Uni Mailand (2023): Plastikmüll in Seen und Stauseen

Uni Mailand (2023): Plastikmüll in Seen und Stauseen

Ein internationales Forschungsteam der Universität Mailand untersuchte 38 Seen weltweit auf Mikroplastik. Die Verschmutzung war deutlich größer als erwartet: In allen Seen wurden Partikel gefunden, selbst in abgelegenen Regionen. Überrascht waren die Forschenden vom Ausmaß der Verschmutzung. 

Seenlandschaft

Die am stärksten belasteten Seen übertrafen sogar die subtropischen Ozeanwirbel - eine Region, die als Sammelstelle für Mikroplastik und Müll in den Weltmeeren gilt. Die Untersuchungen ergaben, dass 45% der Seen mit mehr als einem Partikel pro Kubikmeter belastet waren. Einige der am stärksten betroffenen Seen, wie der Lago Maggiore in Italien, der Luganer See in der Schweiz und der Lake Tahoe in den USA, werden auch als Trinkwasserquellen genutzt.

Das Forschungsteam untersuchte verschiedene Seentypen und fand heraus, dass insbesondere große, tiefe Seen aufgrund der langen Verweilzeit des Wassers regelrechte Mikroplastiksenken sind. Im Lake Tahoe beispielsweise dauert es rund 650 Jahre, bis das gesamte Wasser einmal ausgetauscht ist. Solche Seen können im Laufe der Zeit erhebliche Mengen an Mikroplastik anreichern. In Deutschland war es der Stechlinsee, der die Forschenden überraschte. Dabei handelt es sich um einen natürlichen See ganz im Norden von Brandenburg, mit 70 Metern ist er der tiefste See des Landes. Im Stechlinsee wurden relativ hohe Konzentrationen von Mikroplastik in Form von Mikrofasern gefunden. Das sei überraschend, da das Ufer des Sees weitgehend natürlich sei und zusätzlich noch von Buchenwäldern umgeben. Die Forschenden gehen daher davon aus, dass Badegäste die Fasern durch ihre Kleidung ins Wasser eingebracht haben.

Die Verschmutzung mit Mikroplastik gefährdet nicht nur das Trinkwasser, sondern hat auch negative Auswirkungen auf Wasserorganismen und das Ökosystem. Kunststoffe können sich auf biogeochemische Kreisläufe auswirken, und Plastikansammlungen an der Wasseroberfläche können die Freisetzung von Treibhausgasen wie Methan begünstigen. Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, Seen und Stauseen in den Kampf gegen die Mikroplastikverschmutzung einzubeziehen, um das Ökosystem zu erhalten. Prof. Hans-Peter Grossart, Wissenschaftler am IGB und Mitautor der Studie, betont die Wichtigkeit, Seen sowohl in das Management als auch in den Schutz von Ökosystemdienstleistungen einzubeziehen.