Dr. Tobias Pöhlmann
Institut für Organische Chemie und Makromolekulare Chemie
Friedrich-Schiller-Universität Jena
tobias.poehlmann@Intelligent-siRNA.com
Kurzzusammenfasssung:
Das gezielte Ausschalten von Genen mittels der RNA-Interferenz birgt großes Potenzial für die Behandlung von bisher nur schwierig oder gar nicht therapierbaren Krankheiten. Die Methode basiert auf kleinen RNA-Molekülen, sogenannten small interfering RNAs (siRNAs), mit deren Hilfe der Prozess der Eiweißherstellung gezielt unterbrochen werden kann. Die anfängliche Euphorie um einen Einsatz von kleinen RNAs in der Medizin hat in den vergangenen Jahren allerdings immer wieder Dämpfer erfahren. Das Hauptproblem ist die mangelnde Zielgenauigkeit der kleinen RNA-Moleküle. Eine zentrale Herausforderung in der Pharmaforschung ist es daher, die RNAs spezifisch nur an jene Orte zu bringen, an denen sie im Körper wirken sollen.
Hier setzt die von Tobias Pöhlmann und seinem Team entwickelte Technologie der „Intelligenten siRNA“ an. An die siRNA-Moleküle sind Peptide wie Handschellen angehängt. Derart blockiert können die siRNAs zunächst keine Wirkung entfalten. Erst wenn die peptidgebundenen siRNA-Moleküle in bestimmten Zellen auf sogenannte Peptidasen treffen, werden sie aktiviert. Die Enzyme wirken wie der passende Schlüssel für die Handschellen und die befreiten RNA-Moleküle können nun wirken. In Tumorgewebe oder in virusinfizierten Zellen sind jeweils andere solcher Peptidasen als „Schlüsselenzyme“ vorhanden, sodass die intelligenten siRNAs für diese Einsatzorte maßgeschneidert werden können. Durch die hohe Zellspezifität wird es sogar möglich, die siRNAs gezielt als Zellgift einzusetzen, etwa um Tumorzellen zu zerstören.
Im GO-Bio-Projekt wollen die Forscher aus Jena mit ihren intelligenten RNA-Molekülen eine zielgerichtete Therapie von Brustkrebs entwickeln. Die maßgeschneiderten siRNAs sollen in präklinischen Studien getestet und die GMP-Produktion der Wirkstoffe etabliert werden. Noch in diesem Jahr ist zudem die Gründung der Firma „BianoScience“ geplant, die die Technologie auf dem Forschungsmarkt als „Kits“ anbieten wird.