Neues Labor für die Landnutzung der Zukunft

Neues Labor für die Landnutzung der Zukunft

In Trenthorst (Schleswig-Holstein) betreibt das Thünen-Institut ab sofort ein Landschaftslabor mit neun Experimentierfeldern auf 600 Hektar. Ziel ist die Entwicklung, Erforschung und Erprobung zukunftsorientierter Landnutzungsmodelle jenseits traditioneller Systeme.

Unter den jungen Bäumen werden Kühe bald ein schattiges Plätzchen finden.
Unter den jungen Bäumen werden Kühe bald ein schattiges Plätzchen finden.

Rinderhaltung verschmilzt mit Waldforschung, Fischteiche integrieren sich in den Ackerbau, Hecken treffen auf Künstliche Intelligenz – damit sollen bisher übliche Landnutzungsformen und Systemgrenzen überwunden und die Dimensionen Mensch, Natur und Technik nur noch zusammen betrachtet werden. Das ist der Ansatz vom neuen Experimentellen interdisziplinären Landschaftslabor am Thünen-Institut, kurz EiLT. Dadurch erweitert das Bundesforschungsinstitut seine Forschungskapazitäten im Bereich zukünftiger Landnutzung. Auf einer Fläche von 600 Hektar entwickeln und testen Fachleute aus Agrar-, Forst- und Fischereiökologie, Sozioökonomie sowie Agrartechnik innovative Landnutzungssysteme.

Die Zeit eilt

Der Name EiLT steht nicht nur für das Projekt selbst, sondern verweist auch auf die Dringlichkeit des Handelns: Die Forst-, Agrar- und Ernährungssysteme werden sich in den kommenden Jahren – nicht zuletzt aufgrund des Klimawandels – grundlegend verändern müssen. „Aus der Wissenschaft heraus wollen wir Impulse für diesen Wandel geben. Wir wollen dabei noch ungenutzte Potenziale und Synergien für die Produktion von Nahrungsmitteln, Holz und Energie, für den Klimaschutz und den Naturschutz heben. Dabei stellen wir uns die zentrale Frage, wie wir Klima, Umwelt und Wirtschaftlichkeit in Einklang bringen“, erklärt Thünen-Präsidentin Birgit Kleinschmit zum Projektstart. EiLT ist langfristig angelegt und soll künftig durch inter- und transdisziplinäre Kooperationen getragen werden.

Neun Experimentierfelder

Das Landschaftslabor startet zunächst mit neun thematisch breit aufgestellten Experimentierfeldern: Rind und Klima, Klimaangepasste Bäume, Heckenwelt, WieseAckerTierGehölz, Grünland ohne Wiederkäuer, Hofraffinerie, Energie und Essen, Grüner Mineraldünger sowie Teiche und Wasser. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der biologischen Vielfalt. Mittels sogenannter Transsekten – systematisch angelegten Mess- und Beobachtungspunkten – werden Veränderungen mithilfe von eDNA-Analysen erfasst.

Die Wahl fiel bewusst auf ein Landschaftslabor anstelle klassischer Reallabore, da die großflächigen Versuchsbedingungen in Trenthorst wissenschaftlich kontrollierte Experimente in einer Dimension ermöglichen, die an vielen anderen Standorten nicht realisierbar wäre. „Wir arbeiten in erster Linie wissenschaftlich. Die Ideen, die sich hier als tragfähig erweisen, können künftig in Reallaboren beforscht werden. Wir gehen dann in den Austausch mit allen relevanten und betroffenen Statusgruppen“, erläutert Malte Krafft, Koordinator von EiLT. 

„Die Ergebnisse sind so offen wie die Zukunft, aber wir wollen mit unseren Experimenten Grundlagen für die Gestaltung dieser Zukunft liefern“, so Kleinschmit.

lh