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Die Vereinigten Staaten von Amerika setzen massiv auf die Bioökonomie als Wirtschaftsfaktor: Mit der Executive Order 14081, die die industrielle Biotech-Produktion in den USA an die Weltspitze katapultieren soll, schlug Präsident Biden im Jahr 2022 einen neuen Kurs ein. Das Länderdossier-Update!

Rechtliche und politische Grundlagen

In den USA nehmen bioökonomische Aktivitäten schon lange auch politisch eine wichtige Rolle ein. Technologische Innovationen werden vorangetrieben, um die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit der US-amerikanischen Wirtschaft sichern.

Bioeconomy Blueprint als erste Politikstrategie zur Bioökonomie

Im Jahr 2012 veröffentlichte das Weiße Haus die erste nationale Bioökonomie-Politikstrategie, den National Bioeconomy Blueprint. Sie deckte das gesamte Bioökonomie-Portfolio ab und legte den Schwerpunkt auf Biotechnologie und Biomedizin. Mit der Veröffentlichung des Blueprints in der Obama-Administration waren die Vereinigten Staaten das erste Land, das die Biotechnologie als eine der wichtigsten Triebkräfte der Bioökonomie bezeichneten.

Die vom US-amerikanischen Landwirtschaftsministerium (USDA) für den Zeitraum 2014 bis 2018 entwickelte Landwirtschaftsstrategie bzw. das aktualisierte Farm Bill-Gesetz bezog sich zwar nicht speziell auf die Bioökonomie, förderte aber wichtige Teilsegmente in den Bereichen Landwirtschaft, Bioenergie und Lebensmittel. Es erweiterte die Bemühungen der Regierung um die Beschaffung von biobasierten Produkten, zum Beispiel durch das BioPreferred Program, welches darauf abzielt, die Verwendung biobasierter Produkte durch ein staatliches Beschaffungsprogramm und ein freiwilliges Zertifizierungs- und Kennzeichnungsprogramm zu fördern. Das Programm hat sich zu einem der wichtigsten Förderinstrumente der US-amerikanischen Bioökonomie entwickelt. Seit seinem Start im Jahr 2011 wurden knapp 9.000 biobasierte Produkte zertifiziert und gekennzeichnet (Stand 2023). Im Mai 2018 wurde die Executive Order aus der Obama-Ära, die Bundesbehörden dazu verpflichtete, Beschaffungsziele für biobasierte Produkte vorzulegen, von der damaligen Regierung unter Donald Trump aufgehoben. So sind die Bundesbehörden zwar weiterhin verpflichtet, biobasierte Produkte zu beschaffen, müssen aber keine Ziele mehr angeben.

Ohne ein strategisches Dokument, das den Bioeconomy Blueprint aus dem Jahr 2012 und seine ganzheitliche Sicht auf Bio- und Hightech-Innovationen in allen Wirtschaftssektoren ersetzte, konzentrierte sich die US-amerikanische Bioökonomie in der Folgezeit eher auf landwirtschaftliche Themen und die Nutzung von Biomasseressourcen. Mit der Veröffentlichung einer Reihe von Chancenberichten, den sogenannten Billion-ton Reports (2005, 2011, 2016), wurde beispielsweise eine behördenübergreifende Vision zur nachhaltigen Produktion von einer Milliarde Tonnen Biomasse bis 2030 verabschiedet. Die Umsetzung dieser Milliarden-Tonnen-Strategie ist im Federal Activities Report on the Bioeconomy von 2016 dokumentiert, der einen Überblick über die öffentlich geförderten Bioökonomie-Aktivitäten in den USA gibt. Anschließend brachte das Bioenergy Technologies Office (BETO) den Strategic Plan for a Thriving and Sustainable Bioeconomy heraus, der vor allem einen Rahmen für die Entwicklung von Biomasseprodukten bietet.

2017 publizierte das Weiße Haus eine Aktualisierung des koordinierten Rahmens für die Regulierung der Biotechnologie, die darauf abzielte, Regulierungsprozesse für landwirtschaftliche Biotechnologieprodukte zu straffen und die Umsetzung von biobasierten Innovationen im Markt zu beschleunigen. Im Jahr 2019 unterzeichnete die Regierung dazu eine Executive Order.

Ebenfalls im Jahr 2019 veröffentlichte das Biomass Research and Development Board (BR&D Board) unter dem gemeinsamen Vorsitz von USDA und dem US-amerikanischen Energieministerium (DOE) das Rahmenwerk The Bioeconomy Initiative: Implementation Framework, in dem vor allem innovative Technologien zur Nutzung heimischer Biomasseressourcen für erschwingliche Biokraftstoffe und andere biobasierte Produkte hervorgehoben wurden.

Im August 2019 identifizierte die US-amerikanische Regierung zum ersten Mal seit 2012 die Bioökonomie als einen Schlüsselbereich für die Forschungs- und Entwicklungsbemühungen der Bundesbehörden. Im Oktober 2019 wurde daraufhin ein White House Summit on America's Bioeconomy veranstaltet. Dieses Gipfeltreffen war die erste Zusammenkunft von Bioökonomie-Experten, Bundesbeamten und führenden Vertretern der Industrie im Weißen Haus, um über die amerikanische Bioökonomie zu diskutieren. Der Gipfel signalisierte, dass die Bioökonomie als entscheidend für die sogenannten Industrien der Zukunft und als wissenschaftliche und technologische Priorität angesehen wird. Damit einher ging eine umfassendere Betrachtung der Bioökonomie, die nicht nur Landwirtschaft und Biomasse einbezog, sondern auch andere Wirtschaftsbereiche in den Mittelpunkt stellte. Gleichzeitig wurden auch Sicherheitsaspekte der Bioökonomie (z. B. Schutz vor biologischen Bedrohungen und Entwicklung von Biotechnologie für militärische Zwecke) hervorgehoben.

