Modell-Quartier für eine resiliente Stadt

Modell-Quartier für eine resiliente Stadt

Unter dem Motto „Agriculture meets Manufacturing” arbeiten Fraunhofer-Forschende an einem Modell-Quartier, in dem Stoffströme und Rohstoffe hocheffizient genutzt werden.

Für die Internationale Bauausstellung IBA’27 soll das Areal mit einer Fläche von 110 Hektar in ein Modell-Quartier verwandelt werden.
Für die Internationale Bauausstellung IBA’27 soll das Areal mit einer Fläche von 110 Hektar in ein Modell-Quartier verwandelt werden.

Wo Landwirtschaft, Industrie und Wohngebiete aufeinandertreffen, scheinen Probleme programmiert. Auf den zweiten Blick jedoch bieten solche gemischten Quartiere das Potenzial und damit die Chance, Städte künftig resilienter zu machen – und zwar durch eine ultraeffiziente Nutzung aller Stoffströme und Ressourcen. In der Nähe von Stuttgart soll diese Vision bald schon Wirklichkeit werden. Anlässlich der Internationalen Bauausstellung 2027 soll im baden-württembergischen Fellbach ein Modell-Quartier errichtet werden. Das Projekt wird von Forschenden der Stuttgarter Fraunhofer-Institute für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) sowie für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) gemeinsam mit der Hochschule für Technik und der Stadt Fellbach umgesetzt.

Potenzialstudie für Modell-Quartier

Mit der „Potenzialstudie für Ultraeffizienz-Maßnahmen bei der Realisierung des IBA’27-Quartiers Fellbach“ hat das interdisziplinäre Fraunhofer-Team dafür den Grundstein gelegt. David Koch vom Fraunhofer IPA ist überzeugt, „wenn es um die Verteilung der Ressourcen und deren möglichst effiziente Nutzung geht, können alle auf vielfältige Weise voneinander profitieren“. Wenn Städte resilienter werden sollen, müssten künftig „Wohnen, Arbeiten und die Produktion von Nahrungsmitteln näher zusammenrücken“, sagt Koch.

Synergien aufspüren und nutzen

In Fellbach sind die Voraussetzungen für ein Modell-Quartier, das Industrie, Landwirtschaft und Wohngebiete kombiniert, optimal. Hier liegt das größte Industriegebiet der Stadt gleich neben einem Wohngebiet, das wiederum an Felder grenzt, auf denen Obst und Gemüse angebaut werden. Für die Forschenden bietet sich damit vor allem die Chance, Synergie-Effekte aufzuspüren und diese in künftige Konzepte einfließen zu lassen: „Denkbar wäre beispielsweise, dass Abwärme aus der Industrie für das Heizen von Gewächshäusern oder Wohngebäuden genutzt wird oder dass Abfallstoffe aus der Produktion und Landwirtschaft von Unternehmen in der Nachbarschaft genutzt werden“, erläutert Koch.

Effizienz und ökologische Effektivität steigern

Mittels eines geschickten Managements soll im Modell-Quartier die Effizienz von Energieverbrauch, Stoffströmen und Infrastruktur, aber auch die ökologische Effektivität gesteigert werden. Unter dem Motto "Agriculture meets Manufacturing" wollen die Forschenden den ökologischen Fußabdruck sowohl der Wohneinheiten als auch der landwirtschaftlichen und produzierenden Betriebe verringern und damit die Lebensqualität aller Beteiligten steigern.

Alle Akteure einbeziehen

Basis für die Umsetzung des Modell-Quartiers in Fellbach ist ein sogenanntes Ultraeffizienz-Konzept, das Fraunhofer-Forschende zunächst für eine Fabrik und später für ein Industriegebiet entwickelt haben. Die Kombination von Industrie, Landwirtschaft und Wohngebieten sei jedoch noch komplexer und anspruchsvoller, sagt Koch „Ultraeffiziente Lösungen müssen immer die Interessen aller Beteiligten miteinbeziehen: Eine Verbesserung in einem Feld soll nicht zu zusätzlichen Belastungen in einem anderen führen. Eine der großen Herausforderungen in dem Projekt wird es sein, diese hochkomplexen Zusammenhänge zu verstehen und in der Praxis zu untersuchen“, so Koch. Das Konzept zum Modell-Quartier wollen die Forschenden daher auch Gewerbetreibenden und Grundstückseigentümern in Fellbach vorstellen, um sie zum Mitmachen zu bewegen,

bb