Bayern

Bayern

Die Bioökonomie gewinnt in Bayern stetig an Bedeutung. Als erstes Bundesland berief man 2015 einen eigenen Bioökonomierat ein, der die Ausgangssituation und Potenziale im Land evaluierte. Im Jahr 2017 unternahm der Freistaat einen bedeutenden Schritt zur Nutzung und Weiterentwicklung dieser Potenziale, indem er den Campus Straubing der Technischen Universität München (TUM) erweiterte und einen Schwerpunkt auf Forschung und Ausbildung in der Bioökonomie setzte. Zudem fördern Plattformen und Konferenzen die Vernetzung von Unternehmen und Forschungspartnern. Im Jahr 2020 präsentierte der Freistaat schließlich eine eigene Strategie zur Bioökonomie, ein erster Fortschrittsbericht wurde 2023 veröffentlicht.

Grundlagen: Politik & Forschung 

Bayern hat 2015 als erstes Bundesland einen eigenen Bioökonomierat im Auftrag des Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus (StMELF) einberufen. Das interdisziplinär besetzte Gremium berät die Landesregierung in Fragen der Bioökonomie und gibt regelmäßig Empfehlungen und Diskussionspapiere zu biobasierten Themen und Fragestellungen heraus. Jüngste Veröffentlichungen aus dem Jahr 2022 stellen die Themen Kreislaufwirtschaft, Technologien zur Nutzung von CO2 sowie Akzeptanz von Bioökonomie in den Mittelpunkt. 

Mit dem Grundsatzpapier „Die Bioökonomie in Bayern: Ausgangssituation und Potenziale“ machte der Rat 2016 erstmals auf sich aufmerksam, bevor Publikationen wie Empfehlungen zur Förderung der Bioökonomie in Bayern (2017) folgten. Im November 2020 veröffentlichte das Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie (StMWi) die Bioökonomiestrategie „Zukunft.Bioökonomie.Bayern”, welche in Zusammenarbeit mit dem Bioökonomierat, der interministeriellen Arbeitsgruppe Nachwachsende Rohstoffe und Bioökonomie und den bayerischen Clustern erarbeitet worden war. Darin sind acht übergeordnete Ziele und 50 konkrete Maßnahmen für eine biobasierte, nachhaltige Transformation aufgeführt.

Ein erster Fortschrittsbericht zur Bioökonomie in Bayern wurde 2023 veröffentlicht. Dieser Bericht gibt einen Überblick über die Maßnahmen, die seit der Einführung der Bioökonomiestrategie 2020 umgesetzt wurden, und bewertet die Fortschritte in den Bereichen Forschung, Innovation und nachhaltige Nutzung biologischer Ressourcen. Der Bericht zeigt auch konkrete Ergebnisse und Entwicklungen in Bayern auf, die zur Förderung der Bioökonomie beitragen sollen. Hierzu zählen etwa das Projekt BioReSt, Das Projekt zielt darauf ab, die Verfügbarkeit und potenziellen Einsatzmöglichkeiten von Biomasse in Bayern zu analysieren und so eine Grundlage für eine zukunftsorientierte Biomasse-Strategie zu schaffen.

Die bayerische Forschungslandschaft zur Bioökonomie ist vielfältig und deckt einen Großteil der Themenbreite ab. Sie ist primär darauf ausgerichtet, Innovationen hervorzubringen und Netzwerke zu fördern. Ein wichtiges Element stellt dabei die Cluster-Offensive des Freistaates dar, die auf Initiative des Wirtschaftsministeriums 17 landesweite Plattformen in der Hightech-Industrie und in traditionellen Branchen vereint. Bioökonomie-Themen sind vor allem in den Rubriken Umwelttechnologie, Biotechnologie/Ernährung, Forst und Holz sowie neue Werkstoffe präsent. Das Netzwerk umfasst rund 7.000 Akteure und 2.100 Einzelprojekte.

Zudem gibt es gleich mehrere Wissenschaftsstandorte, die besonders hervorzuheben sind: das Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe (KoNaRo), welches den Campus Straubing für Biotechnologie und Nachhaltigkeit der Technischen Universität München (TUM), das  Wissenschaftszentrum Straubing (WZS), das Technologie- und Förderzentrum (TFZ) und das „Centrale Agrar-Rohstoff Marketing- und Energie-Netzwerk“ e.V., kurz C.A.R.M.E.N., vereint.

Der TUM-Campus Straubing (TUMCS) wird sukzessive zu einem Bioökonomie-Schwerpunktzentrum ausgebaut, als „Integrative Research Center“ kooperiert man mit der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf und bietet verschiedene Bachelor- und Masterstudiengänge an, die Themen des biobasierten Wirtschaftens in den Mittelpunkt stellen. Neben deutschsprachigen Studiengängen wie „Bioökonomie” (B.Sc. & M.Sc.), „Biomassetechnologie” (M.Sc.) und „Chemische Biotechnologie” (B.Sc. & M.Sc.) werden auch die englischsprachigen Pendants „Bioeconomy”, „Chemical Biotechnology” und „Technology of Biogenic Resources” angeboten. Als einer von vier Standorten in Deutschland veranstaltete der TUMSC zudem im März 2024 das Bioeconomy Changemakers Festival im Rahmen einer Bioökonomie-Festwoche, um vor allem Jugendliche als Treiber der nachhaltigen Transformation zu gewinnen.

Förderung & Innovation

Während biobasierte Innovation in der Theorie vor allem auf bayerischen Universitätsarealen stattfindet, paart sie sich mit der praktischen Umsetzung insbesondere am Hafen Straubing-Sand. Teil dessen ist BIO-KAI: ein Quartier, das für junge Start-ups und etablierte Unternehmen vorgesehen ist, die sich auf die effektive Nutzung nachwachsender Roh- und Reststoffe sowie geschlossene Kreisläufe fokussieren. Für die Entwicklung und Optimierung von Produkten und Prozessen der industriellen Biotechnologie (v. a. biobasierte Chemikalien) wird den Akteuren mit dem BioCampus MultiPilot (BMP) ab 2025 eine Mehrzweck-Demonstrationsanlage zur Verfügung stehen. Das bayerische Wirtschaftsministerium finanziert den Bau mit 80 Mio. Euro. Zuwendungsempfänger ist der Zweckverband Hafen Straubing-Sand, dessen Tochtergesellschaft die BioCampus Straubing GmbH (BCG) ist. Der Spatenstich erfolgte im November 2023.

Mit dem Förderprogramm BayBioökonomie-Scale-Up unterstützt das Ministerium zudem Einzelunternehmen bei Investitionen in Produktionsanlagen zur stofflichen Nutzung nachwachsender Rohstoffe.