„Einfach und schnell zum produktspezifischen CO2-Fußabdruck“

„Einfach und schnell zum produktspezifischen CO2-Fußabdruck“

Patrick Kölsch

Beruf:
promovierter Wirtschaftsingenieur

Position:
Mitgründer und Geschäftsführer des Start-ups greenable

Patrick Kölsch, Mitgründer und geschäftsführer von greenable
Vorname
Patrick
Nachname
Kölsch

Beruf:
promovierter Wirtschaftsingenieur

Position:
Mitgründer und Geschäftsführer des Start-ups greenable

Patrick Kölsch, Mitgründer und geschäftsführer von greenable

Das Start-up greenable arbeitet an einer Software, die es Unternehmen erleichtern soll, die Treibhausgas-Emissionen ihrer Produkte genau zu ermitteln.

Jeder Mensch hinterlässt einen CO2-Fußabdruck. Was für Privatpersonen gilt, trifft auch auf Unternehmen und deren Produkte zu. Um nachhaltig wirtschaften zu können, müssen Unternehmen ihren CO2-Fußabdruck genau kennen. Die Emissionen klar zu beziffern, ist oft problematisch. Mit Blick auf eine künftige Berichtspflicht, wächst der Druck auf die Unternehmen. Das Start-up greenable, eine Ausgründung der Technischen Universität Kaiserslautern, hat eine Lösung parat. Das Team um Mitgründer und Geschäftsführer Patrick Kölsch, entwickelt eine Software, mit der Unternehmen einfach und schnell den CO2-Fußabdruck ihrer Produkte – von der Wiege bis zur Bahre – erfassen und damit offenlegen können. Die Software berücksichtigt dabei sowohl die Emissionen der Lieferkette als auch die der eigenen Produktherstellung.

Frage

Welches Ziel verfolgen Sie mit der Entwicklung der Software?

Antwort

Unsere Mission ist es, produzierende Unternehmen zu befähigen, die CO2-Emissionen ihrer Produkte offenzulegen, zu verstehen und auf ihren Produkten auszuweisen. Da in fast allen Unternehmen wenig Wissen über den Product Carbon Footprint und die dazu notwendigen Daten vorhanden ist, entwickeln wir die Software, die unsere Nutzer Schritt für Schritt begleitet. Dabei spielt der Automatisierungsgrad unserer Features und die Verifikation der Ergebnisse eine wichtige Rolle. Unser Ziel ist es, eine einfache, schnelle und vertrauenswürdige Lösung anzubieten und dadurch Unternehmen bei der zukünftigen Berichtspflicht im Zuge des Digitalen Produktpasses zu entlasten.

Frage

Was unterscheidet Ihre Software grundsätzlich von bereits vorhandenen Programmen zur Bilanzierung des CO2-Fußabdrucks? Welche Zielgruppen wollen Sie erreichen?

Antwort

Durch die Einfachheit in der Bedienung unserer Software sowie die Möglichkeit, schnell vertrauensvolle Ergebnisse zu erhalten, grenzen wir uns von bestehenden Lösungen ab. Zudem haben wir das Ziel, die Nutzer bei der Dateneingabe durch Künstliche Intelligenz zu unterstützen und so beispielsweise Fehler in der Bilanzierung zu vermeiden oder auch Datenlücken durch ein intelligentes Vorschlagswesen zu schließen. Wir zielen insbesondere auf den produzierenden Mittelstand der Branchen Verpackungen, Automotive, Kunststoffe, Bauelemente und Möbel.

Frage

Welche Faktoren sind für die Bilanzierung relevant und auf welche Daten kann die Software zurückgreifen?

Antwort

Am besten kann man sich die Bilanzierung vorstellen, wenn man sich in Gedanken auf das Produkt von der Wiege bis zur Bahre setzt und die jeweiligen Schritte durchläuft. In einigen Fällen reicht auch schon die Betrachtung bis zum Werkstor des Herstellers. Es werden demnach unterschiedliche Faktoren wie etwa der Energiebedarf oder die direkten Emissionen aus den Phasen Rohstoffherstellung, Transport, Produktion, Nutzung und Recycling/Verwertung genutzt. In die Software können hierbei Daten wie die Stückliste, der Arbeitsplan, Energiedaten der Maschinen oder Lieferantendaten eingelesen werden. Ziel ist es, Sekundärdaten sukzessive durch Primärdaten zu ersetzen.

Frage

Brauchen Unternehmen Vorkenntnisse, um Ihre Software zu nutzen? Wie ist das Handling?

Antwort

Unser Ziel ist es, das Wissen zur Erstellung des Product Carbon Footprints standardkonform in der Software abzubilden, sodass man eben kein Vorwissen in dem Bereich benötigt. Die intuitive Nutzung der Software steht für uns klar im Vordergrund. Wir wollen das Thema Product Carbon Footprint und CO2-Emissionen einfach verständlich und greifbar für unsere Anwender machen. Der Nutzer soll Schritt für Schritt durch den Prozess geleitet werden und entsprechende Unterstützung in Form von Hilfetexten und Eingabeassistenten bekommen. Je einfacher das Handling und je höher der Automatisierungsgrad bei gleichzeitiger hoher Transparenz ist, desto mehr Zeit sparen sich die Nutzer. Hierbei wird die Software falsche oder ungewöhnliche Eingaben auch hinterfragen und für einzelne Felder, für die keine Daten vorliegen, passende Vorschläge anbieten.

Frage

Wie werden die Ergebnisse zum CO2-Fußabdruck eines Produktes dargestellt und welche Informationen ergeben sich darüber hinaus für Unternehmen?

Antwort

Zum einen erhält der Nutzer den Wert des produktspezifischen CO2-Fußabdrucks. Dazu werden die Emissionen innerhalb der jeweiligen Scopes in einem Dashboard visualisiert. Zum anderen ist ein Benchmark der angelegten Lieferanten und Materialien möglich. Der Nutzer erhält somit wertvolle Erkenntnisse aus der Lieferkette und den eigenen Prozessen in der Produktherstellung. Dadurch können hohe Energieverbräuche erkannt und Maßnahmen zur Reduktion initiiert werden. Durch verschiedene Rollen innerhalb der Software und Ansichten wie auf Standortebene kann sehr spezifisch auf die relevanten Daten geblickt werden.

Frage

Wie ist der Stand der Entwicklung? Ab wann ist die Software für Unternehmen nutzbar?

Antwort

Wir starten bereits jetzt mit einzelnen Projekten bei Unternehmen, um die Herausforderungen verschiedener Branchen in der Softwareentwicklung abbilden zu können. Somit können wir kundenspezifisches Feedback direkt verarbeiten. Das Produkt befindet sich aktuell im fortgeschrittenen Prototypen-Stadium und eine manuelle Bilanzierung ist bereits möglich. Den Lizenzverkauf streben wir Mitte 2023 an.

Interview: Beatrix Boldt