Biomaterialien schneller bewerten

Biomaterialien schneller bewerten

Im EU-Projekt PANBioRA werden Werkzeuge und Methoden untersucht, um die Risiken neuer medizinischer Produkte für Zellen und Gewebe standardisiert zu erfassen.

Ende 2018 fand in Tirana in Albanien das PANBioRA-Projekt-Treffen statt.

Es war im Jahr 2010, als Brustimplantate aus billigem Industriesilikon einen Skandal in der Medizintechnik auslösten. Der Fall beschäftigte jahrelang die Gerichte und rückte dabei auch die Bedeutung der Biokompatibilität von biomedizinischen Materialien in den Fokus. Diese Materialien sind Werkstoffe, die für therapeutische oder diagnostische Zwecke im oder am Körper eines Patienten eingesetzt werden. An ihrer Sicherheit werden hohe Anforderungen gestellt – doch standardisierte, umfassende und schnelle Bewertungsmethoden fehlen bis heute.

Modularer Aufbau des Testsystems

Das von der Europäischen Union geförderte Forschungsprojekt PANBioRA will das ändern. Die international zusammengesetzte Projektgruppe entwickelt einen Prototypen mit dem Ziel, zahlreiche biologisch relevante Parameter überprüfen zu können. Das modulare System soll erfassen, ob ein Biomaterial Antikörperreaktionen auslöst, was in der Praxis beispielsweise Abstoßungen des Materials und Entzündungen zur Folge hätte. Es testet auch, ob Zellen oder Gewebe geschädigt werden und ob das Biomaterial das Erbmaterial verändert.

Schnelle und einfache Anwendbarkeit

Durch Befragungen von Anwendern in Forschungseinrichtungen und Krankenhäusern ermitteln die Projektpartner die praktischen Anforderungen und Erwartungen. Ein besonderes Augenmerk legen die Entwickler des Prototypen auf dessen schnelle und einfache Bedienung. Im Dialog mit Experten für Biomaterialien soll außerdem ein Rahmenwerk konzipiert werden, welche Parameter standardmäßig zur Sicherheitsbewertung von Biomaterialien gehören. Nicht zuletzt soll ein „Risikoradar“ die umfassende Bewertung von Risikomaterialien ermöglichen.

Erster Prototyp nach einem Jahr

Über ihre Fortschritte im ersten Projektjahr haben die Forscher unlängst bei einem Treffen in Albanien berichtet. Neben den Befragungsergebnissen und ersten Erfolgen bei den einzelnen Testkomponenten gab es sechs wissenschaftliche Fachpublikationen. Darüber hinaus konnte das Konsortium bereits einen Prototypen vorstellen.

bl