Aktuelle Veranstaltungen

International Vorreiter

Deutschland nimmt bei der Bioökonomie eine internationale Spitzenstellung ein. Als eines der ersten Länder hat Deutschland Ende 2010 eine auf sechs Jahre angelegte, ressortübergreifende „Nationale Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030“ veröffentlicht und damit hierzulande erstmals konkrete Weichen für einen biobasierten Wandel von Industrie und Gesellschaft gestellt. Die Strategie wurde unter Federführung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gemeinsam mit fünf weiteren Ministerien erarbeitet und stellte bis Ende 2017 insgesamt 2,4 Mrd. Euro an Mitteln für Forschung und Entwicklung (F&E) zur Verfügung. Mit Hilfe der hierbei ergriffenen Maßnahmen ist es gelungen, Konzepte zur Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit für die Industrie voranzutreiben und die mit der Bioökonomie verbundenen Chancen für den gesellschaftlichen sowie wirtschaftlichen Wandel zu nutzen. Die Forschungsstrategie wurde evaluiert und weiterentwickelt. Im Januar 2020 wurde die neue „Nationale Bioökonomiestrategie" veröffentlicht.

In view of scarce fossil natural resources, climate change and the growing world population, sustainability and climate action have become key issues of the 21st century. The objective of the bioeconomy is to combine economy and ecology to ensure a more sustainable use of biological resources. The German Federal Government has introduced a wealth of innovative initiatives to set the course towards a bioeconomy. These activities dovetail in the new National Bioeconomy Strategy which was published in January 2020. The achievement of a biobased economy will represent a significant contribution to the attainment of the Sustainable Development Goals set out in the UN’s 2030 Agenda.

Die Biopioniere sind Vorreiter auf dem Gebiet des biobasierten und nachhaltigen Wirtschaftens. Sie arbeiten zum Beispiel als Landwirte, Forschende, Ingenieure, Designer in den Life Sciences, in der Nahrungsmittel-, Baustoff- oder Modeindustrie. Die Biopioniere haben auf ihrem Gebiet Bahnbrechendes geleistet, oder sind dabei dieses zu tun. Sie sind Zeugen eines Umdenkprozesses.

Biopioniere visionieren genauso neue biobasierte Produkte wie sie Verhaltensänderungen auf Seiten der Konsumenten fordern. Ihre Kreativität und ihr gesellschaftliches Engagement stellen sie in den Dienst des Kreislaufdenkens. Die Natur wird genutzt, erhalten und geschützt, als Quelle für ein gesundes Leben dieser und künftiger Generationen. Die Porträt-Reihe „Die Biopioniere“ gewährt durch die Zusammenstellung herausragender Protagonisten einen neuartigen und repräsentativen Einblick in faszinierende Arbeitswelten.

Dieser Frage ging ein Team des Berliner Forschungs- und Beratungsinstituts adelphi und der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) nach. In ihrer Ende März veröffentlichten Studie „Circular Economy in the Textile Sector“ wurden die Optionen zur Etablierung von geschlossenen Faserkreisläufen in der Bekleidungs- und Modebranche untersucht. Die Autoren analysierten wie die Prozessstufen der Textilproduktion und -verarbeitung von einem linearen Prozess in eine Kreislaufwirtschaft umgewandelt werden können. Außerdem werden die größten Treiber und Hemmnisse analysiert und ausgewählte Technologien zur Wiederverwertung bewertet.

Für die Studie wurden mehr als 20 Expertinnen und Experten von den Autoren interviewt, außerdem die Ergebnisse eines internationalen Fachsymposiums, welches während des Cradle to Cradle (C2C) Kongress 2018 stattfand, ausgewertet. Beauftragt wurde die Studie von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanziert.

  

This question was investigated by a team from the Berlin research and consulting institute adelphi and the German Society for International Cooperation (GIZ). In their study "Circular Economy in the Textile Sector", published at the end of March, they examined the options for establishing closed fibre cycles in the clothing and fashion industry. The authors analyzed how the process stages of textile production and processing can be transformed from a linear process into a closed loop economy. In addition, they identified the main drivers and obstacles and evaluated selected technologies for recycling.

