Hemibodies als neues Antikörper-Format für die Krebsimmuntherapie

Hemibodies als neues Antikörper-Format für die Krebsimmuntherapie

GO-Bio 7

Dr. Thomas Bumm
Universitätsklinikum Würzburg - Medizinische Klinik und Poliklinik II - Abt. Hämatologie und Onkologie

Bumm_T@ukw.de

Kurzzusammenfassung:

Krebsimmuntherapien machen sich die Schlagkraft von T-Zellen des Immunsystems zunutze – diese hoch spezialisierten Zellen können Krebszellen attackieren und eliminieren. Doch damit die T-Zellen überhaupt als Killer aktiv werden, müssen sie zielgenau an Krebszellen binden. In der Leukämie-Therapie werden für das zielgerichtete Binden bereits sehr erfolgreich sogenannte bi-spezifische Antikörper eingesetzt. Ein in Deutschland entwickeltes Medikament sorgt wie eine Art molekularer Adapter dafür, dass T-Zellen direkt an Krebszellen binden. Bisher beschränkt sich die Anwendung der bi-spezifischen Antikörper jedoch auf sehr wenige Krebsformen – zudem treten manchmal aufgrund mangelnder Spezifität heftige Nebenwirkungen auf.

Das Würzburger Team um Gernot Stuhler und Thomas Bumm hat ein völlig neues Antikörperformat entwickelt, das die T-Zellen noch zielgerichteter zu Krebszellen führen kann. Es basiert auf zwei unvollständigen Antikörper-Modulen – jedes für sich ist gegen eine andere Zielstruktur auf Krebszellen gerichtet. Das Konzept dieser Hemibodies: auf der Oberfläche einer Krebszelle angedockt vereinigen sich die beiden „halben Portionen“ des Antikörpers zu einem kompletten Ganzen. Erst im Duett wird der Antikörper funktionstüchtig und beginnt, T-Zellen für die Zerstörung der Krebszellen heranzulotsen. Das Kombi-Medikament baut sich also erst vor Ort im Tumor fertig zusammen und löst dort eine gezielte Immunreaktion aus.

In der ersten GO-Bio-Förderphase plant das Team um Stuhler und Bumm am Universitätsklinikum Würzburg die komplette präklinische Entwicklung eines Hemibody-Paares gegen das Multiple Myelom, einer zum jetzigen Zeitpunkt unheilbaren Erkrankung des Knochenmarks. In einem nächsten Schritt sollen die Myelom-spezifischen Hemibodies nach GMP-Standards produziert werden. Die im GMP-Prozess hergestellten Hemibodies werden detailliert geprüft und sollen in der zweiten GO-Bio-Periode in einer klinischen Phase-I/II-Studie zur Anwendung kommen.