Pflanzenbasierte Ersatzprodukte im Blick
Hohenheimer Forschende untersuchen im Rahmen eines EU-Projekts die Akzeptanz pflanzenbasierter Alternativen zu Milch und Fleisch.
Etwa 75 Millionen Menschen in Europa ernähren sich vegetarisch oder vegan, noch weit mehr reduzieren als Flexitarier ihren Fleischkonsum und suchen gezielt nach pflanzenbasierten Alternativen. Doch über diese Gruppe von Konsumenten ist wenig bekannt, ebenso über ihren Informationsbedarf zu pflanzenbasierten Lebensmitteln. Ein von der Universität Hohenheim koordiniertes Kommunikationsprojekt will diese Lücke schließen. Eine Publikation dazu gibt es noch nicht, doch erste Ergebnisse liegen bereits vor und sollem demnächst auch als Whitepaper einsehbar sein.
Fokus auf sechs EU-Länder
Das EU-finanzierte Projekt „The V-Place - Enabling consumer choice in Vegan or Vegetarian food products“ untersucht in einer zweistufigen Verbraucherstudie die entscheidenden Faktoren für die Kaufentscheidung bei pflanzenbasierten Lebensmitteln und ermittelt den Informationsbedarf der Verbraucher in Dänemark, Deutschland, Frankreich, Italien, Polen und Spanien. „Dabei sind mit ‚pflanzenbasiert‘ alle Produkte gemeint, die rein pflanzlichen Ursprungs sind, jedoch tierischen Lebensmitteln, wie beispielsweise Fleisch, Milch, Eier oder anderen Produkten, in Textur, Geschmack oder Aussehen ähneln und diese ersetzen sollen“, erläutert Beate Gebhardt von der Universität Hohenheim, Studienleiterin der qualitativen Teilstudie.
Viele unterschiedliche Motive
Heraus kam bei der Befragung von rund 70 Personen – Verbrauchern und Experten aus Industrie, Wissenschaft und Forschung – viel Unklarheit. Vegane oder vegetarische Produkte sind in den betrachteten Ländern ebenso wenig einheitlich definiert wie der Begriff Flexitarier. „Je nach Definition, Marktforschungsinstitut und Untersuchungsmethode liegt der Anteil der Flexitarier in Deutschland zwischen 9 und 55 Prozent“, berichtet Gebhardt. Auch die Motivationen von Menschen, die weniger oder auch kein Fleisch konsumieren möchten, sind unterschiedlich. Neben der eigenen Gesundheit und Tier-, Umwelt- oder Klimaschutz zählen beispielsweise Unverträglichkeiten oder der Wunsch abzunehmen dazu.
Wenig Auswahl, hohe Preise
Ebenfalls hat die Studie untersucht, aus welchen Gründen pflanzenbasierte Lebensmittel abgelehnt werden. Häufige Nennungen sind ein unattraktiver Geschmack, ein zu geringes oder fehlendes Angebot und hohe Preise. Insbesondere bei Fleischalternativen bemängeln Verbraucher zudem einen hohen Verarbeitungsgrad und viele Zusatzstoffe.
Hinsichtlich des zu geringen Angebots konnte die Studie aufschlüsseln, dass dies beispielsweise schmackhafte Käsealternativen betrifft, darunter auch für Käse wie Feta oder Fondue-Käse, sowie Fleisch-, Fisch- und Ei-Alternativen. Ausnahmen sind Burger-Patties, Geschnetzeltes und Wurstwaren sowie der Bereich der Milchalternativen. Die Befragten wünschen sich daher mehr Vielfalt und Produkte, die hinsichtlich Geschmack oder Textur überzeugen. Gefragt sind zudem eigenständige pflanzenbasierte Produkte, insbesondere solche, die Nachhaltigkeits- und Gesundheitsaspekte berücksichtigen.
Großer Informationsbedarf
Groß sei bei Verbrauchern der Informationsbedarf, sowohl grundlegender und glaubwürdiger Art, was allgemeine Fragen beispielsweise zu Gesundheit betrifft, als auch zu konkreten Produkteigenschaften, die oftmals nicht aus den Informationen auf der Verpackung hervorgehen. „Wir wollen der Bevölkerung in Europa diese Art der Ernährung näher bringen – und zwar mit soliden Informationen, die für alle verständlich sind“, resümiert der Leiter des Projekts, Klaus Hadwiger vom Forschungszentrum für Bioökonomie der Universität Hohenheim das weitere Ziel. „Noch immer gibt es bezüglich der pflanzenbasierten Ernährung viele Missverständnisse. Das wollen wir ändern.“
bl