Großes Interesse an nachhaltigen Lebensmitteln

Großes Interesse an nachhaltigen Lebensmitteln

Laut einer Umfrage der Universität Hohenheim würden Milchprodukte, die ohne chemischen Pflanzenschutz, aber mit Mineraldünger erzeugt wurden, bei vielen Konsumenten gut ankommen.

Eine Person hält einen aufgeschnittenen Käselaib in der Hand.
Etwa ein Fünftel der Deutschen würden für NOcsPS-Milchprodukte – die ohne Pflanzenschutzmittel, aber mit Mineraldünger hergestellt wurden – tiefer in die Tasche greifen.

Biobauern dürfen keine chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel und Mineraldünger einsetzen. Dieser Verzicht soll Artenvielfalt und Umweltschutz stärken, wirkt sich aber negativ auf die Produktivität im Ökolandbau aus. Forschende der Universität Hohenheim arbeiten deshalb an einem Anbausystem, das die Vorteile von konventionellem und ökologischem Landbau vereint. Das Verbundvorhaben „Landwirtschaft 4.0 Ohne chemisch-synthetischen PflanzenSchutz“ (NOcsPS) wird seit 2019 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Förderrichtlinie „Agrarsysteme der Zukunft“ mit rund 4,5 Mio. Euro gefördert.

Marktforschung per Online-Befragung

Der Erfolg des neuen Anbausystems hängt auch davon ab, ob sich die damit erzeugten Produkte auf dem Markt bewähren. „NOcsPS-Produkte können sich langfristig nur am Markt durchsetzen, wenn eine Verbraucherakzeptanz und auch eine Mehrzahlungsbereitschaft vorhanden sind“, erklärt die wissenschaftliche Mitarbeiterin Marie-Catherine Wendt. Die Vermarkungschancen wurden in einem Ergänzungsprojekt zum NOcsPS-Verbundvorhaben mit dem Titel „Hypothetische Zahlungsbereitschaftsanalyse und Zielgruppenanalyse für Milch- und Milchprodukte hergestellt ohne chemisch-synthetischen Pflanzenschutz“ und durch die Studie „Consumer Segmentation for Pesticide-free Food Products” separat analysiert.

Potenzielle Konsumenten: Frauen und Ältere

In einer repräsentativen Online-Befragung von 1.010 Personen untersuchte das Team die potenzielle Zielgruppe und deren Zahlungsbereitschaft. Rund 23% der deutschen Bevölkerung lassen sich nach den Ergebnissen der Studie den „Zukünftigen Konsumentinnen und Konsumenten“ zuordnen. Diese Gruppe lehnt den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der Lebensmittelproduktion grundsätzlich ab und zeigt ein ausgeprägtes Bewusstsein für Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Lebensmitteln. „Weiterhin finden wir hier einen höheren Anteil weiblicher und älterer Konsument:innen“, erläutert Wendt.

Höhere Preise werden akzeptiert

Bioprodukte kosten mehr Geld, und der Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel würde sich ebenfalls im Preis niederschlagen. Deshalb untersuchte das Hohenheimer Team auch die Zahlungsbereitschaft potenzieller Konsumentinnen und Konsumenten. „Im Durchschnitt würden sie für NOcsPS-Milch 31%, für NOcsPS-Käse 23% und für NOcsPS-Butter 24% mehr ausgeben als für konventionelle Vergleichsprodukte“, resümiert Wendt.

Die Ergebnisse der Online-Befragung werden öffentlich zugänglich gemacht. „Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern in der Agrar- und Ernährungsindustrie können unsere Erkenntnisse nutzen“, sagt Ramona Weinrich, Leiterin des Fachgebietes Verbraucherverhalten in der Bioökonomie. „Sie sollten eine verständliche Kennzeichnung von Produkten entwickeln und sicherstellen, dass diese Produkte in der Gesellschaft glaubwürdig sind.“

dpd