz Piloten-Streik bei der Lufthansa zeigten sich die Aussteller mit dem regen Besucheraufkommen zufrieden.
Mehr als 1.000 Aussteller präsentierten ihre neuesten Generationen an Produkten und Laborgeräten. Die Veranstalter rechnen für die vier Messetage mit rund 30.000 Besuchern aus 110 Ländern. Im Rahmen der parallel laufenden Analytica-Conference halten Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft 130 Fachvorträge. Zudem stehen Posterpräsentationen, Preisverleihungen sowie ein Schülertag auf dem Programm. Ein ganzer Tag ist zudem dem Thema Finanzierung gewidmet. Klarer Trend im Bereich Analytik waren Bioimaging und hochauflösende Spektroskopie-Methoden. Eine Neuheit auf der Messe: die Sonderschau zum Thema Arbeitssicherheit – mit wahrlich explosiven Live-Demonstrationen.
Neue Geräte für die Klinik
Für die meisten Unternehmen bietet die Messe vor allem eine Möglichkeit, neueste Tests und Verfahren live vorzuführen. Eindeutiger Trend: Geräte, bei denen Analyseverfahren völlig automatisch ablaufen und der Mensch höchstens noch dafür gebraucht wird, die Probe per Joystick einzustellen. Einen innovativen Automaten, um Chemikalien auf ihre Giftigkeit zu messen, stellte zum Beispiel Martin Winter von der Esslinger Firma Cetics seinen Standbesuchern vor. Das Gerät basiert auf einem Gentest, dem sogenannten FADU-Assay. Dieser misst die Anzahl der Strangbrüche in einer DNA-Probe, die von der Testchemikalie verursacht werden. Es registriert darüber hinaus das individuelle Vermögen der Zelle, das Erbgut auch wieder zu reparieren. „Mit dem Test können Tierversuche drastisch reduziert werden. Auch die Dosis von Bestrahlungen wollen wir so individuell einstellen“, erläutert Winter. Andere potenziell schädliche Veränderungen der DNA wie Methylierungen kann das Gerät allerdings nicht erfassen. „Bisher können wir daher nicht messen, ob eine Chemikalie genotoxisch ist.“ In weiteren Studien soll nun validiert werden, ob das Gerät für den klinischen Einsatz geeignet ist, so Winter.
Neuigkeiten aus dem Bereich Proteomics
Ein Themenkomplex der Analytica-Conference drehte sich um die Frage der klinischen Relevanz von sogenannten Proteomics-Technologien - also Methoden, die sich mit der Gesamtheit der Eiweiß beschäftigen. Markus Kostrzewa von der Bruker GmbH in Bremen präsentierte positive Fallbeispiele: Die Methode der sogenannten MALDI-TOF Massenspektrometrie würde bereits in vielen Kliniken weltweit erprobt, um Mikroorganismen in Patientenproben zu identifizieren. Charakteristische Merkmale im Proteom der Bakterien können mit inzwischen sehr umfassenden Datenbanken abgeglichen werden. Innerhalb von Minuten könne man so die Erreger etwa im Blut identifizieren, was bislang nur binnen Tagen möglich war. Kostrzewka fasste auf der Analytica-Conference verschiedene Studien zusammen: In einer US-Klinik konnte demnach der tödliche Ausgang einer Sepsis durch den Einsatz der Proteomics-Methode von 20 auf 14 Prozent gesenkt werden. Eine andere Studie kam zu dem Schluss, dass mittels Proteomanalysen die Kosten für den Krankenhausaufenthalt pro Patient von 45.700 auf 26.000 US-Dollar reduziert werden können. Damit sich die Proteomik im Bereich der Mikrobiologie im klinischen Einsatz etablieren kann, müssten allerdings noch Datenbaeken und Analyse-Services ausgebaut werden, so der Experte.
Fraunhofer-Institute sehr präsent
Neben den vielen Firmen waren auch etliche Forschungseinrichtungen vor Ort, etwa mehrere Institute der Fraunhofer-Gesellschaft. „Wir strecken unsere Fühler aus, um zu sehen was es Neues gibt“, sagt Judith Schenk vom Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung. Für ihre Laborgeräte nutzen die Fraunhofer-Techniker Bauteile unterschiedlicher Firmen und evaluieren die Qualität, um eigene Maschinen zu optimieren. Viele Wissenschaftler aus Unternehmen seien an diesem 'unabhängigen Warentest' interessiert, so die Biotechnologin. Außerdem gebe es eine rege Anfrage zu Software-Entwicklungen für Automatisierungsprozesse, die das Fraunhofer-Institut anbietet, berichtet Schenk.
Besucher und Aussteller mit Resonanz zufrieden
Mit der Messe zeigten sich Aussteller und Besucher im Gespräch mit biotechnologie.de zufrieden. Die übereinstimmende Meinung vieler Verkäufer: Der erste Tag war etwas lau. „Am zweiten Tag hatte ich keine einzige Pause“, freute sich zum Beispiel Produktspezialist Nikolaus Machuy von der Firma Beckman Coulter. Und auch Klaus Berka, Geschäftsführer bei Analytik Jena, zeigte sich von der Analytica überzeugt: „Das Konzept mit zweijährigem Turnus hat sich bewährt. Die Firmen müssen die Chance haben, wirklich Neuigkeiten mitzubringen." Sein Fazit war daher eindeutig: "Mit einer jährlichen Messe würde man nicht viel erreichen."