Umfassendere Bioökonomie-Definition vorgeschlagen

Im Jahr 2020 veröffentlichte die National Academy of Sciences, Engineering and Medicine (NASEM) einen neuen Bericht mit dem Titel Safeguarding the Bioeconomy, der zum ersten Mal versuchte, die US-amerikanische Bioökonomie umfassend messbar zu machen, und der eine Reihe von Schlüsselempfehlungen für die Regierung zur angemessenen Förderung enthielt. Dazu zählte beispielsweise die Einrichtung eines regierungsübergreifenden strategischen Koordinierungsgremiums mit dem Auftrag, eine lebendige Bioökonomie-Strategie zu entwickeln. Darüber hinaus empfahl der NASEM-Bericht der Regierung, eine umfassendere Bioökonomie-Definition anzunehmen, um eine bessere Bewertung der Bioökonomie zu ermöglichen. Die im Bericht vorgeschlagene Definition identifizierte vier Triebkräfte der Bioökonomie: die Biowissenschaften, die Biotechnologie, die Ingenieurwissenschaften sowie die Computer- und Informationswissenschaften. Interessanterweise beinhaltete diese Definition nicht die Forstwirtschaft, da der Einsatz von Biotechnologie oder die Verwendung von erzeugter Biomasse zur Fermentation in der Industrie nicht als signifikant angesehen wurde. Die Bioökonomie laut NASEM-Definition trug allein im Jahr 2016 fast 960 Mrd. US-Dollar – also mehr als 5 % – zum Bruttoinlandsprodukt des Landes bei.

Am 16. August 2022 unterzeichnete Präsident Joe Biden den Inflation Reduction Act und leitete damit eine wichtige Klimaschutzmaßnahme in den USA ein. Das Gesetz dient der Förderung erneuerbarer Energien mit dem Ziel, die Treibhausgas-Emissionen um rund 40 % (im Vergleich zu 2005) zu reduzieren. Mit einem Fördervolumen von rund 369 Mrd. US-Dollar über einen Zeitraum von zehn Jahren umfasst das Gesetz Steueranreize und Subventionen, die vor allem der US-Wirtschaft zugutekommen sollen. Zu den Maßnahmen gehören beispielsweise Steuergutschriften für den Verkauf von umweltfreundlichem Diesel (Biodiesel, Biodieselmischungen und erneuerbarem Diesel) und alternativen Kraftstoffen, aber auch Steuergutschriften für Anlagen zur Verbesserung der Energieeffizienz von Häusern, die insbesondere die Anschaffungskosten von Wärmepumpen und Biomasseöfen begünstigen sollen. Weitere Maßnahmen umfassen Steuergutschriften zur Förderung von Technologien im Bereich Kohlenstoffabscheidung, -nutzung und -speicherung (CCUS). Diese ergänzen die Finanzierung des Zweiparteien-Infrastrukturgesetzes für CCUS und die Gewinnung von Kohlendioxid aus der direkten Umgebungsluft (DAC), einschließlich rund 2,5 Mrd. US-Dollar für das CCU-Demonstrationsprojektprogramm, 937 Mio. US-Dollar für groß angelegte CCU-Pilotprogramme und 3,5 Mrd. US-Dollar für regionale DAC-Zentren.

Massiver Schub für die industrielle Biotech-Produktion

Am 12. September 2022 unterzeichnete Präsident Biden die Executive Order „Advance Biotechnology and Biomanufacturing Innovation for a Sustainable, Safe, and Secure American Bioeconomy”. Mit dieser Verordnung legte der Präsident seine Vision für einen regierungsübergreifenden Ansatz zur Förderung der US-amerikanischen Bioökonomie dar. Als Bioökonomie wird dabei die Wirtschaftstätigkeit verstanden, die sich aus der Biotechnologie und der industriellen Biotech-Produktion (Biomanufacturing) ergibt. Mit der Verordnung wurde eine Forschungsagenda aufgesetzt, die den grundlegenden und anwendungsorientierten Forschungs- und Entwicklungsbedarf umreißt, der zu innovativen Lösungen in den Bereichen Gesundheit, Klimawandel, Energie, Lebensmittelsicherheit, Landwirtschaft, Widerstandsfähigkeit der Lieferkette sowie nationale und wirtschaftliche Sicherheit führen soll.

Dafür sollen unter anderem die heimischen Produktionskapazitäten ausgebaut, Marktchancen für biobasierte Produkte erweitert und der Zugang zu qualitativ hochwertigen Daten verbessert werden. Darüber hinaus sollen Arbeitskräfte ausgebildet, Regulierungen für biotechnologische Produkte gestrafft sowie Standards und Kennzahlen zur besseren Bewertung der Bioökonomie festgelegt werden.

Die Verordnung legte auch fest, dass die involvierten Bundesbehörden innerhalb von 180 Tagen Berichte vorlegen, wie diese Ziele erreicht werden können. In diesen soll auch der Bedarf an Grundlagenforschung und technologischer Entwicklung in den einzelnen Bereichen dargelegt und Möglichkeiten für die Zusammenarbeit zwischen dem öffentlichen und den privaten Sektor aufgezeigt werden.

Bisher wurden vier Berichte veröffentlicht. Dazu zählt das vom Büro für Wissenschafts- und Technologiepolitik des Weißen Hauses im März 2023 veröffentlichte Dokument Bold Goals for U.S. Biotechnology and Biomanufacturing: Harnessing Research and Development to Further Societal Goals, welches Ergebnis einer gemeinsamen Anstrengung von vier verschiedenen Ministerien und der National Science Foundation ist. Die darin festgelegten Ziele legen ehrgeizige nationale Vorgaben für die nächsten zwei Jahrzehnte fest, um F&E-Prioritäten in den jeweiligen Bereichen abzustimmen. Sie sind jedoch nicht als Verpflichtungen einer Behörde oder eines Ministeriums zur Durchführung bestimmter Aktivitäten zu verstehen.

Der im Dezember 2022 veröffentlichte Bericht Biomanufacturing to Advance the Bioeconomy analysiert, wie die Wettbewerbsfähigkeit der Vereinigten Staaten in der globalen Bioökonomie erhalten werden kann. Darin werden drei konkrete Schwachpunkte aufgezeigt, die den Fortschritt des Landes aktuell verlangsamen und welche behoben werden sollen: unzureichende Produktionskapazitäten, regulatorische Unsicherheiten und eine veraltete nationale Strategie.

Der im März 2023 veröffentlichte Bericht Developing a National Measure of the Economic Contributions of the Bioeconomy, analysiert die Machbarkeit, den Umfang und die Kosten für die Entwicklung eines Bioökonomie-Satellitenkontos und mit dem im Juni 2023 veröffentlichen Aktionsplan „Building the Bioworkforce of the Future“, sollen die landesweite Umsetzung formeller und informeller Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen, die berufliche und technische Ausbildung sowie weiterführende Berufswege in bestehenden Studiengängen in den Bereichen Biotechnologie und biobasierter Produktion massiv gefördert werden.

