Nachhaltig bauen
Thomas Lützkendorf
Beruf:
Bauingenieur
Position:
Professor für Ökonomie und Ökologie des Wohnungsbaus am Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Beruf:
Bauingenieur
Position:
Professor für Ökonomie und Ökologie des Wohnungsbaus am Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Thomas Lützkendorf ist Bauingenieur und setzt sich als Inhaber des Lehrstuhls für Ökonomie und Ökologie des Wohnungsbaus am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) für nachhaltiges Bauen ein.
Als studierter Bauingenieur und KIT-Professor ist Thomas Lützkendorf inzwischen ein Experte auf dem Gebiet des ökologischen Bauens. Vor diesem Hintergrund ist er auch als Obmann bei der Normungsorganisation DIN gefragt und arbeitet an der Entwicklung und Erprobung von Nachhaltigkeitsbewertungssystemen intensiv mit. Für sein Engagement auf dem Gebiet des nachhaltigen Bauens wurde er 2016 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Welchen Beitrag kann der ökologische Wohnungsbau bei der Gestaltung einer biobasierten Wirtschaft leisten?
Die Planung, Errichtung und Nutzung von Wohnbauten orientiert sich heute u.a. an den Prinzipien einer nachhaltigen Entwicklung. Dabei sind die Beachtung und Umsetzung der Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit wichtige Teilaspekte der ökologischen Dimension. Die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen und der natürlichen Vielfalt sind wesentliche Schutzziele, die verstärkte Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen für die Herstellung von Bauprodukten und die Bereitstellung von Energieträgern aus nachwachsenden Rohstoffen sind Teil des Lösungskonzepts. Die Baubranche – hier insbesondere der Wohnungsbau – stellt einen interessanten und bedeutenden Absatzmarkt für biobasierte Produkte dar.
Was ist die größte Herausforderung dabei?
Bei der Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen treten eine Reihe von Fragen auf. Dies sind unter anderem: Kommen diese Rohstoffe selbst aus einem nachhaltigen Anbau, der die Regenerationsmöglichkeiten dieser Ressourcen berücksichtigt? Wie lassen sich Zielkonflikte in der Landnutzung identifizieren und lösen? Wie lassen sich Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen weitestgehend ohne Zusätze gut verarbeiten und langfristig nutzen? Auch für biobasierte Produkte werden die Ergebnisse einer Ökobilanzierung und Technikfolgenabschätzung sowie die Erstellung von Umweltproduktdeklarationen zunehmend wichtiger.
Was hat Ihre Begeisterung für die Bauökologie geweckt?
In meiner beruflichen Entwicklung hat mich mein Weg über das Bauingenieurwesen und die Bauphysik hin zur Bauökologie geführt. Schon frühzeitig habe ich mich mit der Bewertung der ökologischen Vorteilhaftigkeit von Bauprozessen, Bauprodukten und Bauwerken befasst. Ausgehend von der wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem in Bauwerken vergegenständlichten Energieaufwand hat mich stets die Möglichkeit begeistert, über die Energie- und Stoffstromanalyse die Inanspruchnahme von Ressourcen und die Wirkungen auf die globale und lokale Umwelt zu quantifizieren. Dies ist eine Voraussetzung, um die Diskussion in diesem komplexen Thema zu versachlichen. Begeistert hat mich stets die Möglichkeit, zur Wahrnehmung von Verantwortung gegenüber Umwelt und Gesellschaft durch die Bereitstellung von Daten, Grundlagen und Hilfsmitteln beizutragen.
Woran arbeiten Sie derzeit?
Im Rahmen meiner Mitwirkung an internationalen und europäischen Normungsprozessen diskutieren meine Kollegen und ich momentan die Möglichkeiten und Grenzen der Aufnahme weiterer Wirkungskategorien in die Ökobilanzierung und Umweltproduktdeklaration. Auch wird nun genauer zwischen dem in biobasierten Ressourcen gespeicherten Kohlenstoff und den in Produkten aller Art „vergegenständlichten“ Treibhausgasemissionen unterschieden. An unserem Fachgebiet Immobilienwirtschaft am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) arbeiten wir derzeit daran, die Vorteile des nachhaltigen Planens, Bauens und Betreibens stärker als bisher in der Wertermittlung von Gebäuden zu berücksichtigen. Ein Teilaspekt ist die Beurteilung der Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit, der Dauerhaftigkeit und der Rückbau- und Recyclingfreundlichkeit verwendeter Bauprodukte.
Was sind Ihre nächsten Ziele?
Ein Teilziel der derzeitigen Arbeit ist es, durch die Erweiterung und Umstrukturierung von Angaben in Umweltproduktdeklarationen diese noch aussagefähiger zu gestalten und an den Informationsbedarf von Planern und Bauherren anzupassen. Dies schließt z.B. Angaben zum in Produkten gespeicherten Kohlenstoff mit ein.
Interview: Beatrix Boldt