Bio-Bernsteinsäure aus organischen Abfällen

Bio-Bernsteinsäure aus organischen Abfällen

Im EU-Projekt LUCRA wollen Partner aus Forschung und Industrie aus ungenutzten Siedlungs- und Holzabfällen die vielseitige Plattformchemikalie herstellen.

Holzspäne
Rest- und Abfallstoffe wie Holzspäne sind wichtige Ausgangsstoffe zur Herstellung von Plattformchemikalien.

Bernsteinsäure ist eine der wichtigsten Basischemikalien und wird vielfältig eingesetzt – zum Beispiel zur Herstellung von Farbstoffen, Acrylharzen, Kosmetika oder Medikamenten. Ein wichtiger Ausgangsstoff für die Herstellung dieser begehrten Plattformchemikalie ist Erdöl. Da der fossile Rohstoff umweltschädlich und zudem endlich ist, suchen Forscherinnen und Forscher seit langem nach Alternativen. Im EU-Projekt LUCRA will ein Konsortium aus Forschung und Industrie nun Bernsteinsäure aus organischen Rest- und Abfallstoffen gewinnen.

Beitrag zur nachhaltigen Chemie

Beteiligt sind insgesamt zehn Partner aus sieben Ländern – darunter aus Deutschland das Steinbeis Europa Zentrum in Karlsruhe und der Leverkusener Werkstoffhersteller Covestro. Das LUCRA-Projekt wird von der Bio Base Europe Pilot Plant koordiniert und vom Circular Bio-based Join Undertaking (CBE JU) sowie von der Europäischen Union im Rahmen des Forschungs- und Innovationsprogramms Horizon Europe gefördert. „Wir freuen uns, mit dem LUCRA-Projekt einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigeren chemischen Industrie zu leisten", sagt Tanja Meyer, LUCRA-Projektkoordinatorin und Senior-Project-Managerin bei Bio Base Europe Pilot Plant.

Technische Machbarkeit demonstrieren

Im Rahmen des Projekts wollen die Partner vor allem die technische und wirtschaftliche Machbarkeit der Umwandlung von organischen Abfällen in Bio-Bernsteinsäure im vorindustriellen Maßstab demonstrieren. Durch die Kombination modernster thermischer und enzymatischer Technologien sowie innovativer fermentativer und elektrochemischer Verfahren will das Team den Weg zu einer nachhaltigen, ressourceneffizienten und kreislauforientierten Bioökonomie ebnen. Dazu werden umfangreiche Validierungs- und Demonstrationsaktivitäten an verschiedenen europäischen Standorten durchgeführt.

Ziel ist es, den Produktionsprozess im vorindustriellen Maßstab zu optimieren, die Umweltauswirkungen und die Kreislauffähigkeit des Prozesses zu bewerten und die wirtschaftliche Machbarkeit zu prüfen. „Die Nachfrage unserer Kunden nach nachhaltigen biobasierten Lösungen steigt kontinuierlich. Daher ist das LUCRA-Projekt für uns von hoher Relevanz, da es Biomasse der zweiten Generation nutzt, um einen relevanten Baustein für unsere Materialien zu produzieren", sagt Vera Essmann, Laborleiterin für Forschung und Entwicklung von PUDs bei Covestro.

Polyester und Harze aus Bio-Bernsteinsäure für die Texilindustrie

Im Laufe des Projekts sollen auch konkrete Produkte aus Bio-Bernsteinsäure entstehen, zum Beispiel Polyester und Harze auf Basis von Bernsteinsäure, die in der Textilindustrie eingesetzt werden. Hier wird getestet, inwieweit die neue biobasierte Chemikalie auch die technischen und wirtschaftlichen Anforderungen erfüllt. „Dieses Projekt ist ein großartiges Beispiel dafür, wie vom CBE JU finanzierte Initiativen nachhaltige und wettbewerbsfähige biobasierte Industrien fördern. Durch den Aufbau innovativer biobasierter Prozesse und Wertschöpfungsketten wird LUCRA das Potenzial nachhaltiger Biomasse erschließen und die CO2-Emissionen im Vergleich zu herkömmlichen Produktionsmethoden verringern, was zur Stärkung der Nachhaltigkeit in Europa beitragen wird“, sagt Nicoló Giacomuzzi-Moore, Exekutivdirektor ad interim des CBE JU.

Das CBE JU ist eine mit 2 Mrd. Euro ausgestattete öffentlich-private Partnerschaft zwischen der Europäischen Union und dem Biobased Industry Consortium (BIC). Die Allianz finanziert Projekte zur Entwicklung nachhaltiger und innovativer Lösungen, um den Übergang zu einer biobasierten Kreislaufwirtschaft in Europa zu fördern.

bb