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Ob China, Bangladesch oder Vietnam: Seit Jahrtausenden sind die Überschwemmungsgebiete der Flussdeltas in Südostasien bekannt für ihre fruchtbaren Böden. Über viele Generationen haben die Menschen dort vor allem Reis angebaut. Doch in jüngeren Jahren hat ein Wandel eingesetzt, denn immer stärker dringt das Salzwasser der Meere in die Flussdeltas und deren angrenzenden Böden ein. Außerhalb der Regenzeiten ist der Reisanbau oft kaum noch möglich.
Klimaerwärmung, Staudämme, Grundwasserentnahme
„Die Schuld daran wird in Vietnam oft dem Klimawandel und dem dadurch steigenden Meeresspiegel gegeben“, erzählt Nicolas Brüggemann. Doch die Klimaerwärmung sei nur eine der Ursachen. „Gut 80 Prozent des Problems sind vor Ort gemacht“, sagt der Biogeochemiker am Forschungszentrum Jülich. „Die großen Flüsse werden talaufwärts oft gestaut, wodurch in der Regenzeit die Abflüsse geringer sind – häufig allerdings schon in vorgelagerten Ländern.“ Außerdem habe die Grundwassernutzung zur Bewässerung einen wesentlichen Anteil: „Der Grundwasserspiegel ist stärker gesunken als der Meeresspiegel gestiegen“, beschreibt Brüggemann die Ausgangslage. In El-Niño-Jahren, in denen die Regenzeit ausfalle, dringe das Meer bis zu 70 Kilometer weit in das Mekong-Delta ein.
Das Projekt „DeltAdapt“ hat diese Veränderungen und deren Auswirkungen – ökologisch und sozioökonomisch – am Beispiel Vietnams untersucht, gefördert durch das BMBF-Programm „Bioökonomie International“. Das Forschungszentrum Jülich hat sich dabei in einem Teilprojekt mit vietnamesischen Partnern von der Can Tho University und der Vietnam National University of Agriculture der Frage der lokalen Treibhausgasemissionen gewidmet. Rund 240.000 Euro an Fördermitteln standen dafür im Zeitraum von Oktober 2014 bis September 2017 zur Verfügung.
Aquakulturen statt Reisanbau
„Viele Reisbauern haben wegen des Salzwassers auf Aquakulturen oder Mischsysteme umgestellt“, erklärt Brüggemann. Oft wird in der regenreichen Zeit dann Reis oder Gemüse angebaut, ansonsten produzieren die Menschen Garnelen oder – vor allem im Norden am Roten Fluss – Fisch. Manche Aquakultur existiert bereits ganzjährig. Die Forscher haben für die jeweiligen Systeme typische Flächen identifiziert und dort ein Jahr lang mindestens wöchentlich die Treibhausgasemissionen gemessen – häufiger, wenn die Bauern frisch gedüngt hatten.
„Unter Klimagesichtspunkten ist der Reisanbau am ungünstigsten“, resümiert Brüggemann. Zwar nimmt Reis beim Wachstum Kohlendioxid auf, aber das freigesetzte Methan mache das mehr als wett: „Pro Hektar und Jahr setzt der Reisanbau mehrere hundert Kilogramm Methan frei“, berichtet der Biogeochemiker. Da Methan das Klima um den Faktor 25 bis 28 stärker beeinflusst als Kohlendioxid, entspricht das mehreren Tonnen CO2-Äquivalenten. „Für das Klima sind tatsächlich die reinen Aquakulturen am günstigsten.“ Insbesondere in der Fischzucht entstehen kaum Treibhausgase.
Problematisch ist der Studie zufolge auch der Gemüseanbau. Vier bis fünf Kulturen werden auf den Feldern pro Jahr angebaut und mit insgesamt 400 bis 500 Kilogramm Stickstoff je Hektar und Jahr gedüngt. „Dadurch entsteht sehr viel Lachgas und es erfolgt ein hoher Nitrateintrag ins Grundwasser“, schildert Brüggemann. Eine Nitratauswaschung von mehr als 200 Kilogramm je Hektar in nur einem halbem Jahr habe das Projektteam gemessen.
Mischsysteme bieten Sicherheit
„Ich war überrascht, wie klar das Ergebnis war, wie deutlich die reine Aquakultur vor Ort bei der Treibhausgasbilanz besser ist“, sagt Brüggemann. Wenn es allein danach ginge, müssten alle Bauern auf Aquakulturen umstellen. „Aber das geht natürlich nicht“ - schließlich werden auch Reis und Gemüse benötigt. Außerdem betont der Projektleiter: „Wir haben keine vollständige Life-Cycle-Analyse erstellt, sondern nur die Emissionen auf den Feldern betrachtet.“ Seine praxistaugliche Empfehlung für das Mekong-Delta ist daher ein Mischsystem aus Reisanbau und Garnelen-Aquakultur. „Das bietet den Menschen ökonomische Sicherheit.“ Für eine Sicherung der reinen Reisproduktion würde auch eine Eindeichung wie am Roten Fluss helfen, weil so weniger Salzwasser in die Äcker eindringen kann – doch die Kosten dafür wären enorm hoch.
Nicht untersucht hat das Projekt, wie die jeweiligen Produktionssysteme hätten optimiert werden können, um die Treibhausgasemissionen zu verringern. „Dafür hatten wir nicht die Zeit und das Budget“, erklärt Brüggemann, weshalb das im Projekt nicht vorgesehen war. „Bei drei Jahren brauchen Sie ein Jahr für die Vorbereitung und ein Jahr für die Aufbereitung, besonders weil in Vietnam alles etwas länger dauert, als wir es gewohnt sind.“ Fünf oder sechs Jahre müsste die Förderung laufen, dann könnten die Forscher auch solche weiteren Fragestellungen bearbeiten.
Weitere Ergebnisse im Herbst
Etwas anderes konnten die Forscher aber auch in dem einen Jahr vor Ort beobachten: Einige Bauern haben aus ökonomischen Gründen begonnen, ihren tonhaltigen Boden um 30 bis 40 Zentimeter abzutragen und für die Ziegelherstellung zu verkaufen. Dadurch liegt ihr Feld tiefer und kann leichter bewässert werden. Das bringt die Nachbarn in Zugzwang, ihrerseits Boden zu verkaufen. Doch damit geht der besonders fruchtbare Teil des Bodens verloren. Die Forscher um Brüggemann haben die Emissionen des Originalbodens mit Böden ein, drei und acht Jahre nach der Abtragung verglichen. Die Auswertung der Ergebnisse ist jedoch noch nicht abgeschlossen.
„Das Interesse an unserer Forschung ist vor Ort sehr groß“, freut sich Brüggemann. Das habe man in Gesprächen mit Stakeholdern gemerkt. Die meisten seien ja auch mindestens jährlich von den Problemen betroffen. „Die Menschen warten auf unsere Ergebnisse und Empfehlungen.“ Mehr davon wird es geben, wenn das gesamte Projekt „DeltAdapt“ abgeschlossen ist und im Herbst 2018 die Abschlussberichte aller Teilprojekte vorliegen.
Autor: Björn Lohmann
Braune Blätter, kleine Netze an deren Unterseite und schlechte Fruchtqualität: Nicht nur Hobbygärtner kennen dieses Bild von ihren Erdbeerbeeten. Auch der kommerzielle Erdbeeranbau erleidet jedes Jahr große Verluste durch die Verursacher dieses Bildes: die Spinnmilben. Insbesondere in trockenen Sommern und in Gewächshäusern saugen die winzigen Tiere oft in großer Zahl an der Unterseite der Erdbeerblätter und schädigen die Pflanze und somit auch die Ernte. Bislang hilft dagegen nur chemischer Pflanzenschutz. Im Verbundprojekt „SPIRED“ haben Pflanzenforscher nun nach Erdbeersorten gesucht, die gegen die Gemeine Spinnmilbe resistent sind.
