Die Bioökonomie bietet Chancen, um diese Aufgabe zu bewältigen. Bioökonomie beschreibt die Vision einer am natürlichen Stoffkreislauf orientierten, nachhaltigen biobasierten Wirtschaftsweise. Damit wird eine weitreichende Transformation angestrebt. Neben wissenschaftlich-technischen Innovationen hängt ihr Gelingen von einem Verständnis der Wechselwirkungen zwischen Gesellschaft, Technik, Wirtschaft und Ökologie ab. Ein solcher Wandel erfordert nicht nur politische Weichenstellungen, er bringt auch tiefgreifende gesellschaftliche Herausforderungen mit sich.
Um entsprechende Forschung zu fördern, hat das Bundesforschungsministerium im Juni 2014 im Rahmen der „Nationalen Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030“ (NFSB) das Konzept „Bioökonomie als gesellschaftlicher Wandel“ aufgelegt. Das Format wird auch im Rahmen der Nationalen Bioökonomiestrategie von 2020 fortgeführt.
Den Wandel verstehen
Sozial-, politik- und wirtschaftswissenschaftliche Forschung soll in den kommenden Jahren dazu beitragen, die bisher erst in Ansätzen erkennbaren gesellschaftlichen Auswirkungen des bioökonomischen Wandels zu beleuchten. Dieser Wandel umfasst viele Facetten und bringt auch unbeabsichtigte Nebeneffekte mit sich. Für ein Verständnis der vielfältigen Wechselwirkungen zwischen Technik, Wirtschaft, Ökologie und Gesellschaft müssen „ganzheitliche“ Ansätze entworfen werden.
Ein Beispiel sind Landnutzungskonflikte. Da Land begrenzt ist und nicht nur agrarische, sondern auch ökologische und soziale Funktionen erfüllt, werden Zielkonflikte mit steigender Nachfrage nach Biomasse zunehmen. Um ihnen zu begegnen, hat die Bundesregierung der Ernährungssicherheit einen klaren Vorrang vor anderen Zielen der NFSB eingeräumt. Hierfür Lösungsansätze zu finden, ist eine wichtige Voraussetzung für eine tatsächlich nachhaltige bio-basierte Wirtschaftsweise.
Eine andere Herausforderung besteht darin, den Umbau des Wirtschaftssystems so zu gestalten, dass er möglichst Vielen möglichst große Vorteile bringt. Eine Transformation von solchen Ausmaßen wirft gesellschaftliche Verteilungsfragen auf, die politisch beantwortet werden müssen. Sozial-, politik- und wirtschaftswissenschaftliche Forschung kann hierfür Wege aufzeigen – im nationalen Kontext, aber auch und gerade darüber hinaus.
Der Wandel zu einer bioökonomischen Wirtschafts- und Lebensweise kann nur gelingen, wenn er von der Gesellschaft akzeptiert und mitgetragen wird. Diese Unterstützung wird sich nur einstellen, wenn überzeugende Konzepte vorliegen, wie „Bioökonomie als gesellschaftlicher Wandel“ erfolgreich umgesetzt werden kann.
Den Wandel voranbringen
Im Rahmen von „Bioökonomie als gesellschaftlicher Wandel“ soll Forschung zur Bioökonomie aus den Sozial-, Politik und Wirtschaftswissenschaften, aber auch den Kultur- und Geisteswissenschaften in vier Modulen gefördert werden: