Brain übernimmt Anti-Bitter-Sortiment von BASF

Brain übernimmt Anti-Bitter-Sortiment von BASF

Die Brain AG hat ein Patentportfolio vom Chemiekonzern BASF komplett übernommen. Es geht um Substanzen, die bittere Geschmacksstoffe "maskieren" können.

Menschliche Geschmackszellen der patentierten Bitter-Zelllinie, mit deren Hilfe die Wissenschaftler die geschmacksmodulierenden Substanzen ausfindig gemacht haben.
Menschliche Geschmackszellen der patentierten Bitter-Zelllinie, mit deren Hilfe die Wissenschaftler die geschmacksmodulierenden Su

Die Brain AG hat ein Patentportfolio vom Chemiekonzern BASF komplett übernommen. In den vergangenen drei Jahren haben die Brain AG in Zwingenberg und die Ludwigshafener BASF gemeinsam an Substanzen geforscht, die bittere Geschmacksstoffe überdecken können. Das daraus entstandene Portfolio an Patenten und Gebrauchsmustern hat sich Brain nun gesichert. Ziel des Unternehmens mit Fokus auf industrielle Biotechnologie ist es, sogenannte Geschmacks-Modulatoren weiterzuentwickeln und zu vermarkten. Sie sollen eingesetzt werden, um Geschmäcker von Arzneien, Kosmetika und Lebensmitteln zu optimieren. 

Viele Getränke, Süßungsmittel, andere Genussmittel, aber auch Lippenstifte oder Medikamente, wie etwa Hustensaft, schmecken bitter. In einem breit angesetzten Screening-Programm haben sich die BASF und die Zwingenberger Brain AG Substanzen genauer angesehen, die bereits als Lebensmittelzusatzstoffe zugelassen sind. Abgesehen hatten es die Forscher auf solche Stoffe, die die jeweiligen Bittermacher in den Konsumgütern molekular „maskieren“ können.  

Zelltest für den guten Geschmack

Die biologisch aktiven Substanzen identifizierten die Brain-Mitarbeiter in einem selbst entwickelten zellulären Testsystem mit der Unterstützung durch das BMBF. Mit seiner Hilfe können Geschmackserlebnisse biologisch objektiviert werden. Hierfür erzeugten die Wissenschaftler eine Zelllinie aus Geschmackspapillen der menschlichen Zunge. So konnten sie die natürlichen Antworten von Geschmackszellen auf verschiedene Moleküle beobachten. Die Bitter-Rezeptoren auf den Zellen vermitteln den unangenehmen Beigeschmack.  

Bitter-Geschmacksmodulatoren

Einige bereits als Lebensmittelzusatzstoffe zugelassene Substanzen, wie etwa Azofarbstoffe und Fettsäureester können als Geschmacksmodulatoren wirken, indem sie an die Rezeptoren binden. In der richtigen Menge und mit der richtigen Verarbeitung dem Lebensmittel beigesetzt, verhindern sie, dass etwa ein Süßstoff im Softdrink einen bitteren Nachgeschmack erzeugt. Bei der Entwicklung zeigten die Brain-Technologen persönlichen Einsatz. Die Bitter-Rezeptoren, die zu den kultivierbaren Zelllinien weiterentwickelt wurden, stammen ursprünglich direkt von der Zunge von Brain-Mitarbeitern. 

Volles Patentpaket

Das zugehörige Patent- und Gebrauchsmusterportfolio, das die beiden Unternehmen erarbeitet haben, ist umfangreich. In sogenannten Gebrauchsmustern wird gewissermaßen die neuartige Methode rechtlich geschützt, durch die bereits existierende Erfindungen den neuen Effekt erzielen. Erste Schutzrechte wurden bereits erteilt, mehr als 40 internationale Patentanmeldungen sind noch auf dem Weg. Weit fortgeschritten ist die Weiterentwicklung zweier Substanzen, die bereits marktreif seien, so Michael Krohn, Leiter der Technologie-Einheit BioActives and Peformance Biologics des Unternehmens. „Wir konnten mittlerweile die beiden Azofarbstoffe E110 und E129 auch auf unseren patentierten Zelllinien als Wirkstoffe validieren“, erklärt Krohn. „Unsere Bittermodulatoren können effizient zur Lebensmitteloptimierung beitragen“, so Brain-Chef Holger Zinke. Finanzielle Details des Deals mit dem Chemieriesen BASF wurden nicht bekannt. Die nun geschlossene Vereinbarung passt zur bisherigen Strategie von Brain, sich mit biologisch aktiven Substanzen Endkundenmärkten zu nähern. Diesen Weg verfolgt Brain bereits im Kosmetikbereich.