600 Wildarten getestet
„Wir verfügen mit der Professor-Staudt-Collection über die größte Erdbeer-Wildartensammlung in Europa“, erzählt Klaus Olbricht, Züchtungsforscher bei der Firma Hansabred GmbH & Co. KG, „600 Wildartherkünfte und zusätzlich eine Sammlung von 200 Kultursorten.“ Während die Kultursorten über fast 260 Jahre hinsichtlich Eigenschaften wie Ertrag, Fruchtgröße und Geschmack optimiert worden sind, verbergen sich in Wildarten andere wertvolle Eigenschaften. Häufig finden sich neben interessanten Aromamustern auch Resistenzen gegen Umweltstress wie Trockenheit, aber auch gegen Krankheiten oder eben Pflanzenschädlinge.
Die Forscher haben daher Exemplare der 600 Wildartherkünfte genommen und mit der Spinnmilbe infiziert. Und tatsächlich fanden sie Arten, die nicht anfällig gegen diesen Schädling sind. Eine davon kreuzten sie mit der beliebten kommerziellen Sorte „Senga Sengana“ und erzeugten nach den Mendelschen Vererbungsregeln durch Selbstung einer Kreuzungspflanze (F1) eine sogenannte F2-Spaltungspopulation. In deren Pflanzen kommen die vielen möglichen Varianten an Allelkombinationen der Elternpflanzen zur Ausprägung. Diese Spaltungspopulation untersuchte das Forschungsteam auf potenzielle Resistenzmechanismen.
„Bei der Erklärung der Toleranzausprägung ist ein klares Bild noch nicht zu zeichnen“, erklärt Olbricht, „das ist sehr komplex und nicht auf eine Ursache zurückzuführen.“ Daher läuft die Forschung auch heute noch weiter, obwohl die dreijährige Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Förderinitiative „KMU-innovativ“ nur von 2013 bis Anfang 2016 andauerte. Insgesamt steuerte das BMBF knapp 489.000 Euro bei. Beteiligt waren außer der Firma Hansabred die Technische Universität Dresden (Institut für Botanik, Dresden), das Julius-Kühn-Institut in Quedlinburg und als externe fachliche Partner ohne Förderung das Institut für Botanik der Universität Würzburg und das spanische landwirtschaftliche Forschungsinstitut IFAPA.
Drei Resistenzmechanismen wahrscheinlich
Inzwischen zeichnet sich ab, dass mindestens drei Mechanismen an der Abwehr der Spinnmilben beteiligt sind. Da ist zum Einen der morphologisch-anatomische Effekt, oder einfach gesagt: der Aufbau des Laubblattes der Erdbeere. Bestimmte Strukturen scheinen Spinnmilben zu begünstigen, andere halten sie eher fern. Zu den Details dieser Erkenntnis bereitet der Projektpartner TU Dresden gerade eine Publikation vor. Der zweite Effekt betrifft die Wachsschicht der Laubblätter, die unterschiedliche Dicke und unterschiedliche chemische Zusammensetzungen aufweisen kann. Auch hier scheint es Konstellationen zu geben, die die Pflanze vor Spinnmilben schützen. Die genaue Auswertung ist Bestandteil einer Doktorarbeit, die gegenwärtig noch in Arbeit ist.
Und wenn doch eine Pflanze befallen wird, so gibt es wohl einen dritten Abwehrmechanismus: den Duft. Alle Pflanzen produzieren Chemikalien, sogenannte flüchtige organische Verbindungen (VOCs), die sie über ihre Blätter oder Blüten absondern. Einzelne dieser Chemikalien produzieren nur manche Erdbeertypen, und auch nur dann, wenn unter ihren Blättern Spinnmilben leben. Die Forscher konnten diese Moleküle identifizieren und zeigen, dass sie Antagonisten der Spinnmilben, die Raubmilben, anlocken, die den Schädling beseitigen. Passenderweise heißen solcherart flüchtige Stoffe auch „Cry-for-help-Volatiles“. Bekannt ist dieser Hilfeschrei bereits von einer Reihe von Pflanzenarten.
Glücksfall für die Kommerzialisierung
Für Olbricht ist es ein Glücksfall, dass das Projekt diese Resistenzmechanismen bei der gewählten Wilderdbeere nachweisen konnte. Denn vor einiger Zeit wurde diese Wildartherkunft auch aufgrund anderer wertvoller Eigenschaften bereits in ein kommerzielles Züchtungsprogramm eingekreuzt. So kommen mit der Aroma-Sorte „Renaissance“ in diesem Jahr Erdbeerpflanzen auf den Markt, die auch gegenüber Spinnmilben tolerant sind. Normalerweise würde dieser Züchtungsprozess sonst noch bis zu zehn Jahre in Anspruch nehmen.
„Aber auch mit dem anderen züchterischen Material aus dem Projekt ist die Züchtung direkt weitergegangen“, berichtet Olbricht. Inzwischen hat sich gezeigt, dass die Resistenz vererbt wird und nicht etwa nach wenigen Generationen wieder verloren geht. Und weil die Forscher während des Projekts die Genotypen der Erdbeerpflanzen entsprechend der Abstufung ihres Resistenzverhaltens identifiziert haben, dürfte diese Resistenz sich in einigen Jahren in weit mehr kommerziellen Sorten finden – und Erdbeerbauern müssten sich weniger Gedanken wegen der Spinnmilbe machen.
Autor: Björn Lohmann
Fleisch, ob von Rind, Schwein oder Huhn, steht beim Verbraucher weiter ganz oben auf dem Speiseplan. Mit knapp 60 Kilogramm ist der Fleischkonsum pro Kopf in Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamtes seit 1991 nur geringfügig um fünf Kilogramm gesunken. Enorme Mengen an Futtermitteln, vor allem proteinreiche Kost, sind erforderlich, um die Tröge der Tiere für deren Mast zu füllen. Bereits heute wird die Hälfte aller angebauten Proteinpflanzen wie Soja an Tiere verfüttert. Experten erwarten, dass der prognostizierte Anstieg der Weltbevölkerung auf neun Milliarden im Jahr 2050 sowohl die Nachfrage nach Fleisch als auch die Anbauflächen für Tierfutter weiter in die Höhe treiben wird.
Eiweißhaltige Ackerpflanzen durch Mikroben-Proteine ersatzen
Ein internationales Forscherteam unter Beteiligung vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung präsentiert nun eine umweltfreundlichere Alternative der Futtermittelproduktion. Wie die Wissenschaftler im Fachjournal „Environmental Science & Technology“ berichten, könnten künftig Mikroben wie Bakterien, Hefen, Pilze oder Algen die eiweißreiche Tiernahrung im Labor produzieren und heutige Ackerpflanzen wie Sojabohnen oder Getreide ersetzen. "Die Fütterung von mikrobiellem Eiweiß würde die Produktivität der Tiere nicht beeinträchtigen. Im Gegenteil, es könnte sogar positive Auswirkungen auf das Wachstum der Tiere oder die Milchproduktion haben, sagt Autorin Isabelle Weindl vom PIK.
