Das Saarland ist ein Industrieland. Schlüsselbranchen sind der Automobil- und Maschinenbau sowie die Stahlherstellung. In der Innovationstrategie von 2015 sowie in der Ergänzung von 2019 hat die Landesregierung weitere Wirtschafts- und Industriesektoren mit hohem Entwicklungspotenzial identifiziert: Informatics, Smart Production & Automotive sowie Life Science & Material Science. Alle drei Bereiche haben einen thematischen Bezug zur Bioökonomie. Besonderes Potenzial wird in den branchenübergreifenden Technologiefeldern Materialforschung, Nanotechnologie und Werkstoffforschung gesehen.
Themen der Bioökonomie sind außerdem Bestandteil der saarländischen Nachhaltigkeitsstrategie von 2017. Hier wurde der Bereich „Klima- und Ressourcenschutz“ als eines von sechs Handlungsfeldern identifiziert. Ziele sind unter anderem der Schutz von Ökosystemen und Biodiversität, die Förderung der ökologischen Landwirtschaft sowie die Stärkung der Böden.
Die aktuelle Regierung, die ihr Amt im Frühjahr angetreten hat, arbeitet aktuell an einem Leitbild Saarland 2030, das Antworten auf aktuelle Herausforderungen geben soll. Dabei nimmt man sechs Schlüsselbereiche in den Blick, wozu Innovation und Digitalisierung sowie Nachhaltigkeit und Klimaschutz zählen. Es bleibt abzuwarten, welchen Stellenwert Bioökonomie-Themen dabei einnehmen werden.
Das Saarland hat vor allem in den vergangenen zwei Jahrzehnten eine vielseitige Forschungs- und Hochschullandschaft aufgebaut. Wichtiger Bestandteil dessen ist die Universität in Saarbrücken, die mit dem Forschungsschwerpunkt NanoBioMed – Leben und Materie auch die Bioökonomie berührt. Dabei handelt es sich um eine interdisziplinäre Kooperation mehrerer Institute, um vor allem neue Erkenntnisse in den Bereichen Nano-Bio-Technologie, Human- und Molekularbiologie, molekulare Medizin und Modellierung biologischer Systeme erzielen zu können.
Im Bereich Life Science und Materialwissenschaft sind vor allem folgende außeruniversitäre Einrichtungen exemplarisch zu nennen, das Leibniz-Institut für Neue Materialien (INM), das Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik (IBMT) sowie das Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS).
An biobasierten Innovationen wird im Saarland in verschiedensten Kontexten gearbeitet. Ein besonders erfolgreiches Beispiel aus dem Forschungsbereich stellt die Arbeit von Prof. Dr. Rolf Müller vom HIPS dar, der 2021 mit dem renommierten Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis ausgezeichnet wurde. Nach Angaben der Jury sei es dem Wissenschaftler gelungen, in der Wirkstoffforschung neue Methoden aus Molekularbiologie und Synthetischer Biologie, Bioinformatik und funktionaler Genomik einzusetzen und so zur Bekämpfung antibiotikaresistenter Krankheitserreger beizutragen.
Im Rahmen des BMBF-geförderten Gemeinschaftsprojekts EXPLOMARE arbeiten Kooperationspartner daran, eine marine Wertschöpfungskette aufzubauen, um etwa neue Wirkstoffe mit maßgeschneiderten Zellfabriken der Gattung Streptomyces herzustellen. Vertreter der Universität des Saarlandes, der Universität Bielefeld sowie von einem Start-up aus dem Biotechnologie-Sektor sind daran beteiligt.
Des Weiteren verfügt das Saarland mit cc-NanoBioNet e.V. über ein leistungsstarkes Netzwerk, das verschiedenste Akteure aus der deutschen Nano- und Biotechnologiebranche verbindet. Der Cluster Health.AI, welcher vor allem digitale Gesundheitsanwendungen fördert, ist Bestandteil dessen und erhält ebenfalls finanzielle Zuwendungen vom BMBF.