Strategien
Eine gesonderte Bioökonomiestrategie existiert dafür nicht, mit dem Bio-Circular-Green Economic Model (BCG) hat die Regierung im Jahr 2021 jedoch ein wichtiges Strategiedokument veröffentlicht, das sich auf Handlungsempfehlungen in vier Bereichen konzentriert: Modernisierung der Landwirtschaft (Sektor: Lebensmittel und Agrarwirtschaft), Förderung von Gesundheitstechnologien (Sektor: Medizin und Wellness), Stärkung der Kreislaufwirtschaft (Sektor: Bioenergie, -materialien, -chemikalien) sowie Reduktion von Ressourcenverbrauch und Importabhängigkeit (Sektor: Tourismus und Kreativwirtschaft).
Von 2012 bis 2021 war die Politik im Bereich Bioökonomie/Biotechnologie vor allem an dem Biotechnology Development Policy Framework ausgerichtet, mit dem erstmals umfassende politische Leitlinien formuliert wurden, um biotechnologische Anwendungen gezielt in Landwirtschaft, Energieversorgung und Gesundheitswesen zu fördern und zu integrieren. Bereits 2007 wurden Anreize für biotechnologische Unternehmen eingeführt, darunter Steuerbefreiungen und zollfreie Einfuhren.
In dem Alternative Energy Development Plan: AEDP2015, Bestandteil des Integrated Energy Blueprint (TIEB), hat die thailändische Regierung zudem das Ziel formuliert, den Anteil erneuerbarer Energien am gesamten Energieverbrauch bis 2036 auf 30 % zu erhöhen. Der Nutzung von Biomasse, Biogas und Abfällen wird dabei große Bedeutung beigemessen.
Förderung
Die thailändische Regierung unterstützt ihren Bioökonomiesektor durch verschiedene Investitionsanreize und Förderprogramme. Anfang 2025 weitete das Thailand Board of Investment (BOI), ein staatliches Institut für Technologietransfer und wirtschaftliches Wachstum, mehrjährige Steuerbefreiungen für Hersteller von Flugkraftstoffen aus Agrarressourcen und für Bio-Industrieparks aus dem Landwirtschafts- und Lebensmittelbereich aus. Auch digitale Handelsplattformen aus demselben Bereich sowie Unternehmen der Sektoren Biokunststoffe, Biotechnologie und Landwirtschaft/Agri-Tech erfahren Unterstützung durch das BOI.
Abseits nationaler Wirtschafts- und Industrieunternehmen sind auch internationale Forschungskooperationen von Bedeutung. Ein aktuelles Beispiel (2025) stellt die deutsch-thailändische Zusammenarbeit im Rahmen der Förderrichtlinie Bioökonomie International des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) dar: In beiden Ländern werden staatenübergreifende Forschungs-, Entwicklungs- und Innovationsvorhaben (FuEuI-Vorhaben) gefördert, die sich mit hochwertigen chemischen Verbindungen beschäftigen. Adressaten sind vor allem Vertreter aus Wissenschaft und Industrie. Die Zuständigkeit auf thailändischer Seite liegt bei der staatlichen Institution Program Management Unit for Human Resources & Institutional Development, Research and Innovation (PMU-B), welche die Vergabe von Forschungs- und Innovationsgeldern im Land zentral regelt.
Thailand verfügt über eine zunehmend gut vernetzte und staatlich geförderte Wissenschaftslandschaft im Bioökonomiebereich. Wichtigster Treiber dieser Entwicklung ist das BCG-Modell, welches der Förderung von Wissenschaft, der Einbindung von Bioökonomiethemen in die Hochschulbildung sowie internationalen Forschungskooperationen einen prominenten Platz einräumt.
Diese Schwerpunktsetzung hat etwa zu einer intensivierten Zusammenarbeit zwischen vielen Universitäten und staatlichen Förderorganisationen wie der National Science and Technology Development Agency (NSTDA) oder dem Thailand Center of Excellence for Life Sciences (TCELS) geführt. Parallel dazu ist eine stete Zunahme von bioökonomierelevanten Studiengängen im Land zu verzeichnen: Insbesondere Einrichtungen wie die Mahidol University, die Chulalongkorn University, die Kasetsart University sowie die Chiang Mai University bieten spezialisierte Angebote zu Biotechnologie, Bioinnovationen, Lebensmittelwissenschaften, Agrarwirtschaft, Umwelttechnik und Bioressourcenmanagement an.
Im Mittelpunkt der Forschung steht in vielen Fällen die Entwicklung biobasierter Produkte (z. B. Enzyme, funktionelle Lebensmittel, Artikel aus Biokunststoffen), die Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen, allen voran Zuckerrohr, Maniok und Palmöl sowie die Weiterentwicklung nachhaltiger Wertschöpfungsketten im Agrarsektor.
Laut BOI trug die Bioökonomie im Jahr 2022 2 % zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei. Für 2037 hat die Organisation einen Anteil von 10 % vorausgesagt. Diese Berechnung fußt vor allem auf den aktuellen und den prognostizierten Erfolgen in den Bereichen Biotechnologie, -energie, -pharma und -chemikalien. Ausgangspunkt für den Anstieg ist das hohe Rohstoffaufkommen von Zuckerrohr, Maniok und Palmöl. Durch eine verbesserte Infrastruktur, die strategisch günstige Lage in Asien und die Ausrichtung auf eine moderne, wissensbasierte Bioökonomie, konnte sich diese positive Entwicklung in den vergangenen Jahren erfolgreich entfalten.
Schon heute zählt Thailand weltweit zu den führenden Exporteuren von PLA-Kunststoffen. Die große Menge an landwirtschaftlichen Ressourcen und Reststoffen (z. B. Zuckerrohrbagasse) könnte nicht nur diese Position ausbauen, sondern auch die erfolgreiche Stellung in der nachhaltigen Strom- und Kraftstoffproduktion. Hinzu kommen immer mehr biotechnologische Anwendungen, die Herstellungsverfahren beschleunigen und neue Produkte hervorbringen. Zu beobachten ist dies auch in der Präzisionslandwirtschaft, der Agrobiotechnologie und im Bereich Fermentationstechnologien.
Innovationen (in den Regionen)
Innovationen in Thailands Bioökonomiebereiche entstehen auf unterschiedlichen Wegen. Gute Voraussetzungen bieten immer häufiger regionale Zusammenschlüsse, in denen Wissenschaft, Industrie und Wirtschaft eng miteinander verzahnt sind.
Im Nordosten des Landes befindet sich der Northeastern Economic Corridor (NEEC), wo die Verarbeitung von landwirtschaftlichen Rohstoffen zu Biokunststoff und -ethanol im Mittelpunkt steht. Der Northern Economic Corridor (NEC) mit dem Touristenzentrum Chiang Mai ist von einer nachhaltigen Landwirtschaft geprägt, von der etwa die Naturkosmetikindustrie profitiert. Die Forschung für Produktentwicklungen kommt von den umliegenden Hochschulen, zum Beispiel Chiang Mai University.
Mit dem BioHub Asia entsteht in der Provinz Chachoengsao zudem ein modernes Zentrum für Biotechnologie und bioindustrielle Innovation. Als Teil des Eastern Economic Corridor (EEC) konzentriert man sich auf Hightech-Anwendungen wie Biopharmazeutika, -kunststoffe, -chemikalien und -kraftstoffe. Der Hub wird gemeinsam von Regierungseinrichtungen (z. B. BIOTEC), privaten Investoren und internationalen Partnern getragen.
Autorin: Kristin Kambach