Mikrobenlabore aus der Raumfahrt als Vorbild
Die Methode der industriellen Eiweißproduktion mithilfe von Mikroben ist nicht neu, wie Ilje Pikaar von der University of Queensland in Australien erklärt. „Entwickelt wurde diese Methode ursprünglich während des Kalten Krieges für die Raumfahrt. Energie, Kohlenstoff und Stickstoffdünger werden dabei im Labor zur industriellen Produktion proteinreicher Mikroben eingesetzt". Im Ergebnis entsteht ein Proteinpulver, das anstelle von Sojabohnen an Tiere verfüttert werden kann.
Wirtschaftliches Potenzial und Umweltfolgen simuliert
Im Rahmen der Studie wurden erstmals nun auf globaler Ebene Modellsimulationen zu wirtschaftlichem Potenzial und Umweltauswirkungen der mikrobiellen Proteinproduktion in der Landwirtschaft untersucht. Nach dieser Modellrechnung werden bis 2050 weltweit zwischen 175-307 Millionen Tonnen Mikroben an Tiere verfüttert, um Kraftfutter zu ersetzen. Das entspricht etwa 2% des gesamten Viehfutters. Diese 2% würden im Gegenzug mehr als 5 % der landwirtschaftlichen Treibhausgasemissionen, der globalen Ackerfläche und der globalen Stickstoffverluste in der Landwirtschaft vermeiden. Konkret sind das das 6% der Ackerfläche, 7% der Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft und 8% der globalen Stickstoffverluste.
Bei der Züchtung von Mikroben haben die Wissenschaftler zudem fünf verschiedene Wege ausgelotet. So könnte durch den Einsatz von Erdgas oder Wasserstoff die Futtermittelproduktion vollständig von der Anbaufläche entkoppelt werden. Verschmutzungen durch die landwirtschaftliche Futterproduktion werden damit zwar vermieden, erfordern aber einen enormen Energieaufwand. Alternativ könnten aber auch Zucker, Biogas oder Synthesegas aus der Landwirtschaft durch die Mikroben zu hochwertigem Eiweiß veredelt werden, wie die Forscher berichten. Hier entfällt die externe Energiequelle durch die Nutzung der Photosynthese, aber Stickstoffbelastung und Treibhausgasemissionen könnten ansteigen.
Umstellung auf mikrobielles Protein reicht nicht aus
Das Fazit der Forscher: Die Züchtung von Futterprotein in industriellen Anlagen mithilfe von Mikroben statt auf Ackerland ist nur eine Möglichkeit, Umwelt- und Klimaauswirkungen der Futtermittelproduktion zu mildern und Produktion kosten günstiger machen. "Trotz der positiven Ergebnisse ist klar, dass eine Umstellung auf mikrobielles Protein aus dem Labor allein nicht ausreicht, um unsere Landwirtschaft nachhaltig zu verändern", so Alexander Popp vom IPK. Andererseits rechnet Popp damit, dass „nach weiteren Fortschritten in der Technologie mikrobielles Protein aus dem Labor auch ein direkter Bestandteil unserer Ernährung werden kann- also Astronautennahrung für jedermann".
bb
Die Nobelpreisträgertagung in Lindau findet dieses Jahr bereits zum 68. Mal statt, allerdings zum ersten Mal in der modernisierten Inselhalle. In den letzten zwei Jahren musste die Tagung in das Stadttheater ausweichen und zählte dementsprechend weniger Teilnehmer. Doch die für über 50 Mio. Euro sanierte Inselhalle bietet nun ausreichend Platz für eine Rekord-Teilnehmerzahl: 39 Nobelpreisträger und 600 Nachwuchswissenschaftler aus 84 Nationen treffen sich vom 24. bis 29. Juni am Bodensee – so viele und aus so vielen Ländern wie nie zuvor. Die diesjährige Tagung ist der Physiologie/Medizin gewidmet, wobei neben wissenschaftlichen Schwerpunktthemen wie die innere Uhr oder Gentherapien auch die Rolle der Wissenschaft in einem „postfaktischen“ Zeitalter zur Sprache kommen soll.
Forschungsministerin fordert mehr Wissenschaftskommunikation
Die Tagung wurde am Sonntag unter anderem von Bundesforschungsministerin Anja Karliczek eröffnet. Sie rief Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dazu auf, sich verstärkt und besser zu erklären: „Gerade in Zeiten einfacher Antworten und falscher Nachrichten möchte ich die Stimme der Wissenschaft deutlich hören. Laureaten und Nachwuchsforscherinnen und -forscher sind Botschafter des Wissens in einer freien Gesellschaft, die sich nicht von falschen und populistischen Nachrichten beirren lässt.“ Zudem hob Karliczek hervor, wie wichtig die internationale Zusammenarbeit in der Wissenschaft sei – kein Forscher und kein Land könne im Alleingang die Fragen und Probleme der Welt lösen. Der Freistaat Bayern war am Eröffnungstag durch die Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Marion Kiechle, vertreten, Österreich entsandte den neuen Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung, Heinz Faßmann. Außerdem sind zahlreiche Vertreter nationaler und internationaler Wissenschaftsakademien nach Lindau gekommen, darunter die Akademiepräsidenten von Südafrika, Mexiko, Norwegen und der Nationalen Wissenschaftsakademie Leopoldina.
Konferenz nimmt Klimaschutz und Müllvermeidung ernst
Auch Gastgeberin und Präsidentin des Kuratoriums für die Tagungen der Nobelpreisträger in Lindau, Bettina Gräfin Bernadotte, hieß die Teilnehmer willkommen und unterstrich gleichzeitig den Nachhaltigkeitsgedanken der Konferenz: „Obwohl viele von Ihnen mit dem Flugzeug angereist sind, weil ein persönlicher Austausch wichtig ist, wollen wir die Tagung so nachhaltig und ressourcenschonend wie möglich gestalten. Unter anderem unterstützen wir das Degermoos Marschland Renaturierungsprojekt, wodurch mehr Kohlenstoffdioxid aus der Luft gebunden und unser CO2-Fußabdruck minimiert werden kann.“ Spätestens seit der „Deklaration der Nobelpreisträger zum Klimawandel“ im Jahr 2015 hat sich die Tagung dem Klimaschutz und der Müllvermeidung verschrieben. Tatsächlich werden während des Events keine Plastikflaschen,- becher oder sonstiges Einweggeschirr verwendet.
Renovierte Inselhalle ermöglicht neue Formate
Die neue Inselhalle bietet auch neue Möglichkeiten für das Programm der Tagung: Erstmals gibt es zeitgleich mehrere Events, wie die "Agora Talks", in denen Laureaten sich den Fragen der Zuhörer stellen. Und bei sogenannten "Science Walks" tauschen sich Nobelpreisträger und Nachwuchswissenschaftler bei einem Spaziergang durch Lindau aus. Auch die 2017 gekürten Medizin-Nobelpreisträger Michael Rosbash und Michael Young, die für ihre Forschung zur inneren Uhr ausgezeichnet wurden, sind in Lindau präsent. Zudem gibt es zahlreiche Diskussionsforen, die unter anderem die Möglichkeiten der personalisierten Medizin mittels der Genschere CRISPR-Cas9 beleuchten. Die Lindauer Nobelpreistagung findet seit 1951 jährlich Ende Juni in Lindau am Bodensee statt und hat sich seitdem zu einem einzigartigen Forum für den internationalen Austausch von Wissenschaftlern entwickelt.
jmr
This year the Lindau Nobel Laureate Meeting takes place for the 68th time, but for the first time in the newly renovated “Inselhalle”. For the last two years the meeting took place at the city theater and thus counted fewer participants. The “Inselhalle”, however, renovated for more than €50 million, now offers enough space for a record-breaking number of participants and Nobel Laureates: 39 Laureates and 600 young scientists from 84 nations are coming together in Lindau from June 24th to 29th – a larger and more diverse crowd than ever before. This years meeting is dedicated to Physiology/ Medicine. In addition to scientific core topics such as the inner clock and gene modified organisms, there will be dedicated session to the topics of science communication in times of “fake news” as well as the scientific practice of publishing journal articles.