Die Executive Order legt weiterhin fest, dass innerhalb von 100 Tagen nach Erhalt der finalen Berichte ein Umsetzungsplan erarbeitet werden soll, der die in den Berichten aufgeführten Maßnahmen aufgreift. Nach zwei Jahren sollen die involvierten Behörden und Ministerien dann über die ergriffenen Maßnahmen und die zugewiesenen Ressourcen Bericht erstatten.

Regelungen auf Ebene der Bundesstaaten

Auch in einigen US-amerikanischen Bundesstaaten sind in der jüngeren Vergangenheit Bioökonomie-Initiativen entstanden.

Basierend auf einem umfassenden Konsultationsprozess mit führenden Akteuren aus Wirtschaft und Wissenschaft, veröffentlichte beispielsweise das Innovationsnetzwerk SynBioBeta im Mai 2020 eine Reihe politischer Empfehlungen unter dem Titel Built with Biology: California's Biostrategy 2020: The Greenprint for Biomanufacturing and Sustainable Supply Chains in a Post-COVID World für die Business Recovery Task Force des kalifornischen Gouverneurs Gavin Newsom. Dabei handelte es sich um einen Fünf-Punkte-Plan zum Umdenken und Wiederaufbau der Wirtschaft mit Hilfe der biobasierten Produktion, welcher eine 50-Jahres-Strategie zur Schaffung einer wohlhabenderen, nachhaltigeren und gerechteren Wirtschaft im Bundesstaat Kalifornien festlegt. Zu den fünf Hauptempfehlungen gehören:

  • Die Schaffung einer Initiative Built with Biology ausgestattet mit 900.000 US-Dollar;
  • Die Bereitstellung von mehr als 8,5 Mio. US-Dollar für die bessere Ausstattung von Schulen und Universitäten mit Kursen und Laboreinrichtungen zur Vorbereitung auf künftige Arbeitsplätze in der biobasierten Produktion;
  • Die Bereitstellung von 100 Mio. US-Dollar (pro Standort) für den Aufbau von fünf „Opportunity Zones“ für die biobasierte Produktion, in denen rasch eine Vielzahl biobasierter Produkte hergestellt werden kann;
  • Die Einführung eines kalifornischen Bio-Preferred Stimulus-Programms nach dem Vorbild des USDA-BioPreferred-Programms; und
  • die Einrichtung eines Bio-Bridge Matching Investment Funds in Höhe von 100 Mio. US-Dollar für Neugründungen in den Bereichen Synthetische Biologie und biobasierte Produktion.

Im Bundesstaat Maine unterzeichnete das Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz und Forsten im Oktober 2019 mit dem finnischen Ministerium für Landwirtschaft und Forsten eine Absichtserklärung zur Förderung der forst-basierten Bioökonomie. Die Absichtserklärung würdigt die Zusammenarbeit und den Dialog zwischen Finnland und dem Bundesstaat in der akademischen Forschung und Privatwirtschaft. Daraus entstand die Finland-Maine Forest Bioeconomy Collaboration Group, die später durch die Finland-Maine-Michigan Bioeconomy Collaboration Group erweitert wurde. Die Arbeitsgruppe konzentriert sich auf fünf Schlüsselbereiche: das fortschrittliche Bauen mit Holz, die smarte Forstwirtschaft, Bioraffinerien, neue Wertschöpfungsketten und innovative Produkte und gemeinsame Strategien.

Unternehmenslandschaft

Zu den prominenten Unternehmen in der US-amerikanischen Bioökonomie gehören eine Reihe von Großkonzernen. Der in der chemischen Industrie wurzelnde heutige Technologiekonzern DuPont ist einer der führenden Akteure. Er setzt sich bereits seit mehr als zehn Jahren mit der Herstellung biobasierter Produkte auseinander und kombiniert moderne Biologie mit seinem Wissen in Chemie, Anlagenbau und Materialwissenschaften. Im Verlauf seiner Geschichte änderte das Unternehmen mehrmals seine Schwerpunkte und baute sein Geschäft durch Zukäufe (Saatgut) und Verkäufe (Gesundheit) sowie Beteiligungen (PKW) immer wieder um. Diese waren gekoppelt an globale Trends wie der steigende Bedarf an Nahrungsmitteln oder aktuell nach nachhaltigen Produkten.

Derzeit strebt der Konzern eine führende Position in der industriellen Biotechnologie an. So arbeitet DuPont Industrial Biosciences mit Kunden aus einer Vielzahl von Branchen zusammen, um Produkte und industrielle Prozesse effizienter und nachhaltiger zu gestalten. Durch eine Kombination aus Biotechnologie, Chemie und Materialwissenschaften werden biobasierte Lösungen in den Bereichen Gesundheit und Pflege sowie Lebensmittel und Getränke entwickelt. DuPont ist nach dem dänischen Biotech-Konzern Novozymes der weltweit größte Hersteller von Enzymen.

Der Chemie-Konzern Dow sieht in der Schaffung einer Kreislaufwirtschaft durch Recycling und den Einsatz biobasierter Materialien einen Schwerpunkt, um Produktionsprozesse nachhaltiger zu gestalten. Das Unternehmen erweiterte beispielsweise eine Vereinbarung mit der niederländischen Fuenix Ecogy Group, um die Produktion von recycelten Kunststoffen zu steigern. Darüber hinaus unterzeichnete das Unternehmen Vereinbarungen mit Gunvor Petroleum Rotterdam und New Hope Energy aus Texas zur Reinigung von Pyrolyseöl-Rohstoffen, die aus Kunststoffabfällen gewonnen werden.

Ein weiterer Global Player aus den USA, Coca-Cola, brachte 2009 die erste Version seiner PlantBottle auf den Markt und positionierte den zu 30 % biobasierten Kunststoff als nachhaltigere Alternative zu herkömmlichem Plastik. Die Flaschen waren jedoch nicht kompostierbar, was zu Vorwürfen des „Biowashing“ führte. Als Reaktion darauf intensivierte Coca-Cola seine Forschung an einem zu 100 % biobasierten Kunststoff, der aus Zuckerrohr und Rückständen der Zuckerrohrverarbeitung gewonnen wird, und stellte einen Prototypen vor. Coca-Cola teilte seine Technologie zunächst mit nicht konkurrierenden Marken wie Heinz Ketchup und Ford Fusion Hybridautos (für die Stoffinnenausstattung) und später mit Wettbewerbern, um die Nachfrage zu steigern und die Preise zu senken.