For the study, more than 20 experts were interviewed by the authors, who also evaluated the results of an international symposium held during the Cradle to Cradle (C2C) Congress 2018. The study was commissioned by the German Society for International Cooperation (GIZ) and financed by the German Federal Ministry for Economic Cooperation and Development (BMZ).

Weg vom erdölbasierten Wirtschaften, hin zu einer nachhaltigen Nutzung nachwachsender Rohstoffe: dafür steht die Bioökonomie. Mit der Nationalen Bioökonomiestrategie hat die Bundesregierung im Januar 2020 die Leitlinien und Ziele ihrer Bioökonomie-Politik festgelegt und Maßnahmen für deren Umsetzung benannt. Die Öffentlichkeit von dem Potenzial zu überzeugen, ist Anliegen des vom Bundesforschungsministeriums initiierten Wissenschaftsjahres, dass noch bis Ende 2021 die Bioökonomie ins Rampenlicht stellt. Im Zukunftsgespräch Bioökonomie der Universität Hohenheim in Stuttgart zogen Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik nun eine erste Bilanz. Im Fokus der virtuellen Debatte am 15. Dezember stand die Frage, wie die Transformation des Wirtschaftssystems gelingen kann.

Bioökonomie als Transformationstreiber

Die Diskussion machte eines deutlich: Die Bioökonomie ist ein Transformationstreiber. Sie ist aber nicht per se nachhaltig. „Es reicht nicht aus, etwas Altes durch was Neues zu ersetzen. Transformation bedeutet, grundlegende Muster zu verändern wie etwa das Konsumverhalten“, sagte Andreas Pyka vom Fachbereich Innovationsökonomik der Universität Hohenheim. Einig waren sich die Experten, dass solch grundlegende Veränderungen nur erreicht werden können, wenn die Gesellschaft in den Diskurs mit einbezogen wird.

Sozial-ökonomische Effekte beachten

Franziska Schünemann vom Fachbereich Bioökonomie betonte die sozial-ökologischen Effekte des bioökonomischen Wandels. Die Forscherin verwies auf die zunehmende stoffliche und energetische Nutzung von Reststoffen aus der Land- und Forstwirtschaft. „Die hohe Nachfrage nach Biomasse kann auch negative Effekte für den Boden haben“, sagte Schünemann. Ralf Vögele, Dekan der Fakultät Agrarwissenschaften, unterstrich: „Die Landwirtschaft ist der Boden der Bioökonomie. Wir müssen also auf den Boden achten“.

Wissenschaft verständlich machen

Ein nachhaltiges Handeln setzt Wissen voraus. Einen wesentlichen Beitrag zum Verständnis der Bioökonomie kann hier die Wissenschaft leisten – darin waren sich die Experten einig. „Wir müssen Wissen so zu vermitteln, dass es von Politik und Gesellschaft gleichermaßen verstanden wird und umgesetzt werden kann“, sagte Iris Lewandowski. Fakt ist: Die Gesellschaft bestimmt mit ihrem Konsumverhalten, ob der Wandel erfolgreich ist. Tatsache ist aber auch: Vielen ist der Begriff Bioökonomie bis heute unbekannt, wie Pyka betont.

Bioökonomie als gesamtgesellschaftlichen Prozess betrachten

Agrarwissenschaftlerin Iris Lewandowski ist überzeugt, dass die Transformation des Wirtschaftssystems nur gelingen kann, „wenn die Bioökonomie als gesamtgesellschaftlicher Prozess verstanden wird und alle Akteure zusammenarbeiten“. „Wir brauchen Experten mit dem Geist von Systemveränderern“, sagte die Forscherin, die seit Dezember Mitglied des neugegründeten Bioökonomierates ist, der Bundesregierung zu Fragen der Bioökonomie berät. Das Etablieren neuer Technologien erfordere auch, dass die Politik rechtliche Rahmenbedingungen schaffe, so Lewandowski. Damit sich Innovationen der Bioökonomie auf dem Markt durchsetzen, sollten der Forscherin zufolge Ökosystemleistungen einen monetären Wert erhalten.