Scientists as ambassadors of knowledge
The Lindau meeting was officially opened Sunday afternoon, among others, by German federal Minister of Research and Education, Anja Karliczek. A major point of her welcoming address was asking the researchers to improve their communication with and for the public: “Especially in times of easy answers and fake news I would like to hear strong scientific voices. Nobel Laurates and young scientists, you are ambassadors of knowledge in a free society that cannot be deterred by populist’s agendas.” Moreover, Karliczek stressed the importance of international collaboration in research – no single scientist or country would be able to solve the problems of today by themselves.
Representing the Free State of Bavaria, State Minister for Science and the Arts Marion Kiechle also attended the official opening. Furthermore, Austrian Federal Minister for Education, Science and Research Heinz Faßmann also joined the festivities. Moreover, numerous representatives of national and international scientific academies where also at the opening, including the academy president from South Africa, Mexico, Norway and the German National Academy of Sciences (Leopoldina).
Reducing the carbon footprint
Hostess and president of the Council for the Lindau Nobel Laureate Meetings, Countess Bettina Bernadotte, also welcomed the participants and simultaneously highlighted the importance of an environmentally friendly and sustainable conference: “Although many of you arrived by plane, because we feel personal exchange is very important, we aim to counteract these carbon emissions by supporting the local Degermoos marshland restoration project, which will bind carbon dioxide from the air and help minimize our carbon footprint.”
The Nobel Laureate meeting has been vocal in its efforts to counteract climate change for years. Alreadz in 2015 they published the “Mainau Declaration on Climate Change”. In fact, throughout the conference, there are no plastic bottles, cups or cutlery used in order to minimize waste.
New location offers new programme possibilities
The newly renovated Inselhalle offers new opportunities for the meeting: For the first time, the event offers parallel sessions such as the so-called Agora Talks. Here, the Nobel Laureates will answer questions from the audience. Moreover, during “Science Walks” the Laureates and young scientists can exchange ideas while taking a walk throughout Lindau.
Lastly, there are also a number of events for accredited members of the press, such as a press talk by recent Laureates Michael Rosbach and Michael Young, who received the Nobel Prize last year for their work deciphering the inner clock and circadian rhythm. Furthermore, there are a number of panel debates and other forums for discussions regarding personalized medicine as well genetic modification both in health care as well as agriculture.
The Lindau Nobel Laureate Meeting has been taking place at Lake Constance since 1951 and has since become a unique forum for international exchange across the life sciences.
jmr
Eine erste Wachstumsfinanzierung half den Gründern der ECF Farmsystems GmbH 2014 ihre Idee einer Aquaponik-Farm in Berlin zu verwirklichen. Seither wurde das Start-up um Mitgründer und Geschäftsführer Nicolas Leschke von der IBB Beteiligungsgesellschaft mbH unterstützt. Nun haben die Berliner ihre durch den VC Fonds Technologie Berlin gehaltene Beteiligung an dem Start-up an eine private Investorengruppe in der Schweiz verkauft.
Vom Pilotmodell zur Aquaponikfarm
“Das Gründerteam hat es verstanden, die Geschäftsidee in kurzer Zeit von einem Aquaponik-Pilotmodell im Containerstil in eine schlüsselfertige Aquaponikfarm umzusetzen und konnte bereits mehrfach Referenzfarmen erfolgreich bauen. Wir freuen uns, dass die ECF Farmsystems GmbH ihre erfolgreiche Entwicklung nun mit einer Investorengruppe aus dem Bereich Nachhaltigkeit fortsetzen kann“, sagt Sabine Wolff, Investment Managerin der IBB Beteiligungsgesellschaft.
Wachstumsfinanzierung in Millionenhöhe
In welcher Höhe sich die Schweizer Business Angels an dem Berliner Aquaponik-Start-up beteiligen wird nicht genau benannt. ECF zufolge stellen die Investoren einen Betrag in 7-stelliger Höhe bereit. Mithilfe der Finanzierung will das Team vorhandene Anbau- und Systemkomponenten weiterentwickeln sowie weitere nationale und internationale Großprojekte umsetzen.
Zwei Aquaponikfarmen im Ausland errichtet
Mit ihrer Referenzfarm im Berliner Stadtteil Schöneberg hat das ECF- Team bereits bewiesen, dass ihr Urban Farming- Konzept, Fischzucht und Gemüseanbau zu kombinieren, funktioniert und die Herstellung der Lebensmittel nachhaltiger macht. Basilikum und Barsche aus der ECF-Aquaponikfarm in Schöneberg sind in einigen Berliner Supermärkten bereits erhältlich. Darüber hinaus fungiert das Berliner Start-up mittlerweile als Generalunternehmen und bietet von der Planung bis zum Bau schlüsselfertige Aquaponik-Farmsystemen an. Referenzfarmen nach dem Berliner Vorbild wurden bereits in der Schweiz und Brüssel errichtet.
bb
An initial financing round helped the founders of ECF Farmsystems GmbH realize their idea of an aquaponics farm in Berlin in 2014. Since then, the start-up has been supported by co-founder and managing director Nicolas Leschke from the "IBB Beteiligungsgesellschaft mbH". Now, their stake in the start-up held by VC Fonds Technology Berlin were sold to a private investor group in Switzerland.
From pilot model to aquaponics farm
"The founding team has managed to turn their business idea into a a container-style aquaponic pilot model in a short space of time and has already successfully built reference farms on several occasions. We are pleased that ECF Farmsystems GmbH can now continue its successful development with a group of investors from the field of sustainability ", says Sabine Wolff, Investment Manager at IBB.
Millions for growth financing
The exact amount of money that the Swiss business angels are investing into the Berlin aquaponics start-up has not been piblicized. According to ECF, however, the investors are providing several millions. With the help of the funding, the team aims to further develop existing cultivation and system components as well as implement further large-scale national and international projects.
Berlin farm as a role model
With their reference farm in Berlin, the ECF team has already proven that their urban farming concept of combining fish farming and vegetable farming works and in fact makes food production more sustainable. Basil and perch from the ECF aquaponics farm are already available in some Berlin supermarkets. Moreover, the Berlin start-up now functions as a general contractor and offers ready-made aquaponic farm systems from planning to construction. Reference farms based on the Berlin model have already been built in Switzerland and Brussels.
bb/jmr
Nachwachsende Rohstoffe wie Holz oder Stroh sind nur zwei Ressourcen, die in der chemischen Industrie die endliche Ressource Erdöl ersetzen können. Eine weitere vielversprechende Rohstoffquelle ist das klimaschädliche Kohlendioxid. Das Treibhausgas zur Herstellung von Chemikalien und Kunststoffen zu nutzen, steht derzeit im Fokus vieler Forschungsaktivitäten, die auch vom der Bundesregierung gefördert werden. Der Trend in Richtung Grüne Chemie wurde auch auf dem Rohstoffgipfel in Berlin deutlich, der am 25. Juni zum nunmehr zweiten Mal an der Technischen Universität Berlin unter Schirmherrschaft des Bundesforschungsministeriums stattfand. Die Veranstaltung wurde von der TU Berlin gemeinsam mit der Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie DECHEMA sowie dem Werkstoffhersteller Covestro ausgerichtet.
Experten aus Politik, Wissenschaft, Industrie und Gründerszene diskutierten bei den Treffen über Fragen wie etwa Kohlendioxid Erdöl ablösen kann oder Pflanzen noch besser für die Herstellung chemischer Produkte genutzt werden können. Im Rahmen von Vorträgen und Diskussionsrunden wurde auch auf neue biobasierte Produkte wie Schaumstoffe verwiesen, die in jüngster Zeit auf den Markt gebracht wurden.
Einsatz nachhaltiger Ressourcen weiter vorantreiben
Das Fazit der Experten: Nicht-fossile Ressourcen spielen in der Chemie eine immer größere Rolle. Dennoch, so der Appell der Teilnehmer, muss die Entwicklung und der Einsatz nicht-fossiler Ressourcen weiter vorgetrieben werden, um die Chemie Industrie nachhaltiger und klimafreundlicher zu machen. Auch müssten gute Ideen schnell in konkrete nachhaltige Produkte münden, wie Markus Steilemann, Vorstandsvorsitzender Covestro betonte. „Das ist nur durch den Schulterschluss innerhalb der Wirtschaft und anwendungsorientierte Kooperationen mit wissenschaftlichen Partnern möglich. Und wir brauchen ein geeignetes Innovationsklima mit mehr Mut auch zum Risiko.“
Chemie braucht mehr Start-ups
Einig waren sich die Gipfelteilnehmer, dass vor allem das Potenzial junger Unternehmen einen Innovationsschub bewirken und daher noch stärker genutzt werden muss. „Wir müssen es als Aufgabe der chemischen Industrie sehen, mehrere Technologien zusammen zu bringen, um so nachhaltigere Lösungen für die drängenden Fragen unserer Zeit zu finden. Dabei spielen Start-ups eine entscheidende Rolle“, sagte Kurt Wagemann, Geschäftsführer Dechema.
Fünf Start-ups für Innovationen gekührt
Als Zeichen für den Gründergeist wurden beim Gipfel fünf Start-ups aus Australien, Deutschland, Großbritannien, Litauen und den USA zu den „Resource Innovators 2018“ gekürt. Sie stellten Projekte vor, bei denen Pflanzen und CO2 als Kohlenstoffquellen genutzt werden. Platz eins belegte die australische Firma Mineral Carbonation International, die aus CO2 und Mineralien Baumaterialien und andere Industriegüter herstellt. Das Berliner Start-up Nano-Join GmbH kam mit der Entwicklung einer neuartigen Sinter-Lösungen für elektronische Hochleistungsbauteile auf den dritten Platz.
Dieter Jahn vom Beirat des High-Tech Gründerfonds bemängelte, dass es in der Branche noch relativ wenige Start-ups gebe. Sein Appell: „Dafür brauchen Gründer die entsprechende Infrastruktur durch Wirtschaft und Politik.“ Reinhard Schomäcker vom Institut für Chemie an der TU Berlin plädierte dafür, an den Hochschulen zeitgemäße Stukturen und Prozesse einzurichten, um den engen Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft frühzeitig zu ermöglichen.
bb
Buschfeuer haben etwas Zerstörendes. In Australien gibt es jedoch eine Pflanzengattung, die solche Brände zum Überleben braucht: Banksia-Pflanzen. Viele der insgesamt 80 Arten sind auf die Hitze angewiesen, um ihre Samen freizusetzen. Die Früchte des robusten immergrünen Gewächses bestehen aus zweiklappigen Kapseln, in denen die reifen Samen oft über Jahre bis zum nächsten Buschfeuer ausharren. Wie dieser temperaturabhängige Öffnungsprozess genau funktioniert, konnte jetzt ein internationales Forscherteam unter Beteiligung des Max-Planck-Instituts für Kolloid- und Grenzflächenforschung klären.
Wachs hält Samenkapseln zusammen
„Während der Samenreife trocknet das Gewebe aus. Die Fasern schrumpfen dabei unterschiedlich stark, was zu Vorspannungen führt. Durch Hitze wird die innerste Kapselschicht elastischer, wodurch sich diese Spannungen lösen können, und die beiden Hälften der Samenkapsel klappen auf“, erklärt Jessica Huss von dem Potsdamer Institut und Erstautorin der Studie. Lange Zeit wurde vermutet, dass ein Harz die Klappen der Samenkapseln zusammenhält, das bei Hitze schmilzt. Diese Annahme konnten die Forscher widerlegen. „Wir haben in der Verbindungszone zwischen den Klappen allerdings keine Harze, sondern Wachse nachgewiesen“, sagt Huss.
Schmelzendes Wachs versiegelt Risse
Diese wachsreiche Zone versiegelt nicht nur die beiden Teile der Samenkapseln. Wie die Forscher im Fachjournal „The Royal Society Interface“ berichten, sind die speziellen Wachse zwischen den Kapselkappen wahrscheinlich auch für einen besonderen Selbstheilungsprozess der Pflanze verantwortlich. „Weil die Samen bei manchen Banksien extrem lange am Strauch verbleiben, wo die Kapseln permanent Witterungseinflüssen wie UV-Strahlung, Hitze und Regen oder auch den Schnäbeln hungriger Vögel ausgesetzt sind, vermuteten wir, dass die Wachse eine Schutzfunktion haben. In vielen Gegenden Australiens sind 45 bis 55° C an sonnenbeschienenen Oberflächen im Sommer nichts Ungewöhnliches, die Wachse schmelzen an heißen Tagen und können so im flüssigen Zustand immer wieder kleine Verletzungen kitten“, so Huss. Das Wachs heilt demnach auch kleinere Wunden in der Kapselwand und sorgt so dafür, dass die Samen im Inneren vor Feuchtigkeit und Krankheitserregern geschützt sind.
An der Studie waren neben den Fraunhofer-Forschern die Technische Universität Dresden, die Universität für Bodenkultur Wien und der westaustralische Kings Park mit seinem botanischen Garten beteiligt. Im Fokus der Untersuchung standen mit Banksia serrata, B. attenuata und B. candolleana zwar nur drei Arten. Die Forscher vermuten jedoch, dass diese selbstheilenden Kräfte unter der Pflanzengattung weit verbreitet sind.
Holz im Außenbereich schützen
Anhand eines Modells hatten sie getestet, ob die Wachse tatsächlich Risse kitten. Dazu wurden Kiefernholzplättchen verwendet, die mit einer dünnen Wachsschicht überzogen und anschließend mit Schnitten versehen wurden. Schließlich brachten die Forscher einen Teil des Wachses auf den Plättchen zum Schmelzen. Ein Farbtest ergab: Bereits nach 15 Minuten hatte das flüssige Wachs die Schnitte versiegelt. Die Farbe wurde abgewiesen. Die Risse in den nicht erhitzten Plättchen ließen sich hingegen problemlos einfärben. Die Ergebnisse des Tests sind vielversprechend und könnten die Vorlage für neuartige industrielle Anwendungen sein. „Ein ähnliches, temperaturabhängiges System könnte auch für praktische Anwendungen interessant sein – etwa für dimensionsstabiles Holz im Außenbereich", so Michaela Eder vom Potsdamer Max-Planck-Institut.
bb
Extreme Witterung und intensive Landwirtschaft setzen der Ressource Boden teils heftig zu. Besonders in heißen, trockenen Sommermonaten mangelt es an ausreichend Nährstoffen und Wasser, damit Pflanzen gedeihen können. Mit Blick auf eine wachsende Weltbevölkerung steht die Landwirtschaft damit schon heute vor der Herausforderung, mit einem nachhaltigen Bodenmanagment die Ernährung der Zukunft zu sichern.