Bioenergie

Der Bioenergiemarkt in den USA ist gewachsen und hat sich in den vergangenen Jahren diversifiziert, wobei ein starkes Wachstumspotenzial in den Bereichen Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (CCS), erneuerbarer Diesel und erneuerbare Gase sowie nachhaltige Flugtreibstoffe gesehen wird. Im Verkehrssektor sind die USA der weltweit größte Markt für Biokraftstoffe, und nach einem Basisszenario der International Energy Agency (IEA) wird die Nachfrage nach Biokraftstoffen in Nordamerika bis 2026 stärker wachsen als in jeder anderen Region der Welt.

Das Wachstum wird weiterhin von der Diversifizierung des Biokraftstoffangebots über herkömmliches Ethanol hinausgetragen, da fortschrittliche Biokraftstoffe wie erneuerbarer Diesel und erneuerbare Gase (RNG) weiter an Bedeutung gewinnen. Derzeit werden die meisten Biokraftstoffe aus Rohstoffen wie Mais und landwirtschaftlichen und forstwirtschaftlichen Reststoffen sowie aus Abfall- und Abwasserstoffen hergestellt. Im Jahr 2022 belief sich die Ethanolproduktion in den USA auf etwa 58 Milliarden Liter und die kombinierte Produktion von Biodiesel und erneuerbarem Diesel auf knapp 12 Milliarden Liter.

Die Bioenergie ist heute Teil vieler US-amerikanischen Unternehmensstrategien, um einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit zu leisten. So betrachtet ExxonMobile Biokraftstoffe als eine der wichtigsten Lösungen, um sein Unternehmensziel der Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Anfang 2022 kündigte das Unternehmen an, 49,9 % an Biojet AS, einem norwegischen Biokraftstoffunternehmen, zu erwerben, um jährlich bis zu drei Millionen Barrel Biokraftstoffe zu beziehen. Außerdem investiert ExxonMobil 125 Mio. US-Dollar in das kalifornische Unternehmen Global Clean Energy, um jährlich bis zu fünf Mio. Barrel erneuerbaren Diesel zu beziehen.

Die USA sind aber auch ein Vorreiter im Bereich CO2-Speichertechnologien (carbon capture and storage – CCS) – 36 der 71 neuen CCS-Projekte, die in den ersten neun Monaten des Jahres 2021 weltweit hinzukamen, befinden sich in den USA. Im Mittleren Westen entstehen aktuell mehrere BECCS-Netze (bioenergy with carbon capture and storage). Summit Carbon Solutions arbeitet beispielsweise an einem Projekt, das mehr als 30 Ethanol-Bioraffinerien in Iowa, Minnesota, Nebraska, North Dakota und South Dakota miteinander verbinden soll. Mit einer potenziellen Gesamtkapazität von 8 Mio. Tonnen pro Jahr wäre das Netzwerk das weltweit größte seiner Art. Darüber hinaus arbeiten Valero Energy und BlackRock gemeinsam mit Navigator Energy Services an der Entwicklung eines CCS-Netzwerks im industriellen Maßstab, das Bioraffinerien und andere Industrieanlagen in fünf Staaten des Mittleren Westens miteinander verbinden soll.

Bioökonomie profitiert von boomender Life-Sciences-Branche

Auch wenn sich die USA immer noch, wie auch andere Nationen, von der weltweiten COVID-19-Pandemie erholen, glänzt der US-amerikanische Life-Sciences-Sektor weiterhin durch Fortschritte in der Biomedizin, der Energiewirtschaft und bei den Lebensmittel- und Industrietechnologien. Laut einer Analyse der Biotechnology Innovation Organization (BIO) und dem Council of State Bioscience Associations (CSBA) stellte der Life-Sciences-Sektor im Jahr 2021 rund 2,1 Mio. Arbeitsplätze in mehr als 127.000 Betrieben bereit. Die USA gehören damit zu den größten Life-Sciences-Nationen der Welt.

Allein in Kalifornien wurden mehr als 14.000 Firmen gezählt. Der Sektor stellte mit seinem Beschäftigungswachstum in den vergangenen Jahren andere wissens- und technologieintensive Industriezweige wie die Luft- und Raumfahrtindustrie in den Schatten. Laut Analyse haben alle fünf großen Teilsektoren der Branche – Pharma, Landwirtschaft und Umwelt, Medizinprodukte, Forschung, Laboratorien und spezialisierter Vertrieb – zum Beschäftigungswachstum seit 2020 beigetragen. Der gesamte Beitrag der Life-Sciences-Industrie zur US-amerikanischen Wirtschaft belief sich, gemessen an der gesamten Wirtschaftsleistung, im Jahr 2021 auf 2,9 Billionen US-Dollar.

Agrarwirtschaft

Gentechnisch verändertes Saatgut (GVO) wurde 1996 in den Vereinigten Staaten für die wichtigsten Feldfrüchte kommerziell eingeführt, wobei die Akzeptanzraten in den folgenden Jahren rasch zunahmen. Gegenwärtig werden bei über 90 % des Mais, der Hochlandbaumwolle und der Sojabohnen in den USA gentechnisch veränderte Sorten angebaut. Gentechnisch veränderte Nutzpflanzen werden dabei in herbizidtolerante, insektenresistente oder kombinierte Sorten eingeteilt. Mehr als 95 % der Fleisch- und Milchtiere in den Vereinigten Staaten fressen GVO-Pflanzen.

Die U.S. Food and Drug Administration (FDA) hat 2021 einen Antrag genehmigt, der den Verkauf des AquAdvantage-Lachses an Verbraucher erlaubt. Der Lachs wurde genetisch so verändert, dass er einen wichtigen Wachstumspunkt schneller erreicht. Die FDA hat auch eine Veränderung des GalSafe-Schweins für den menschlichen Verzehr und mögliche therapeutische Zwecke genehmigt. Das Schwein wurde so entwickelt, dass auf seiner Zelloberfläche kein Alpha-Gal-Zucker mehr nachweisbar ist. Menschen mit Alpha-Gal-Syndrom können allergisch auf Alpha-Gal-Zucker reagieren, der in rotem Fleisch (Rind-, Schweine- und Lammfleisch) enthalten ist.

Einer der größten Agrarkonzerne des Landes war bis zu seiner Übernahme 2018 durch die deutsche Bayer AG Monsanto mit Hauptsitz in St. Louis im US-amerikanischen Bundesstaat Missouri. Das Unternehmen galt bis zur Fusion als weltgrößter Agrarkonzern, der seinen Umsatz mit gentechnisch verändertem Saatgut für Mais, Soja und Baumwolle sowie Pflanzenschutzmitteln generierte, sich aber auch zunehmend in der nachhaltigen Landwirtschaft engagierte, etwa beim Einsatz von Big Data im Rahmen der Präzisionslandwirtschaft. Seit 2018 ist Monsanto in den Bayer-Konzern integriert, welcher das Unternehmen für einen Kaufpreis von 66 Mrd. US-Dollar übernahm.

