Grüne Woche: Auto, Motor, Sport
Bei der weltgrößten Messe für Ernährung und Landwirtschaft in Berlin geht es auch um innovative Baumaterialien und Kraftstoffe aus Biomasse.
Zur Internationalen Grünen Woche präsentiert sich das Berliner Messegelände als Mekka der Agrarbranche. Vom 16. bis 26. Januar dreht sich die Messe aber nicht nur um den Konsum kulinarischer Köstlichkeiten und um Landwirtschaft. Auf der Fachschau „nature.tec“ kann man in Halle 5.2a besichtigen, wie sich aus Agrar- und Forstrohstoffen interessante Werk- und Treibstoffe fertigen lassen.
Die Sonderschau wird seit dem Jahr 2008 von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR), dem Deutschen Bauernverband und dem Bundesverband BioEnergie veranstaltet. In sechs Schwerpunktbereichen werden neueste Entwicklungen plastisch: Ob Biogas, Biokraftstoffe und Holzenergie sowie Biowerkstoffe und Baumaterialien aus nachwachsenden Rohstoffen – es gibt jede Menge Gelegenheiten, Materialien anzufassen oder gar daran zu schnuppern.
Bauen mit biobasiertem Hightech
Speziell im Bausektor gibt es vielfältige Einsatzbereiche, die auf eine teilweise Jahrhunderte währende Tradition zurückblicken und die durch neue Produktentwicklungen hochmoderne Ansätze liefern. Die Infobox BAUnatour beleuchtet diese Entwicklungen. Hier sind biobasierte Farben, Dämmstoffe und Baustoffe ausgestellt. Viel Know-how für eine biobasierte Wirtschaft kommt auch in diesem Jahr wieder von der Fraunhofer-Gesellschaft: Sechs Institute präsentieren neueste Forschungsergebnisse gemeinsam mit dem Spitzencluster Bioeconomy aus Leuna.
Weichmacher basieren auf Bernsteinsäure
Ein Schwerpunkt dabei: Biobasierte Kunststoffe. Das Fraunhofer UMSICHT aus Oberhausen präsentiert biobasierte Weichmacher, die auf der Basis biotechnologisch gewonnener Bernsteinsäure hergestellt wurden. Bei den vorgestellten Substanzen handelt es sich um sogenannte biobasierte Ester (Bernsteinsäuredialkanoate). Sie unterscheiden sich von anderen biobasierten Weichmachern durch einen ausgeprägten polaren Charakter: die Atomgruppen der Bernsteinsäuredialkanoate sind elektrisch geladen. Daher eignen sich insbesondere Kunststoffe wie PVC, PHB oder PLA für den Einsatz der neuen Weichmacher. Auf Polymilchsäure (PLA) setzt die Verpackungsindustrie zunehmend, da Biopolymere umweltfreundliche Alternativen zu erdölbasiertem Kunststoff darstellen. Der Ausgangsstoff Milchsäure wird aus Maisstärke gewonnen. Dabei bestand ein Problem bisher darin, dass PLA bei etwa 60 Grad weich zu werden beginnt. Für die industrielle Produktion von Joghurt-Bechern ist das zu niedrig. Forscher vom Fraunhofer IAP in Potsdam ist es nun gelungen, wärmebeständigere PLA-Varianten zu entwickeln, die auch Temperaturen um 120 Grad aushalten können.
Biobasiert Autofahren
Natürlich geht es auch um Biotreibstoffe und schnelle Fahrzeuge: So präsentiert sich auf der nature.tec das Bioconcept Car, der Langstrecken-Rennwagen von Smudo und dem FourMotors-Team mit einer Karosserie, die zu großen Teilen aus biobasierten Werkstoffen besteht. „Reifen wechseln!“ heißt es am Schlusswochenende der Grünen Woche am 25. und 26. Januar, wenn der Rennstall FourMotors gegen Besucher der Grünen Woche antritt, um das schnellste Reifenwechselteam zu ermitteln.
Weltgrößtes Treffen der Agrarminister
Auch jenseits der nature-tec wird auf der Internationale Grünen Woche an Lösungen der Zukunft gearbeitet. So ist die „IGW“ eine Plattform für das weltgrößte Treffen der Landwirtschaftsminister. „Krisen meistern, Ernährung sichern“ lautete der aktuelle Titel des GFFA – Global Forum for Food and Agriculture. Das fand bereits zum sechsten Mal statt und zog 1.400 Gäste an, darunter 80 Agrarminister aus der ganzen Welt. Auch die Teilnehmer der Konferenz „Kraftstoffe der Zukunft“, die vom Bundesverband Bioenergie veranstaltet wird, diskutierten über den Einsatz nachwachsender Rohstoffe zur energetischen Nutzung. Und auch hier argumentiert die Fachwelt die großen Themen wie Beimischungsquoten und indirekte Landnutzungsänderungen.