Bioökonomie muss mit der Kreislaufwirtschaft zusammengehen

Große Unternehmen wie der Outdoor-Hersteller VAUDE beweisen, dass sich nachhaltiges Wirtschaften durchaus lohnt. Das Unternehmen setzt bei der Herstellung der Textilien seit langem auf biobasierte Materialen, Reststoffnutzung sowie Transparenz bei den Lieferketten. Eine Transformation bedeute mehr als nur biobasierte Materialien und Recycling, sagte der Innovationsmanager von VAUDE, René Bethmann. „Wichtig ist, ob die Bioökonomie mit der Kreislaufwirtschaft zusammengeht.“

Start-ups als Katalysator des Wandels stärker fördern

Auf die Rolle von Unternehmen und Gründern bei der Transformation verwies Andreas Kuckertz im Gespräch. Der Experte für Unternehmensgründungen an der Uni Hohenheim, sieht hier vor allem Start-ups als „Katalysatoren“.  Sie seien nicht in Altlasten gefangen wie große Unternehmen, die mit dem Wandel oft Schwierigkeiten hätten. „Start-ups müssen daher noch stärker unterstützt werden“, fordert der Experte. Die Auflage des „European Circular Bioeconomy Fund“ (ECBF) ist für Kuckertz ein Bekenntnis zur Umsetzung bioökonomischer Ziele. Mit dem ECBF wurde im Oktober dieses Jahres der erste Venture-Fonds aufgelegt, der sich ausschließlich der Bioökonomie in Europa widmet.

Menschen bei der Transformation mitnehmen

Wie weit das Bewusstsein für ein nachhaltiges Wirtschaften die breite Öffentlichkeit erfasst hat, zeigt sich nicht zuletzt in den Städten und Gemeinden vor Ort. Alexander Schweizer, Bürgermeister von Eningen unter Achalm, berichtete von Klimamaßnahmen die vor Ort initiiert worden, wie Photovoltaiktechniken sowie Anlagen, die aus Abwasser oder Holzschnitzel Wärme erzeugen. Doch „der Mut zur Veränderung ist noch nicht überall gegeben“, betonte Schweizer. Auch der Politiker plädierte dafür, die „Menschen mitzunehmen“, damit die Transformation gelingt.

bb

158.000 Quadratkilometer tropischer Regenwald werden jedes Jahr zerstört - auch weil Möbel aus Tropenholz hierzulande äußerst begehrt sind. Damit geht jedoch wertvoller Lebensraum für Tier- und Pflanzenwelt verloren und das klimaschädliche CO2 wird freigesetzt. Mit Resysta hat das gleichnamige Unternehmen aus dem bayerischen Taufkirchen eine Holzalternative entwickelt, für die kein Baum gefällt werden muss.  

Holzoptik aus Reststoffen

Bei dem Material handelt es sich um ein Naturfasercompound, das in Optik und Haptik sehr stark tropischen Hölzern gleicht, aber vorwiegend aus landwirtschaftlichen Reststoffen hergestellt wird. Resysta besteht zu 60% aus Reishülsen, zu rund 22% aus Steinsalz und zu etwa 18% aus Mineralöl. Darüber hinaus ist die nachhaltige Holzalternative sogar noch langlebiger als Tropenholz und muss zudem nicht extra behandelt werden.

Hundertprozentig recycelbar

Mithilfe einer speziellen Technologie werden hier Reishülsen mit dem Polymer verbunden und sorgen so für die extreme Widerstandfähigkeit des Naturfasercompounds. Die Produkte sind dadurch gegen jede Art von Feuchtigkeit resistent - sogar gegen Chlor- und Salzwasser. Auch Hitze kann die Qualität nicht beeinträchtigen, so dass der Pflegeaufwand sich auf ein Minimum beschränkt. Entscheidend ist jedoch: das Material ist zu 100% recycelbar.

Marktreife

Zahlreiche Produkte wie Gartenmöbel, Terrassendielen oder Fenster werden bereits aus den Reishülsen-Hölzern hergestellt.