Strategien
Deutschland ist ein internationaler Vorreiter in der Bioökonomie. Unter der Federführung des damaligen Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) wurde 2010 die Nationale Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030 veröffentlicht. Drei Jahre später folgte die ressortübergreifende Nationale Politikstrategie Bioökonomie des Landwirtschaftsministeriums. Mit der Nationalen Bioökonomiestrategie (NBÖS) aus dem Jahr 2020, unter gemeinsamer Federführung von Forschungs- und Landwirtschaftsministerium, baute die Bundesregierung auf den vorherigen wegweisenden Strategien auf und bündelte die (forschungs-) politischen Aktivitäten in einem kohärenten Rahmen (LINK). Die Hightech Agenda Deutschland der Bundesregierung ergänzt die Nationale Bioökonomiestrategie seit 2025 mit ihrem Fokus auf die Biotechnologie als zentrale Zukunftstechnologie. Ziel ist ein Zugewinn an Wettbewerbsfähigkeit, Nachhaltigkeit und technologischer Souveränität, die Biotechnologie wird dabei als eine von sechs Schlüsseltechnologien besonders hervorgehoben
Mit den Gipfeltreffen der Bioökonomie (Global Bioeconomy Summit, GBS) hat Deutschland den wichtigen globalen Austausch zur Bioökonomie initiiert. Der GBS wurde in den Jahren 2015 (Berlin), 2018 (Berlin) sowie 2020 (virtuell) vom deutschen Bioökonomierat im Auftrag des damaligen BMBF konzipiert und durchgeführt. Der letzte GBS fand 2024 in Kenia statt. Der GBS 2026 wird in Irland realisiert.
Förderung
Mit der Förderung von Forschung, Entwicklung und Innovation treibt die Bundesregierung die Entwicklung der Bioökonomie konsequent voran. Wichtiger Aspekt ist es dabei, den Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse aus der Bioökonomie in die Praxis zu erleichtern und innovative Wertschöpfungsketten aufzubauen. So unterstützt das BMFTR beispielsweise kleine und mittlere Unternehmen mit KMU-innovativ: Bioökonomie oder erprobt mit der Förderlinie Agrarsysteme der Zukunft nachhaltige Produktionsweisen in Landwirtschaft und Ernährungssystemen. Ergänzend sorgen Reallabore, Pilot- und Demonstrationsanlagen sowie clusterübergreifende Netzwerke dafür, dass neue Technologien unter authentischen Bedingungen getestet und schneller in den Markt überführt werden können. Alle aktuellen Förderaufrufe zur Bioökonomie sind hier einzusehen.
Bundesländer
Die Bioökonomie spielt auch in immer mehr Bundesländern eine wichtige Rolle. Auf föderaler Ebene existieren unterschiedliche politische Strategien und Fördermaßnahmen. Teilweise sind auch eigenständige Bioökonomieräte entstanden. Eine Übersicht ist hier zu finden: Bioökonomie in den Bundesländern.
Die deutsche Forschungslandschaft im Bereich der Bioökonomie zeichnet sich durch wissenschaftliche Exzellenz und eine große Vielfalt an Studien- und Ausbildungsgängen aus. Immer mehr Universitäten und Hochschulen richten spezialisierte Programme ein. So bietet etwa die Universität Hohenheim einen internationalen Masterstudiengang Bioeconomy an, ähnliche Angebote bestehen unter anderem in Bonn, Jena oder Gießen. Inzwischen gibt es sechs Hochschulen und Universitäten in fünf Bundesländern, an denen Bioökonomie als eigenständiger Studiengang belegt werden kann.
Darüber hinaus ist auch die Forschung zur biobasierten Transformation in Deutschland breit aufgestellt: An insgesamt 75 Universitäten und 65 Fachhochschulen gibt es einschlägige Aktivitäten. Hinzu kommen 178 außeruniversitäre Einrichtungen wie die Institute der Fraunhofer-Gesellschaft, der Max-Planck-Gesellschaft, der Leibniz-Gemeinschaft und der Helmholtz-Gemeinschaft sowie 81 Einrichtungen der Ressortforschung. An Fraunhofer-Instituten wird etwa an der Entwicklung neuer Biokunststoffe und Bioraffinerieprozesse gearbeitet, während Helmholtz- und Max-Planck-Institute Grundlagenforschung zur Nutzung biologischer Ressourcen vorantreiben. Dieser Forschungsatlas dokumentiert mittlerweile über 900 Einrichtungen, die mit ihren Arbeiten zur Entwicklung der Bioökonomie in Deutschland beitragen.
Die Bioökonomie ist für Deutschlands Wirtschaft von wichtiger Bedeutung und wirkt in vielen Sektoren als Motor für Innovation und nachhaltige Transformation. Besonders relevant sind die Chemie- und Nahrungsmittelindustrie, die Land- und Forstwirtschaft, die Konsumgüterbranche sowie die Papier- und Textilindustrie. In diesen Bereichen werden vermehrt biogene Rohstoffe und biobasierte Verfahren genutzt und neue Produktlinien entwickelt, die fossile Materialien ersetzen. Allein in der chemischen Industrie werden bereits heute rund 13 % der Grundstoffe biobasiert hergestellt, Tendenz steigend. Innovationen entstehen in Großunternehmen, aber vielfach auch durch Start-ups, die etwa Fleischersatzprodukte aus Pilzmyzel produzieren, PET-Recycling mithilfe neuer Enzyme ermöglichen und Bakterien für die Farbstoffentwicklung einsetzen.
Für den wirtschaftlichen Erfolg der Bioökonomie ist eine Vielzahl von Akteuren von Bedeutung. Dazu zählen auch Zusammenschlüsse wie BIO Deutschland, der Branchenverband der Biotechnologie, sowie der Verband der Chemischen Industrie. Sie vertreten die Interessen ihrer Mitglieder, setzen Impulse und wirken an der Entwicklung von Strategien und Standards mit.
Industrieinitiativen bündeln sich zunehmend in Clustern, Beispiele sind CLIB – Cluster Industrielle Biotechnologie e.V., BioEconomy e.V. (Mitteldeutschland) und BioökonomieREVIER im Rheinischen Revier, wo der Strukturwandel nach dem Braunkohleausstieg durch biobasierte Innovationen aktiv gestaltet wird.
Weiterführende Informationen zur wirtschaftlichen Bedeutung der Bioökonomie in Deutschland finden Sie hier: Branchen der Bioökonomie
Monitoring
In Deutschland wird die Entwicklung der Bioökonomie seit 2016 im Rahmen eines Monitorings analysiert. Der zuletzt 2024 veröffentlichte Report Monitoring der deutschen Bioökonomie gibt einen umfassenden Überblick über aktualisierte und neue Daten, Trends und Szenarien zu ökologischen, sozialen und ökonomischen Dimensionen einer nachhaltigen Bioökonomieentwicklung.