Das Saarland ist ein Industrieland. Schlüsselbranchen sind der Automobil- und Maschinenbau sowie die Stahlherstellung. Es sind Industriezweige, die bereits mitten in der tiefgreifenden Transformation in eine nachhaltige Zukunft stehen. Bis 2045 will das Saarland CO2-neutral sein. So steht es in dem im Jahr 2023 verabschiedeten saarländischen Klimaschutzgesetz. Auch die Nachhaltigkeitsstrategie (2016, 2020) und die Innovationsstrategie (2015, 2019) der Landesregierung stellen die Weichen in Richtung grüne Transformation. Beide sind an den UN-Nachhaltigkeitszielen ausgerichtet.
Vor diesem Hintergrund gewinnt ein Wirtschaften auf Basis von biologischen Ressourcen und Prozessen an der Saar immer mehr an Bedeutung: Seit Anfang 2023 gibt es im Ministerium für Umwelt, Klima, Mobilität, Agrar und Verbraucherschutz ein eigenes Referat Bioökonomie. Im November 2024 markierte der erste Bioökonomietag des Saarlandes im Saarbrücker Schloss den Auftakt zur Erarbeitung einer saarländischen Bioökonomiestrategie.
Die Akteure im Saarland setzen auf das biobasierte Wirtschaften für die grüne Transformation in Schlüsselbranchen wie dem Automotive-Sektor, zudem sollen Potenziale in der Land- und Forstwirtschaft erschlossen werden. Große Chancen sieht die Regierung auch in grünen Innovationen wie der Mikroalgen-Kultivierung und -nutzung, in grünen Pharmazeutika oder Werkstoffen wie Pilzleder.
Das Saarland hat vor allem in den vergangenen zwei Jahrzehnten eine vielseitige Forschungs- und Hochschullandschaft aufgebaut. Geprägt wird sie von der Universität des Saarlandes mit Hauptsitz in Saarbrücken sowie der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (htw saar). An der Saaruni gibt es unter anderem das isBIO Institut für Systembiotechnologie. Auch der Forschungsschwerpunkt NanoBioMed – Leben und Materie berührt die Bioökonomie. Dabei handelt es sich um eine interdisziplinäre Kooperation mehrerer Institute, um vor allem neue Erkenntnisse in den Bereichen Nano-Bio-Technologie, Human- und Molekularbiologie, molekulare Medizin und Modellierung biologischer Systeme erzielen zu können. Weitere Studiengänge mit Relevanz für die Bioökonomie sind Biologie und Biotechnologie, Systems Engineering oder Materialwissenschaft und Werkstofftechnik.
Im Bereich Life Science und Materialwissenschaft sind vor allem folgende außeruniversitäre Einrichtungen exemplarisch zu nennen: das Leibniz-Institut für Neue Materialien (INM), das Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik (IBMT), das Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS) und das Saarbrücker Institut für Zukunftsenergie und Stoffstromsysteme (IZES).
An biobasierten Innovationen wird im Saarland in verschiedensten Kontexten gearbeitet. Ein besonders erfolgreiches Beispiel aus dem Forschungsbereich stellt die Arbeit von Prof. Dr. Rolf Müller vom HIPS dar, der 2021 mit dem renommierten Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis ausgezeichnet wurde. Nach Angaben der Jury sei es dem Wissenschaftler gelungen, in der Wirkstoffforschung neue Methoden aus Molekularbiologie und Synthetischer Biologie, Bioinformatik und funktionaler Genomik einzusetzen und so zur Bekämpfung antibiotikaresistenter Krankheitserreger beizutragen.
Im Rahmen des BMBF-geförderten Gemeinschaftsprojekts EXPLOMARE arbeiten Kooperationspartner daran, eine marine Wertschöpfungskette aufzubauen, um etwa neue Wirkstoffe mit maßgeschneiderten Zellfabriken der Gattung Streptomyces herzustellen. Vertreter der Universität des Saarlandes, der Universität Bielefeld sowie von einem Start-up aus dem Biotechnologie-Sektor sind daran beteiligt.
Des Weiteren verfügt das Saarland mit cc-NanoBioNet e.V. über ein leistungsstarkes Netzwerk, das verschiedenste Akteure aus der deutschen Nano- und Biotechnologiebranche verbindet. Der Cluster Health.AI, welcher vor allem digitale Gesundheitsanwendungen fördert, ist Bestandteil dessen und erhält ebenfalls finanzielle Zuwendungen vom BMBF.
Akteure aus dem Saarland sind an den EU-Projekten BioRural und ReNu2Cycle beteiligt.