Unterboden für Pflanzenwurzeln nutzbar machen
Die Bundesregierung unterstützt daher mit einer Reihe von Fördermaßnahmen wie etwa „BonaRes – Boden als nachhaltige Ressource für die Bioökonomie“ Entwicklungen, die auf eine nachhaltige Nutzung der knappen Ressource Boden hinzielen. Im BonaRes-Verbundprojekt „Soil3“ widmen sich Forscher seit drei Jahren einer Wasser- und Nährstoffquelle, die bisher kaum beachtet wurde: dem Unterboden. Unter der Leitung der Universität Bonn arbeitet ein interdisziplinäres Forscherteam an einer Strategie, Nährstoff- und Wasserreservoirs unterhalb des Oberbodens für Pflanzen besser nutzbar zu machen und gleichzeitig ein nachhaltiges Unterbodenmanagment zu etablieren. Das Vorhaben wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit insgesamt 4,7 Mio. Euro gefördert.
Versicherungssystem für Pflanzen schaffen
„Wir wollen den Pflanzen eine Art Versicherungssystem anbieten, bei schlechten Bedingungen auf den Unterboden zuzugreifen. Wenn es beispielsweise eine Sommertrockenheit gibt, die Ertragsausfälle zur Folge hätte, könnte die Pflanze im Unterboden Nährstoffe und Wasser aufnehmen“, erläutert Projektleiter Wulf Amelung vom Institut für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz (INRES) der Universität Bonn.
Zugang zum Unterboden für Wurzeln optimieren
Als Unterboden wird jener Bereich definiert, der sich etwa 30 Zentimeter unterhalb der landwirtschaftlich genutzten Oberfläche befindet. Auch hier tummeln sich unzählige Organismen, welche die Beschaffenheit des Unterbodens beeinflussen. Frühere Untersuchungen ergaben, dass zwei Drittel aller Nährstoff- und Wasservorräte in dieser Sphäre gespeichert sind. Bisher wurde das unterirdische Depot aber nur bedingt von Pflanzen genutzt. Um das zu ändern, will das Team um Amelung den Zugang der Pflanzenwurzeln zum Unterboden optimieren. „Das ist insofern schwierig, weil die Pflanze nicht zuviel in die Wurzel investieren darf, denn sie braucht dafür Kohlenstoff fürs Wurzelwachstum, und der darf dem Ertrag nicht fehlen. Wir müssen daher das Wurzelwachstum so beeinflussen, dass die Wurzel auf den Unterboden zugreift, ohne aber den Ertrag zu beeinflussen“, sagt der Geoökologe.
Die Wurzel sollte demnach ohne großen Energieverlust in den Unterboden wachsen, um die dortigen Ressourcen anzapfen zu können. Dafür galt es im Projekt eine Methode zu entwickeln, um die sogenannten physikalischen Widerstände, die den Pflanzenwurzeln den Weg in den Unterboden erschweren, so gering wie möglich zu halten. „Wir wissen, dass Pflanzen mit wenig Energie in den Unterboden einwachsen, wenn sie beispielsweise eine alte Regenwurmbahn im Boden nutzen können. Wir wissen aber auch, dass eine Lockerung des Unterbodens in der Regel zur Ertragssteigerung führt“, erläutert der Forscher.
Unsere moderne Welt wäre ohne die chemische Industrie undenkbar. Doch die Branche stand in den vergangenen Jahrzehnten wie keine zweite für ökologische und gesundheitliche Probleme. Die oft erforderlichen hohen Temperaturen und Drücke führen zu einem enormen Energiebedarf. Nicht selten fallen während der Produktionsprozesse problematische Abfallstoffe wie Säuren oder Lösungsmittel an. Obendrein erfordert die Herstellung komplizierter Moleküle, wie sie beispielsweise in der Pharmazie benötigt werden, eine lange Abfolge technisch anspruchsvoller Reaktionsschritte. Dass es auch anders gehen kann, weiß die Wissenschaft seit den frühen 1980er Jahren. Damals wurde mit Insulin ein kompliziertes Biomolekül auf neue Weise produziert: in und von Mikroorganismen. Seitdem erlebt die Biotechnologie ein rasantes Wachstum.
Viele Vorteile gegenüber klassischer Chemie
„Biotechnologische Verfahren benötigen weniger Schritte, sind viel billiger und haben eine sehr hohe Spezifität“, erläutert Peter Schönheit, Mikrobiologe an der Universität Kiel, die weiteren Vorteile gegenüber der klassischen Chemie. Außerdem erzeugen die Mikroorganismen in ihrem Stoffwechsel stereospezifische Verbindungen. Chemische Verfahren hingegen produzieren oft eine Mischung von stofflich gleichen Molekülen, die aber in ihrer räumlichen Konstellation variieren – vergleichbar mit linker und rechter Hand, die spiegelbildlich, aber ansonsten identisch aufgebaut sind. Fast immer unterscheiden sich diese Varianten in ihrer biologischen Aktivität. Bekannt wurde das Problem seinerzeit durch Contergan, wo die eine Variante ein harmloses Schlafmittel war, die andere jedoch fruchtschädigend wirkte. Seitdem trennt die Industrie ihre Produkte in einem abschließenden Verfahrensschritt nach deren Stereospezifität, was weiteren Aufwand und weitere Abfallprodukte bedeutet.
Der Trick, durch den die Mikroorganismen die komplizierten chemischen Prozesse zustande bringen, heißt „Enzyme“, d.h. biologische Katalysatoren. Sie sind darauf spezialisiert, beispielsweise eine chemische Gruppe von einem Molekül auf ein anderes zu übertragen und so auch komplexe Verbindungen zusammenzusetzen. Die Baupläne für die Vielzahl unterschiedlicher Enzyme stecken im Erbgut aller Lebewesen, doch nicht alle Organismen produzieren die gleichen Enzyme. Das ist der Punkt, an dem das Forschungsprojekt „Thermogene“ ins Spiel kommt.
Andere Substrate ermöglichen andere Produkte
Gefördert mit rund 1,3 Mio. Euro aus dem Programm ERA-Net Industrial Biotechnology haben sich darin Forscher der Universität Exeter (Großbritannien), der Universität Kiel, der Universität Bergen (Norwegen), sowie der Firmen Molecular Technologies (Russland) und Sigma-Aldrich/Merck von März 2013 bis Juli 2016 auf die Suche nach besonders leistungsfähigen Enzymen gemacht. „Wir wissen, dass thermostabile Biokatalysatoren besonders robust sind“, erklärt Schönheit. Diese werden aus hyperthermophilen Mikroorganismen gewonnen, die bei Umgebungstemperaturen von 80 bis 110 °C optimal wachsen. „Diese Enzyme sind besser angepasst an harsche Bedingungen und resistenter gegen Lösungsmitteleinflüsse wie Ethanol oder Methanol, die in Industrieprozessen anfallen“, führt der Mikrobiologe weiter aus.