Industrielle Biotechnologie-Produktion

Biotechnologische Innovationen haben in der jüngeren Vergangenheit an enormer Bedeutung gewonnen. Die Erkenntnis, dass sie die Art und Weise verändern können, wie Industrie- und Konsumgüter hergestellt werden, und dass sie gegenwärtige Produktionsprozesse nachhaltiger und effizienter gestalten können, hat immer mehr Aufsehen erregt. Viele aufstrebende Unternehmen der biobasierten Chemie haben ihren Sitz in den USA. Genomatica ist es beispielsweise gelungen, ein biobasiertes 1,4-Butandiol (BDO) zu produzieren, das zur Herstellung von Polyurethanen, technischen Harzen (PBT), Elasthan-Zwischenprodukten (PTMEG), NMP-Lösungsmitteln und Polyvinylpyrrolidon (PVP) für Körperpflege- und pharmazeutische Produkte verwendet wird. Das Unternehmen hat nun seine biobasierte Herstellungstechnik an den Weltkonzern Cargill lizenziert, der 2021 ankündigte, in Iowa eine neue biobasierte BDO-Anlage mit einer Produktionskapazität von 100.000 Tonnen pro Jahr zu errichten. Novvi LLC, ein Joint Venture zwischen Amyris, Cosan, American Refining Group, H&R und Chevron begann 2020 in seinem Werk in Texas mit der Produktion von vollständig erneuerbaren Ölen für die Schmiermittel-, Polymer-, Klebstoff- und Körperpflegeindustrie.

Das US-amerikanische Unternehmen LanzaTech bietet innovative und wirtschaftliche Lösungen zur Herstellung von Ethanol, Treibstoff und hochwertigen Chemikalien aus Industrieabgasen (etwa von Stahl- und Legierungswerken oder Erdölraffinerien) und Synthesegas aus Biomasse (Siedlungsabfälle, organischen Industrieabfälle oder landwirtschaftliche Abfälle) und reformiertem Biogas. Das einzigartige mikrobielle Gas-Fermentationsverfahren von LanzaTech bietet einen nachhaltigen Weg zur Herstellung von Plattformchemikalien, die als Bausteine für Produkte dienen, die aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken sind, wie etwa Gummi, Kunststoffe, Kunstfasern und Kraftstoffe. Das Spin-off-Unternehmen LanzaJet verwendet Ethanol zur Herstellung von nachhaltigem Flugbenzin, das 2018 erstmals in einem Flugzeug von Virgin Atlantic eingesetzt wurde. LanzaTech gehört zu einem wachsenden System von Kohlenstoff-Recyclingunternehmen. Air Company und Twelve beispielsweise nutzen die Elektrolyse, um Kohlendioxid in nützliche Chemikalien umzuwandeln, die normalerweise aus Erdöl gewonnen werden. Und Newlight wandelt Deponiemethan in ein flüssiges Produkt um, das dann an Mikroben verfüttert wird, die PHB produzieren – ein natürliches Polymer, das zur Herstellung biologisch abbaubarer Kunststoffe verwendet werden kann.

Während es für das Kohlenstoffrecycling auf kurze Sicht schwierig ist, mit der schieren Größe der petrochemischen Industrie zu konkurrieren, liegt ein großer Vorteil in der Modularität von LanzaTechs Innovationen. So können die Produktionsanlagen an verschiedene Arten von Kohlenstoffabfällen angepasst werden. Unabhängig vom Ausgangsmaterial – ob Industrieabfall oder Biomasse – kann derselbe Bioreaktor verwendet werden.

Vor allem im Bereich der synthetischen Biologie entstehen in den USA aktuell Start-ups, die landwirtschaftliche und industrielle Prozesse nachhaltiger gestalten und zur Lösung der Klimakrise beitragen wollen. Das Start-up Biomason, verwendet beispielsweise ein Bakterium namens Sporosarcina pasteurii, um Beton durch Harnstoff-Hydrolyse wachsen zu lassen. Mit diesem innovativen Ansatz werden Bakterien in den Beton eingearbeitet. Sollten Risse auftreten, produzieren die Bakterien Kalzit, um Risse zu versiegeln, bevor sie weitere strukturelle Schäden verursachen können. Das Unternehmen Living Carbon entwickelt als Beitrag zur Bewältigung der Klimakrise gentechnisch veränderte Bäume, die schneller wachsen und mehr CO2 aus der Atmosphäre binden.

Darüber hinaus gibt es viele Unternehmen, die die Produktion von zellkultiviertem Fleisch, Geflügel und Meeresfrüchten ausweiten, was zu einer erheblichen Verringerung der Treibhausgas-Emissionen führen wird. Ein berühmter Vorläufer dieser neuen Fleischprodukte ist der Impossible Burger des Unternehmens Impossible Foods, ein fleischloses Produkt aus Pflanzen, das wie Fleisch schmeckt und im Vergleich zu einem Burger aus Rindfleisch 96 % weniger Land, 87 % weniger Wasser und 89 % weniger Emissionen bei der Herstellung des Burger-Patties verursacht.

Das börsennotierte Biotechnologieunternehmen Twist Bioscience stellt synthetische DNA und DNA-Produkte für Kunden aus verschiedenen Branchen her. Dafür hat es eine DNA-Syntheseplattform entwickelt, welche die Herstellung synthetischer DNA durch „Schreiben“ von DNA auf einen Siliziumchip ermöglicht. Dabei entsteht eine breite Palette an Produkten auf Basis synthetischer DNA, darunter synthetische Gene, Werkzeuge für die Vorbereitung der Sequenzierung der nächsten Generation (NGS) und Antikörperbibliotheken für die Arzneimittelentdeckung und -entwicklung. Twist verfolgt zudem auch längerfristige Möglichkeiten der digitalen Datenspeicherung in der DNA.

Biologisches Wissen trifft auf KI

Ginkgo Bioworks, ein Vorreiter im Bereich Zellprogrammierung, und Google Cloud haben im August 2023 ihre auf fünf Jahre angelegte Cloud- und KI-Kooperation bekannt gegeben. Diese strategische Partnerschaft soll Ginkgo in die Lage versetzen, bei der Entwicklung von KI-gesteuerten Tools für Biologie und biologische Sicherheit voranzukommen. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit wird Ginkgo die KI-Plattform Vertex von Google Cloud nutzen, um in Bereichen wie Genomik, Proteinfunktionen und Synthetische Biologie große Sprachmodelle (LLMs) zu entwickeln. Solche Bemühungen sollen zu Innovationen in verschiedenen Sektoren führen, darunter die Arzneimittelentwicklung, Landwirtschaft, industrielle Fertigung und Biosicherheit. Ginkgo arbeitete in der Vergangenheit bereits mit Großkonzernen wie Bayer, Biogen und Merck zusammen.

Starker Wagniskapitalmarkt

Ausschlaggebend für den Erfolg der Unternehmen ist auch der starke Wagniskapitalmarkt in den USA. Im Vergleich mit Europa erleichtert es dieser Zugang zu Kapital, neue Produkte zu entwickeln und zu kommerzialisieren. Allein die Zahlen für die Biotech-Branche verdeutlichen dies: Kaliforniens „Pay it forward“-Wagniskapitalkultur hat beispielsweise dazu geführt, dass der Bundesstaat in den vergangenen zehn Jahren – zusammen mit Massachusetts – den Löwenanteil der Investitionen in die Synthetische Biologie in den USA erhalten hat. Von den insgesamt mehr als 12 Mrd. US-Dollar, die in den letzten zehn Jahren investiert wurden, hat Kalifornien 5,3 Mrd. US-Dollar eingebracht.

Bioraffinerien

Bioraffinerien, also Anlagen für die möglichst effiziente und vielfältige Verwertung von Biomasse, sind in den USA auf dem Vormarsch. Die International Energy Agency (IEA) listet im Biorefinery Plant Portal 2023 693 Bioraffinerien in den USA auf. Klarer Schwerpunkt sind bisher die Herstellung von Bioethanol für die Produktion von Kraftstoffen und Chemikalien (236 Anlagen) und Biodiesel für die Herstellung von Kraftstoffen (352 Anlagen). Aktiv sind große Unternehmen wie BP Biofuels, Cargill, der führende Rohstoffhändler Archer Daniels oder der Chemiekonzern DuPont wie auch zahlreiche (Bio)Technologiefirmen wie Amyris, Aurora Algae, Gevo, POET, Solazyme, LanzaTech oder Clearfuels. 2022 wurde bekannt, dass USA BioEnergy über seine Tochtergesellschaft Texas Renewable Funds (TRF) eine neue Bioraffinerie im Wert von 1,7 Mrd. Dollar in Bon Wier, Texas, bauen wird. Die Bioraffinerie wird jährlich eine Million Tonnen Holzabfälle in 128,7 Millionen Liter sauber brennenden Kraftstoff für den Transport umwandeln, darunter nachhaltigen Flugkraftstoff, erneuerbaren Diesel und erneuerbares Naphtha. Durch eine künftige Erweiterung wird sich die Produktionskapazität der Anlage auf 68 Millionen Liter pro Jahr verdoppeln.

Anfang 2023 kündigte das US-Energieministerium (DOE) die Finanzierung von 17 Projekten mit 118 Mio. US-Dollar an, um die Produktion nachhaltiger Biokraftstoffe für Amerikas Transport- und Produktionsbedarf zu beschleunigen. Die ausgewählten Projekte, die an Universitäten und in privaten Unternehmen angesiedelt sind, sollen die heimische Herstellung von Biokraftstoffen und biobasierten Produkten beschleunigen, indem sie die Entwicklung von Bioraffinerien von der Vorstufe bis zur Demonstration vorantreiben.

Forschungslandschaft

Am Bioeconomy Institute (BEI) der Iowa State University arbeiten Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen seit 2007 daran, die Nutzung nachwachsender Rohstoffe für die Herstellung von Kraftstoffen, Energie, Chemikalien und Materialien voranzutreiben. Verteilt auf acht Departments, konzentrieren sie sich auf biobasierte Lösungen, die pflanzliche Rohstoffe nutzen – insbesondere auf Biokraftstoffe und Bioenergie. Das BEI beherbergt ein 32 Mio. US-Dollar teures Forschungs- und Lehrlaborgebäude namens „Biorenewables Research Laboratory“ (BRL). Die BRL-Einrichtungen stehen vor allem für die thermochemische Umwandlung von Biomasse zur Verfügung, aber auch für die biologische und chemische Katalyse, Syngas-Fermentation, Biomasse- und Bioöl-Analyse und Biokohle-Charakterisierung. Im Gebäude befinden sich auch die Archer Daniels Midland Company Biorenewables Education Labs. Teil des BEI ist darüber hinaus die BioCentury Research Farm (BCRF), die die Produktion von Biomasserohstoffen, deren Ernte und Lagerung, ihren Transport und die Verarbeitung in Bioraffinerien zu einem kompletten System kombiniert, um die nächste Generation von Biokraftstoffen und biobasierten Produkten zu entwickeln.

Der synthetischen Biologie widmen sich zahlreiche akademische Gruppen. In Massachusetts beispielsweise die Boston und die Harvard University sowie das Massachusetts Institute of Technology (MIT), in Kalifornien die Stanford University und die University of California. Die Northwestern University in Illinois beherbergt das Center for Synthetic Biology.  

Forschungsschwerpunkt Nachhaltige Bioenergie

Um Hindernisse für die Entwicklung der heimischen Bioenergie-Industrie zu beseitigen, wurde das Programm der Bioenergy Research Centers geschaffen. Gemeinsam bieten die Bioenergy Research Centers des US Departments of Energy (DOE) ein Portfolio unterschiedlicher und sich ergänzender wissenschaftlicher Strategien zur Bewältigung der Herausforderungen in den Bereichen Nachhaltigkeit, Rohstoffentwicklung, -abbau und -trennung sowie -umwandlung. Die Zentren, die jeweils von einem nationalen DOE-Labor oder einer führenden Universität geleitet werden, sind:

  • Center for Advanced Bioenergy and Bioproducts Innovation (CABBI), geleitet von der University of Illinois at Urbana-Champaign. CABBI integriert die neuesten Fortschritte in den Bereichen Agronomie, Genomik, Biosystemdesign und Computerbiologie, um den Wert von Energiepflanzen zu steigern. Dabei wird ein „Pflanzen als Fabriken“-Ansatz angewandt, um Brennstoffe und Chemikalien in Pflanzenstämmen zu züchten.
  • Bioenergy Innovation Center (CBI), geleitet vom Oak Ridge National Laboratory. Das CBI beschleunigt die Domestizierung bioenergetisch relevanter Pflanzen und Mikroben, um die Entwicklung hocheffizienter, wertschöpfender Kuppelprodukte an verschiedenen Stellen der Bioenergieversorgungskette zu ermöglichen.
  • Great Lakes Bioenergy Research Center (GLBRC), geleitet von der University of Wisconsin-Madison in Partnerschaft mit der Michigan State University. Das GLBRC arbeitet daran, die Nachhaltigkeit in jeder Phase des Produktionsprozesses von Biokraftstoffen und Bioprodukten aus Lignozellulose zu gewährleisten.
  • Joint BioEnergy Institute (JBEI), geleitet vom Lawrence Berkeley National Laboratory des US Departments of Energy. Das JBEI setzt die neuesten Instrumente der Molekularbiologie, der chemischen Verfahrenstechnik, der Informatik und der Robotik ein, um Biomasse in Biokraftstoffe und Bioprodukte umzuwandeln.

Um die wachsende Nachfrage nach nachhaltigem Treibstoff und anderen kohlenstoffarmen Biokraftstoffen zu decken und gleichzeitig erschwingliche Rohstoffquellen zu erschließen hat das US-Energieministerium in Zusammenarbeit mit dem US-Verkehrsministerium, dem US-Landwirtschaftsministerium und anderen Bundesbehörden eine umfassende Strategie entwickelt, um neue Technologien zur Herstellung von nachhaltigem Flugkraftstoff (SAF) in kommerziellem Maßstab zu fördern. Die Sustainable Aviation Fuel Grand Challenge umfasst sechs Aktionsbereiche, die zum Ziel haben, das SAF-Angebot und die Anwendung auszuweiten, die SAF-Kosten zu reduzieren und die Nachhaltigkeit von SAF zu verbessern:
Rohstoff-Innovationen, Innovationen im Bereich der Umwandlungstechnologien, Aufbau von Lieferketten, Politikanalyse und Evaluation, Ermöglichung der Endnutzung und Fortschritte kommunizieren und Unterstützung aufbauen.

Mit ihren Investitionen in die Biotechnologie-Forschung zielt die National Science Foundation (NSF), eine unabhängige Einrichtung der Regierung der Vereinigten Staaten, darauf ab, wissenschaftliche Erkenntnisse zu beschleunigen, um sie in Form von Produkten und Dienstleistungen nutzbar zu machen. Die NSF hat die Biotechnologie als eine ihrer fünf „Zukunftsindustrien“ identifiziert und investiert jährlich rund 250 Mio. US-Dollar in die Biotechnologie- und Bioökonomie-Forschung. Diese Investitionen konzentrieren sich auf vier Schwerpunktbereiche: Grundlagenforschung, Infrastruktur, Arbeitskräfte und Umsetzung von Forschungsergebnissen.

Während die NSF in den letzten zehn Jahren über das Synthetic Biology Engineering Research Center (SynBERC) 140 Mio. US-Dollar in die Synthetische Biologie investiert hat, wurde das Programm 2016 beendet und durch das NSF-finanzierte Engineering Biology Research Consortium (EBRC) ersetzt. Dieses Konsortium soll den Fortschritt der Ingenieurbiologie lenken, ist aber selbst keine Förderorganisation. Die Fördermittel, die den Aufschwung der synthetischen Biologie antreiben, stammen zum einen aus privatem Kapital und zum anderen vom US-Verteidigungsministerium. Privat finanzierte universitäre Forschung ist ein herausstechendes Merkmal in den USA. Heute wird der größte Teil der qualitativ hochwertigen, offenen Grundlagenforschung aber immer noch von der Bundesregierung finanziert. Auf die Aufstockung der Mittel folgte die Einrichtung des DARPA-Programms „Living Foundries: Advanced Tools and Capabilities for Generalizable Platforms“, das darauf abzielte, die Geschwindigkeit zu erhöhen und die Kosten für die Herstellung neuer Produktionsstämme von Organismen zu senken. 2014 wurde Living Foundries in das neue Programm „Living Foundries: 1000 Molecules“ überführt, das bis 2019 110 Mio. US-Doller investierte. Das Programm ist beim 2014 gegründeten Biology Technology Office (BTO) angesiedelt.

Im Jahr 2020 stellte das US-Verteidigungsministerium 87 Mio. US-Dollar für die Einrichtung des Bioindustrial Manufacturing and Design Ecosystem (BioMADE) bereit. Organisationen wie das BioMADE und BioFabUSA (einer öffentlich-privaten Partnerschaft zwischen dem US-Verteidigungsministerium und dem Advanced Regenerate Manufacturing Institute) spielen eine wichtige Rolle bei der Förderung eines Netzwerks, in dem Industrie, Wissenschaft und Regierung zusammenarbeiten, um branchenübergreifende Herausforderungen anzugehen. Darüber hinaus helfen sie bei der Festlegung von Prioritäten für die biobasierte Produktion, um Forschungsanstrengungen zu lenken und in die Grundlagenforschung zu investieren.

Im Juni 2022 veröffentlichte BioMADE mit Unterstützung von Schmidt Futures und finanzieller Förderung durch das Engineering Biology Research Consortium (EBRC) eine spezielle Projektausschreibung zur Förderung von Bioreaktordesign und -entwicklung. Diese Investitionen in Infrastruktur, Arbeitskräfte und fortschrittliche Fertigungswissenschaft und -technik sollen dazu beitragen, wissenschaftliche Erkenntnisse vom Labor auf den Markt zu bringen. Die Herstellung neuartiger biobasierter Produkte aus erneuerbaren Kohlenstoffquellen wie Pflanzen in kommerziellem Maßstab könnte durch die Innovation von Bioreaktoren erheblich beschleunigt werden. 2023 kündigte BioMADE als Reaktion auf diesen Aufruf fünf neue Projekte an. Laut Ex-Google CEO Eric Schmidt verspricht das BioMADE-Modell aus drei Gründen eine erfolgreiche Partnerschaft: Erstens hat es einen Standort in Minneapolis-St. Paul, Minnesota, im Kernland der USA und trägt dazu bei, dass die biobasierte Produktion der Zukunft gleichmäßig über das ganze Land verteilt ist und nicht nur in den bekannten Küstenzentren der Biotechnologie wie Boston und San Francisco. Zweitens investieren die Mitglieder gemeinsam in Projekte, was ihnen die Möglichkeit gibt, weiterzugehen, als es ihnen in akademischen oder gewinnorientierten Organisationen möglich wäre. Und drittens legt das BioMADE-System großen Wert auf die gemeinsame Nutzung der von den Beteiligten geschaffenen neuen Instrumente und Technologien, wobei der Schutz von Informationen gewahrt bleibt.

Große Bedeutung der Ressortforschung für US-Bioökonomie

Neben den Universitäten spielen die einzelnen Ministerien zugeordneten Behörden und wissenschaftlichen Einrichtungen eine richtungsweisende Rolle in der US-Bioökonomie. Das Oak Ridge National Laboratory gilt als größtes Forschungsinstitut des Energieministeriums. Hier stehen Grundlagen- und angewandte Forschung im Zentrum der Aktivitäten, um Antworten auf Fragen zur zukünftigen Energiesicherung zu finden. In seine Verantwortung fällt auch das BioEnergy Research Center (BESC). Das Joint BioEnergy Institute (JBEI) leitet das Lawrence Berkeley National Laboratory. Wichtigstes Labor der USA für erneuerbare Energien ist das National Renewable Energy Laboratory (NREL). Es wird ebenfalls vom US-Energieministerium finanziert und engagiert sich in der Umwandlung von Biomasse in Bioenergie oder Biochemikalien.

Das Bioenergy Technologies Office (BETO) arbeitet zusammen mit Industrieakteuren daran, Biokraftstoffe der nächsten Generation zu entwickeln, die aus Abfällen, zellulosehaltiger Biomasse und algenbasierten Ressourcen hergestellt werden. BETO konzentriert sich dabei auf die Herstellung von Kohlenwasserstoff-Biokraftstoffen – auch bekannt als „Drop-in“-Kraftstoffe –, die in bestehenden Raffinerien, Tanks, Pipelines, Pumpen, Fahrzeugen und kleineren Motoren als Erdölersatz dienen können. BETOs „Conversion Technologies program“ unterstützt die Forschung und Entwicklung von Technologien zur Umwandlung von Biomasse-Rohstoffen in flüssige Kraftstoffe für den Transport – wie erneuerbares Benzin, Diesel und Treibstoff –, in Co-Produkte oder chemische Zwischenprodukte und in Biokraftstoffe. Um dieses Ziel zu erreichen, erforscht das BETO eine Vielzahl von Umwandlungstechnologien.

Im September 2023 vergab es 18,6 Mio. Dollar an acht Universitäts- und Industrieprojekte zur Entwicklung von Biomasse-Rohstoffen für die Herstellung erschwinglicher Biokraftstoffe und Bioprodukte, die den Ausstoß von Treibhausgasen reduzieren sollen. Zu den ausgewählten Projekten gehört auch das Gingko Bioworks-Projekt zur Entwicklung antimikrobieller Peptide für die Behandlung von Algenschädlingen und Krankheitserregern in industriellem Maßstab.

Biofoundries: Technologieplattformen für Synthetische Biologie

Bei Biofoundries handelt es sich um Technologieplattformen für Synthetische Biologie, in denen Biomoleküle oder Zellen automatisiert im Hochdurchsatz für neue Produkte und Bioprozesse optimiert werden können. Dazu nutzen Biofoundries standardisierte und robuste Module, welche mittels Laborrobotik-Plattformen in automatisierte Workflows integriert sind. Iterative Design-Build-Test-Learn-Zyklen in der Synthetischen Biotechnologie ermöglichen es, genetische Designs in großem Maßstab zu testen und Künstliche Intelligenz zur Verbesserung des Designprozesses einzusetzen.

2016 gründete das BETO die erste sogenannte Agile Bio-Foundry. Bei der Agile Bio-Foundry handelt es sich um ein Konsortium nationaler Laboratorien (Argonne, Berkeley Lab, Los Alamos, NREL, Oak Ridge, Pacific Northwest, Sandia), das auf die Zusammenarbeit mit der Industrie ausgerichtet ist. Ziel ist die Entwicklung und der Einsatz von Technologien, die eine kommerziell relevante biobasierte Produktion ermöglichen sowie ein breites Spektrum von biobasierten Produkten durch neue und etablierte industrielle Partner. Die Entwicklung biobasierter Kraftstoffe, Werkstoffe und Chemikalien soll dabei die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen in der Zukunft verringern.

Neue Akteure und Plattformen in der Bioökonomie

Um die nächste Innovationswelle in der Synthetischen Biologie und der Bioökonomie anzustoßen, hat Schmidt Futures, eine von Eric und Wendy Schmidt gegründete philanthropische Initiative, im Oktober 2021 eine Task Force ins Leben gerufen, die im April 2022 den strategischen Bericht „The U.S. Bioeconomy: Charting a Course for a Resilient and Competitive Future“ mit Empfehlungen für eine widerstandsfähige und wettbewerbsfähige US-amerikanische Bioökonomie veröffentlichte. Das auf fünf Jahre angelegte BioFutures-Programm der Initiative verfolgt fünf Ziele: die Forschungsförderung, die Förderung des nationalen Innovationssystems und der Kommerzialisierung, den Aufbau einer nationalen Infrastruktur für Scale-up-Einrichtungen für die Biotech-Produktion und die Unterstützung politischer Maßnahmen, die Anreize für die zirkuläre Bioökonomie schaffen.

Zusammen mit der Foundation for Food & Agriculture Research (FFAR) veröffentlichte Schmidt Futures 2023 einen Bericht über eine Zusammenkunft von Interessengruppen mit dem Titel „Feedstocks of the Future for a Circular U.S. Bioeconomy“. In dem Bericht werden strategische Forschungsmöglichkeiten zur Förderung der Kreislauf-Bioökonomie beschrieben. Beispiele für künftige Ausgangsstoffe oder erneuerbare Abfallströme sind landwirtschaftliche Rückstände, forstwirtschaftliche Rückstände, Verarbeitungsrückstände und feste Siedlungsabfälle.

Die gemeinnützige Organisation Global Biotech Revolution bringt einmal jährlich die führenden Köpfe aus Industrie, Forschung und Think Tanks von morgen beim GapSummit zusammen – die weltweit erste generationenübergreifende Plattform für die Biotechnologie.

Das führende Innovationsnetzwerk für Bioingenieure, Innovatoren, Unternehmer und Investoren Synbiobeta veranstaltet jährlich die Global Synthetic Biology Conference, auf der die neuesten Entwicklungen in der synthetischen Biologie vorgestellt werden. Darüber hinaus werden das ganze Jahr über diverse lokale Veranstaltungen organisiert.


Autorin: Christin Boldt