Bayern

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Die Bioökonomie gewinnt in Bayern stetig an Bedeutung. Als erstes Bundesland berief man 2015 einen eigenen Bioökonomierat ein, der die Ausgangssituation und Potenziale im Land evaluierte. Durch die Erweiterung des Campus Straubing als Standort der Technischen Universität München (TUM) mit Forschungs- und Ausbildungsschwerpunkt Bioökonomie unternahm der Freistaat 2017 einen wichtigen Schritt, um die identifizierten Potenziale zu nutzen und auszubauen. Plattformen und Konferenzen vernetzen Unternehmen und Forschungspartner miteinander, 2020 stellte der Freistaat eine eigene Bioökonomiestrategie vor.

Grundlagen: Politik & Forschung 

Bayern hat 2015 als erstes Bundesland einen eigenen Bioökonomierat im Auftrag des Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) einberufen. Das interdisziplinär besetzte Gremium berät die Landesregierung in Fragen der Bioökonomie und gibt regelmäßig Empfehlungen und Diskussionspapiere zu biobasierten Themen und Fragestellungen heraus. Jüngste Veröffentlichungen aus dem Jahr 2021 stellen Genome Editing sowie die Forst- und Holzwirtschaft in den Mittelpunkt.  

Mit dem Grundsatzpapier „Die Bioökonomie in Bayern: Ausgangssituation und Potenziale“ machte der Rat 2016 erstmals auf sich aufmerksam, bevor Publikationen wie Empfehlungen zur Förderung der Bioökonomie in Bayern folgten (2017). Eine kohärente Politikgestaltung, um die Bioökonomie-Entwicklung effektiver voranzubringen, sowie eine stärkere Einbindung der Gesellschaft, stellen zwei Empfehlungen dar. 

Im November 2020 veröffentlichte das Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie (StMWi) die Bioökonomiestrategie „Zukunft.Bioökonomie.Bayern”, welche in Zusammenarbeit mit dem Bioökonomierat, der interministeriellen Arbeitsgruppe Nachwachsende Rohstoffe und Bioökonomie und den bayerischen Clustern erarbeitet worden war. Darin sind acht übergeordnete Ziele und 50 konkrete Maßnahmen für eine biobasierte, nachhaltige Transformation aufgeführt, von denen (im Sommer 2022) bereits 80% angefangen oder umgesetzt wurden. Hierzu zählen etwa das Projekt BioReSt, in dessen Rahmen Daten zu Biomasseströmen und zur Ressourcenverfügbarkeit erhoben werden, und die Konferenz VentureCon Bioeconomy, bei der sich im Juni 2022 20 Start-ups aus der Bioökonomie-Szene vor Investoren präsentieren konnten. 

Die bayerische Forschungslandschaft zur Bioökonomie ist vielfältig und deckt einen Großteil der Themenbreite ab. Sie ist primär darauf ausgerichtet, Innovationen hervorzubringen und Netzwerke zu fördern. Ein wichtiges Element stellt dabei die Cluster-Offensive des Freistaates dar, die auf Initiative des Wirtschaftsministeriums 17 landesweite Plattformen in der Hightech-Industrie und in traditionellen Branchen vereint. Bioökonomie-Themen sind vor allem in den Rubriken Umwelttechnologie, Biotechnologie/Ernährung, Forst und Holz sowie neue Werkstoffe präsent. Das Netzwerk umfasst rund 7.000 Akteure und 2.100 Einzelprojekte.

Zudem gibt es gleich mehrere Wissenschaftsstandorte, die besonders hervorzuheben sind: das Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe (KoNaRo), welches das  Wissenschaftszentrum Straubing (WZS), das Technologie- und Förderzentrum (TFZ) und das „Centrale Agrar-Rohstoff Marketing- und Energie-Netzwerk“ e.V., kurz C.A.R.M.E.N., vereint. Der Campus Straubing für Biotechnologie und Nachhaltigkeit an der Technischen Universität München (TUM) wird zudem seit einigen Jahren sukzessive zu einem Bioökonomie-Schwerpunktzentrum ausgebaut. Als „Integrative Research Center“ kooperiert man mit der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf und bietet verschiedene Bachelor- und Masterstudiengänge an, die Themen des biobasierten Wirtschaftens in den Mittelpunkt stellen. Neben deutschsprachigen Studiengängen wie „Bioökonomie” (B.Sc. & M.Sc.), „Biomassetechnologie” (M.Sc.) und „Chemische Biotechnologie” (B.Sc. & M.Sc.) werden auch englischsprachige Pendants „Bioeconomy”, „Chemical Biotechnology” und „Technology of Biogenic Resources” angeboten.

Förderung & Innovation

Während biobasierte Innovation in der Theorie vor allem auf bayerischen Universitätsarealen stattfindet, paart sie sich mit der praktischen Umsetzung insbesondere am Hafen Straubing-Sand. Teil dessen ist BIO-KAI: ein Quartier, das für junge Start-ups und etablierte Unternehmen vorgesehen ist, die sich auf die effektive Nutzung nachwachsender Roh- und Reststoffe sowie geschlossene Kreisläufe fokussieren. Für die Entwicklung und Optimierung von Produkten und Prozessen der industriellen Biotechnologie (v. a. biobasierte Chemikalien) wird den Akteuren mit dem BioCampus MultiPilot (BMP) voraussichtlich Mitte 2024 eine Mehrzweck-Demonstrationsanlage zur Verfügung stehen. Das bayerische Wirtschaftsministerium finanziert den Bau mit 40 Mio. Euro. Zuwendungsempfänger ist der Zweckverband Hafen Straubing-Sand, dessen Tochtergesellschaft die BioCampus Straubing GmbH (BCG) ist. 

Mit dem Förderprogramm BayBioökonomie-Scale-Up unterstützt das Ministerium zudem Einzelunternehmen bei Investitionen in Produktionsanlagen zur stofflichen Nutzung nachwachsender Rohstoffe.