Potsdamer Algen zurück aus dem All
Nach fast zwei Jahren im Orbit sind zwei Algen aus der CCCryo Biobank in Potsdam-Golm ans Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie zurückgekehrt. Wie ihnen der Aufenthalt auf der ISS bekommen ist, wird jetzt untersucht.
Auf der Erde beeindruckten sie schon als Überlebenskünstler. Nun sind Blaualge Nostoc sp. und Grünalge Sphaerocystis sp. von ihrer Expedition ins All ans Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie in Potsdam-Golm zurückgekehrt. Fast zwei Jahren waren die Winzlinge gemeinsam mit anderen ausgewählten Organismen in entsprechenden Halterungen an der Außenwand der Raumstation ISS durch den Orbit geschwebt. Ob und wie die zähen Lebewesen den Weltall-Trip überstanden haben, wollen die Potsdamer Forscher in den kommenden Monaten untersuchen. Dabei hoffen die Wissenschaftler auf neue Anregungen für Produkte in der Kosmetik- und Lebensmittelindustrie.
Die Reise begann vor knapp zwei Jahren. Am 23. Juli 2014 kurz vor Mitternacht war eine Sojus-Trägerrakete mit der ungewöhnlichen Fracht vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan abgehoben und hatte kurze Zeit später an die Raumstation ISS angedockt. In speziellen Halterungen an der Außenwand sollten ausgewählte Organismen wie Moose, Flechten, Pilze, Bakterien und Algen die nächsten Monate der unwirklichen Sphäre des Weltalls ausgesetzt werden. Darunter zwei als Überlebenskünstler bekannte Algen aus der CCCryco Biobank des Fraunhofer-Instituts für Zelltherapie und Immunologie in Potsdam-Golm. Thomas Leya vom Institutsteil Bioanalytik und Bioprozesse des Fraunhofer IZI hatte für diese ungewöhnliche Mission die aus der Arktis stammende Blaualge Nostoc sp. sowie Grünalge Sphaerocystis sp. aus Spitzbergen ausgewählt. Am 18. Juni kehrte die ungewöhnliche Reisegruppe mit einer Soyuz-Kapsel auf die Erde zurück.
Überleben im All
Das Experiment fand im Rahmen des vom Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums DLR unter der Leitung von Jean-Pierre de Vera koordinierten Projekts BIOMEX (Biology and Mars-Experiment) statt und sollte zeigen, ob und wie die Organismen die Raumbedingungen an der ISS überleben. Versuche vor dem Start der Weltallmission gaben Grund zu der Hoffnung, dass die Organismen zäh genug sind, den ungewöhnlichen Bedingungen im erdnahen Orbit standzuhalten.
„Diese Organismen haben sich auf der Erde in ihrem natürlichen Lebensraum den extremen Umweltbedingungen der polaren Gebiete sehr gut angepasst. Dass sie Austrocknung, Hitze bis +60 °C, Kälte bis -25 °C und auch UV-Strahlung in bestimmtem Maße gut überstehen, das wussten wir schon aus Versuchen, die vor der Raummission am DLR in Berlin und Köln in Simulationsversuchen durchgeführt wurden“, erklärt Thomas Leya, der für die Biobank CCCryo zuständig ist.
Erkentnisse für neue Produkte
Die Potsdamer versprechen sich von diesen extremophilen Organismen auch neue Produkte für die Industrie – vor allem für die Kosmetik- und Lebensmittelbranche. In den kommenden Monaten werden Leya und sein Team nun mit verschiedenen Methoden untersuchen, wie Blau- und Grünalge im erdnahen Orbit überlebt und ob und wie sich die Bedingungen gegebenenfalls auf das Genom der Organismen ausgewirkt haben.