Längst haben biobasierte Produkte den Verbraucher erreicht: Turnschuhe mit Textilien aus Spinnenseide, Lupinen als Proteinalternativen für Lebensmittel oder neue natürliche Inhaltsstoffe für Kosmetika sind nur einige Innovationen, die Forscher in der Bioökonomie vom Labor bis in den Markt gebracht haben. (weitere Produktsteckbriefe gibt es hier) Die Vielfalt der genutzten biologischen Ressourcen reicht von Pflanzen und Tieren über Mikroorganismen bis hin zu Reststoffen, die in der Landwirtschaft oder anderen Industrien anfallen.
Agendakonferenz für die neue Forschungsstrategie
Seit 2010 unterstützt die Bundesregierung diesen Wandel hin zu einer vermehrt biobasierten Wirtschaft mit der "Nationalen Forschungsstrategie Bioökonomie 2030". Doch wie kann diese Forschungspolitik in den nächsten Jahren weiterentwickelt werden? Welche Themenschwerpunkte müssen künftig gesetzt werden? Darüber haben rund 130 Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft am 29. Juni im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) diskutiert. Die Agendakonferenz bot vor allem zivilgesellschaftlichen Akteuren eine Plattform, um Chancen und Risiken der Bioökonomie aus ihrer Perspektive zu diskutieren.
Einig waren sich die meisten Teilnehmer darüber, dass ein einfaches „Weiter so“ nicht zu einer nachhaltigen Bioökonomie führt. Nicht selten treten Zielkonflikte zutage, wenn biologische Ressourcen genutzt werden. „Es geht darum, Wirtschaftlichkeit mit Nachhaltigkeit zu verbinden“, betonte Andrea Noske, Referatsleiterin Bioökonomie im BMBF. Dazu brauche es ein neues Denken. „Wir benötigen ein Update der nationalen Bioökonomie-Forschungsstrategie, und dazu benötigen wir Ihren Input“, sagte sie zur Begrüßung der Konferenzteilnehmer.
Biologische Abfallstoffe nutzen und gleichzeitig Chemikalien herstellen und Energie gewinnen – das ist das ambitionierte Ziel der Elektrobiotechnologie. Das Besondere: Elektronenleitende Mikroben verstoffwechseln Strom statt wie herkömmlich Zucker. Falk Harnisch vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig ist einer der führenden Forscher auf dem Gebiet der Elektrobiotechnologie. Im Jahr 2012 gewann er für seine zukunftsweisende Arbeit den vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) vergebenen "Forschungspreis" der Förderinitiative "Nächste Generation biotechnologischer Verfahren - Biotechnologie 2020+".
Der Anbau von Zwischenfrüchten ist eine alt bewährte Praxis in der Landwirtschaft. Ackersenf oder Leguminosen werden nach der Ernte von Mais oder Weizen aufs Feld gebracht, um den Boden für die nächste Hauptfrucht fit zu halten oder zu verbessern. Im Bodenforschungsverbundprojekt namens „CATCHY“ haben Partner aus Forschung und Wirtschaft in den vergangenen Jahren den Einfluss von Zwischenfrüchten auf die Bodenfruchtbarkeit genauer untersucht, um neue innovative Anbausysteme zu entwickeln.
„Wir wollten unterschiedliche Eigenschaften von unterschiedlichen Pflanzen auf dem Acker zusammenbringen und durch Diversität zusätzlich bodenverbessernde Eigenschaften einbringen“, erläutert Projektkoordinatorin Barbara Reinhold-Hurek von der Universität Bremen. Das Vorhaben wurde im Rahmen des Förderprogramms „BonaRes – Boden als nachhaltige Ressource für die Bioökonomie“von 2015 bis 2018 mit insgesamt 2 Mio. Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.
Zwischenfrüchte werden vornehmlich angebaut, um den Boden zu schützen und nachhaltig zu stärken. Sie sollen verhindern, dass der Acker bis zur nächsten Ernte brach liegt oder durch Bodenerosion und Auswaschen von Nährstoffen geschädigt wird. Leguminosen wie Lupine und Klee werden vor allem als natürliche Düngerexperten geschätzt. Sie können mithilfe von Bakterien über die Wurzeln Stickstoff aus der Luft binden und so den Boden nachhaltig mit Nährstoffen versorgen. Doch Zwischenfrüchte wurzeln unterschiedlich tief, sodass sie Nährstoffe aus verschiedenen Bodentiefen ziehen.
Bodenverbessernde Eigenschaften bündeln
Zwischenfruchtmischungen haben daher den Vorteil, dass sie verschiedene bodenverbessernde Eigenschaften bündeln. „Wichtig für den Landwirt und die Bodenerhaltung ist aber: was passiert langfristig“, sagt Reinhold-Hurek. Wir haben daher Testfelder für einen Landzeitfeldversuch aufgesetzt, indem man über viele Jahre solche Versuche nach einem ganz bestimmten Prinzip kontrolliert anlegt, um langfristige Effekte auf den Boden messen zu können“.
Bodeneffekte messen
Im Projekt CATCHY haben die Forscher sowohl einen Mix an Zwischenfrüchten als auch einzelne Nutzpflanzen wie Ackersenf und Klee auf deren Wirkung auf den Boden untersucht. Dafür entstanden im Norden und Süden Deutschlands Testfelder, um den Anbau unter zwei verschiedenen Klima- und Bodenbedingungen zu analysieren. Das Saatgut wurde vom Projektpartner Deutsche Saatgutveredelung (DSV) zur Verfügung gestellt.
„Unsere einfachste Mischung ist ein Mix aus vier Komponenten: Ackersenf, die Bienenweide Phacelia, ein Klee zum Stickstofffixieren und Rauhafer, der besondere Durchwurzelungseigenschaften aufweist“, erklärt Reinhold-Hurek. Zudem wurde eine kommerzielle Mischung aus dem Terra-Life-Angebot der DSV verwendet, die aus zwölf verschiedenen Sorten besteht.Für eine wissenschaftliche Untersuchung war ein groß angelegter Feldversuch nötig. Dafür wurden zwei Testfelder im Norden und Süden des Landes angelegt und jeweils in 84 einzelne Feldstücke unterteilt und unterschiedlich behandelt, wie Reinhold-Hurek erläutert. „Das ist ein sehr komplexer Feldversuch. Brachfläche, die beiden Zwischenfrucht-Mischungen sowie den einzelnen Pflanzen werden getestet, und jede Behandlung auf jedem Feld wurde auch noch dreimal repliziert. Und daneben testen wir noch verschiedene Abfolgen der Fruchtfolge.“
Pflanzenwurzeln und Mikrobiom im Blick
Dieser komplexe Feldtest stellte die Forscher vor zahlreiche Herausforderungen. So galt es nicht nur, den Einfluss der verschiedenen Anbauszenarien auf Boden und Pflanze anhand bestimmter Parameter wie Humusbildung, Phosphat- und Stickstoffgehalt als auch pH-Wert zu messen. Mithilfe modernster Technik erkundeten Pflanzenphysiologen, wie sich die Wurzeln der einzelnen Pflanzen entwickelten und wie tief sie wurzelten. Bodenkundler ergründeten, wie und ob der Boden Nährstoffe speichert. Mikrobiologin Reinhold-Hurek nahm hingegen das Mikrobiom unter die Lupe, um zu erfahren, welchen Einfluss Zwischenfrüchte auf die Zusammensetzung der Mikroorganismen in und um die Wurzel herum haben.
Zwischenfrucht-Mix verändert Mikrobengemeinschaft
„Es wurde deutlich, dass unterschiedliche Pflanzentypen unterschiedliche Mikroorganismen an den Wurzeln beherbergen“, sagt die Forscherin. Im Rahmen des Projektes konnte sie nachweisen, dass die mikrobiellen Gemeinschaften an Zwischenfruchtmischungen tatsächlich andere sind als jene an den einzelnen Hauptfrüchten – wie etwa Weizen. Brache oder Zwischenfrucht: je nach Vorbehandlung des Ackers konnten die Forscher ein leichte Veränderung der Mikrobengemeinschaft an Maiswurzeln feststellen. „Uns interessiert, ob das eher Zufall war oder ob wir eine stetige Veränderung über Jahre hinweg in eine ganz bestimmte Richtung haben“, sagt Reinhold-Hurek.
Die steigende Nachfrage nach Wohnraum zwingt auch die Baubranche zum Umdenken. Nachwachsende Rohstoffe wie Holz oder Stroh gewinnen an Bedeutung, um endliche Ressourcen wie Sand, ein wichtiger Zuschlagsstoff für Beton, zu schonen. Um das Bauen nachhaltiger zu machen, forschen Wissenschaftler am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) gezielt an neuen Materialen, die nicht nur umweltfreundlich, sondern auch wiederverwertbar sind. Dass nachhaltiges Bauen keine Utopie mehr ist, zeigen die Wissenschaftler nun anhand einer Testwohnung nahe Zürich.
Beweis für nachhaltiges Bauen
Die Drei-Raum-Wohnung dient zu Forschungszwecken und ist ein Beispiel für das sogenannte „Urban Mining & Recycling“. Mithilfe des Wohnlabors wollen die Wissenschaftler den Wandel des Bauens in Richtung Kreislaufwirtschaft vorantreiben. „Wir wollen beweisen, dass es schon heute möglich ist, so zu bauen, dass sämtliche Ressourcen zu hundert Prozent und sortenrein wieder ausbaubar sind“, sagt Dirk Hebel, Leiter des Fachgebiets Nachhaltiges Bauen des KIT.
Das Wohnlabor ist Teil des Forschungs- und Testgebäudes NEST (Next Evolution in Sustainable Building Technologies) im schweizerischen Dübendorf bei Zürich auf dem Campus der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt. Das Apartment wurde fabrikfertig angeliefert und innerhalb eines Tages in das mehrstöckiges Versuchsgebäude eingebaut.
Gebrauchte Türklinken und recycelte Abfälle
Die Recycling-Wohnung misst 125m2 und besteht vollständig aus kompostierbaren und wiederverwertbaren Materialien. So wurden Primärrohstoffe wie unbehandelte Weißtanne für einen Großteil der Fassade verwendet, während alte Kupferplatten eines Hoteldachs in Österreich als Fassadeneinfassung eine neue Verwendung fanden. Die Türklinken im Wohnlabor zierten einst Türen einer Bank in Brüssel. Aber auch recycelte Abfallstoffe und neu entwickelte Baumaterialien wurden eingesetzt. So wurden aus Bauschutt neue Backsteine gefertigt und Getränkekartons zu Wandverkleidungen verarbeitet. „Dieses urbane Materiallager zu nutzen, dient der Nachhaltigkeit und macht unabhängiger vom Rohstoffmarkt“, sagt Felix Heisel, Forschungsverantwortlicher des Fachgebiets Nachhaltiges Bauen des KIT. Um die hier verwendeten Einzelstoffe später unvermischt zurückgewinnen und wiederverwenden zu können, verzichteten die Erbauer der Testwohnung komplett auf Kleber oder Aufschäumer. Stattdessen wurde die Elemente verschraubt, geklebt oder gesteckt.
Kompostierbare Dämmplatten aus Pilzgewebe und Sägespänen
Aber auch komplett neue Baustoffe finden in der Drei-Raum-Wohnung erstmals Anwendung: So bestehen die Dämmplatten aus einen kompostierbaren Material, dass von den Karlsruher Forschern entwickelt wurde. Dabei handelt sich um Pilz-Myzel, einem aus Pilzgewebe und Sägespänen kultivierten Material. „Unsere Vision ist, Häuser künftig sozusagen wachsen zu lassen und nach Ende ihrer Nutzung die Baustoffe wiederzuverwerten“, so Hebel.
Wohnlabor im Alltagstest
Das im Frühjahr eröffnete Wohnlabor entstand in enger Zusammenarbeit mit Partnern aus Industrie und Handwerk. Das Pilotprojekt bietet die einmalige Chance neue Materialien in der Praxis zu testen. In den kommenden fünf Jahren will das Forscherteam beobachten, ob sich ihre Methoden bewähren und wie sich die Materialien verhalten. „Durch das Testen von Innovationen unter realen Bedingungen wird eine Brücke von der Forschung zur Anwendung geschlagen, denn die Kreislaufwirtschaft braucht neue Methoden und Produkte“, betont Hebel. Zwei Studenten, die im Mai das Wohnlabor bezogen haben, werden mit Erfahrungen aus dem Alltag die Studie ergänzen.
bb
The increasing demand for living space is driving a rethink in the construction industry. Renewable raw materials such as wood or straw are becoming increasingly important in order to conserve finite resources such as sand, an important aggregate for concrete. To make construction more sustainable, scientists at the Karlsruhe Institute of Technology (KIT) are conducting targeted research into new materials that are not only environmentally friendly but also recyclable. The scientists are now demonstrating that sustainable construction is no longer a utopia with a test apartment near Zurich.
Proof of sustainable construction
The three-room apartment is used for research purposes and is an example of so-called "urban mining & recycling". With the help of the housing laboratory, the scientists want to drive the transformation of construction towards a closed-loop economy. "We want to prove that it is already possible today to build in such a way that all resources can be fully re-expanded and sorted according to type," says Dirk Hebel, head of the Sustainable Building Department at KIT.
The residential laboratory is part of the research and test building NEST (Next Evolution in Sustainable Building Technologies) in Dübendorf near Zurich, Switzerland, on the campus of the Swiss Federal Laboratories for Materials Testing and Research. The apartment was delivered ready to go and installed in the multi-storey test building within one day.
Used door handles and recycled waste
The apartment measures 125m2 and is made entirely of compostable and recyclable materials. For example, primary raw materials such as untreated silver fir were used for a large part of the façade, while old copper plates from a hotel roof in Austria were used for a new façade edging. The door handles in the living laboratory once adorned the doors of a bank in Brussels. But recycled waste materials and newly developed building materials were also used. For example, new bricks were made from building rubble and beverage cartons were processed into wall coverings. "Using this urban material warehouse serves sustainability and makes us less dependent on the raw materials market," says Felix Heisel, Research Manager at KIT's Sustainable Building department. In order to be able to recover and reuse the individual materials used here unmixed, the builders of the test apartment completely did without adhesives or foamers. Instead, the elements were screwed, glued or fitted.
Compostable insulation boards made of fungal fabric and sawdust
However, completely new building materials are also being used for the first time in the three-room apartment: the insulation panels are made of a compostable material developed by the Karlsruhe researchers. This is fungal mycelium, a material cultivated from fungal tissue and sawdust. "Our vision is to let houses grow in the future, so to speak, and to recycle the building materials once they have been used," says Hebel.
Living laboratory in everyday test
The residential laboratory opened in spring was developed in close cooperation with partners from industry and trade. The pilot project offers a unique opportunity to test new materials in practice. Over the next five years, the research team wants to observe whether their methods are proving successful and how the materials behave. "Testing innovations under real conditions builds a bridge from research to application, because the circular-flow economy needs new methods and products," emphasises Hebel. Two students who moved into the residential lab in May will supplement the study with experiences from everyday life.