Digitale Tools für eine nachhaltige Reststoffnutzung

Digitale Tools für eine nachhaltige Reststoffnutzung

Forschende der Universität Hohenheim haben zwei Werkzeuge zur Nutzung landwirtschaftlicher Nebenströme entwickelt, um deren Potenziale zu erkennen und optimal ausschöpfen zu können.

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Landwirtschaftliche Reststoffe besitzen wichtige Inhaltsstoffe und sind daher für die Bioökonomie eine wichtige Rohstoffquelle.

Ob bei der Lebensmittelverarbeitung oder in der Landwirtschaft: Reststoffe wie Getreidestroh, Blätter oder Gemüsestängel landen in der Regel als Tierfutter im Trog oder auf den Feldern. Allein in Baden-Württemberg sind es jährlich rund 7,7 Millionen Tonnen. Für die Bioökonomie können diese bisher unzureichend genutzten landwirtschaftlichen Nebenströme eine Rohstoffquelle für neue biobasierte Produkte und Wegbereiter für eine ressourceneffiziente Kreislaufwirtschaft sein. Forschende der Universität Hohenheim und des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) liefern nun zwei digitale Werkzeuge, die Potenzial der verfügbaren Reststoffe in Baden-Württemberg aufzeigen.

Wegweiser für landwirtschaftliche Nebenströme

Mit ReBioBW Factsheets und ReBioBW GIS-Tool stehen ab sofort zwei smarte Tools zur Verfügung, die landwirtschaftlichen Betrieben und Unternehmen helfen, das Potenzial der Reststoffe einzuordnen. „Wissen über die Bedürfnisse der Landwirtschaft sowie die Anforderungen und Chancen einer industriellen Nutzung landwirtschaftlicher Nebenprodukte ermöglicht Landwirtinnen und Landwirten sowie Unternehmen, gemeinsam innovative Geschäftsmodelle auf Basis lokaler Rohstoffe zu entwickeln. So können nachhaltige und effiziente Kreisläufe entstehen“, betont Marius Boesino, Doktorand und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet Bioökonomie der Universität Hohenheim.

Interaktive Karte macht Reststoffpotenziale sichtbar

Sowohl ReBioBW Factsheets als auch ReBioBW GIS-Tool bündeln Informationen zur Verfügbarkeit von Reststoffen und machen sie sichtbar. So werden in ReBioBW Factsheets über 350 Nebenströme erfasst und detaillierte Informationen zu ihren Inhaltsstoffen angezeigt. Gleichzeitig werden Optionen für eine mögliche Verwendung der Inhaltsstoffe aufgeführt – etwa zur Proteingewinnung für die Lebensmittel-, Pharma- oder Kosmetikindustrie oder zur Herstellung von Plattformchemikalien für die Chemieindustrie.

ReBioBW Factsheets und ReBioBW GIS-Tool

Beide Tools bieten einen umfassenden Überblick über die Reststoffpotenziale in Baden-Württemberg und stehen ab sofort kostenlos über die Webseite der Universität Hohenheim zur Verfügung.

Ergänzt werden die Factsheets durch das zweite Werkzeug, das Geografische Informationssystem – kurz GIS. Dabei handelt es sich um eine interaktive Karte, die den Forschenden zufolge „das theoretisch verfügbare Biomassepotenzial der pflanzlichen Nebenströme im Bundesland bis auf Gemeindeebene aufschlüsselt und visualisiert“. Anhand farblicher Abstufungen können landwirtschaftliche Betriebe und Unternehmen „auf einen Blick“ erkennen, welche Rohstoffe in den Regionen in welcher Menge vorkommen.

Basis für Innovationen

Die smarten Tools wurden im Rahmen des Forschungsprojektes „ReBioBW – Potenziale landwirtschaftlicher Reststoffe für die Bioökonomie in Baden-Württemberg“ entwickelt und vom Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (MLR) mit rund 630.000 Euro gefördert. Ein zentrales Anliegen von ReBioBW ist es, Chancen für eine neue regionale bioökonomische Wertschöpfung aufzuzeigen. Die Daten und Erkenntnisse aus den ReBioBW Factsheets und dem GIS-Tool bilden nach Angaben der Forschenden die Grundlage für weitere Innovationsschritte.

bb