Mit Nutzhanf zur klimafreundlichen Landwirtschaft
Forschende untersuchen, ob der Anbau von Nutzhanf als Zwischenfrucht zur Verringerung der Nitratkonzentration im Boden führen kann und ob Hanfblätter den Sojaanteil im Futter von Milchkühen ersetzen können.
Durch Viehhaltung und Düngepraxis werden in der Landwirtschaft jedes Jahr große Mengen klimaschädlicher Treibhausgase freigesetzt. In der Kritik stehen vor allem der Eintrag zu hoher Nitratwerte durch Stickstoffdünger in den Boden und der Import von Futtermitteln wie Soja aus dem Ausland. Nach Angaben des Umweltbundesamtes war die Landwirtschaft ersten Schätzungen zufolge 2021 für etwa 8 % der Treibhausgasemissionen hierzulande verantwortlich. Der Anbau von Nutzhanf könnte dieses Problem verkleinern. Unter der Leitung des Forschungsinstituts für Nutztierbiologie Dummerstorf (FBN) wollen Forschende gemeinsam mit Praxispartnern untersuchen, wie der Anbau von Nutzhanf als Zwischenfrucht die Nitratkonzentration im Boden verringern kann, und ob Hanfblätter als Futtermittel den Sojaanteil bei Milchkühen ersetzen können. Am Projekt „ZwiHanf“ sind neben der FBN die Hochschule Neubrandenburg, das Dienstleistungsunternehmen FPS Anklam GmbH sowie ein Landwirt der Hanffarm Co. KG in Melz beteiligt. Das Vorhaben wird mit rund 300.000 Euro über den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes gefördert.
Dünger, Wasser und Pestizide einsparen
Nutzhanf (Cannabis sativa) wurde in Deutschland über viele Jahrhunderte angebaut, bis Raps, Billigbaumwolle und Soja aus dem Ausland die eiweißhaltige Pflanze von den heimischen Äckern verdrängten. Mittlerweile gewinnt Nutzhanf wieder an Bedeutung – vor allem zur Faser- und Ölgewinnung. Neuere Sorten enthalten nicht nur geringe Spuren des Rauschgifts THC, sie benötigen auch kaum Dünger, weniger Wasser und kommen ohne Pestizide aus.
Analyse der Stickstoffaufnahme der Hanfpflanze
„Die Pflanzen können bis zu drei Meter tief wurzeln“, erläuterte Landwirt Rafael Dulon von der Hanffarm in Melz. Durch ihr schnelles Wachstum nähmen sie sehr viel Stickstoff aus dem Boden auf. Im Projekt will das Team nun herausfinden, wie groß die Nitrataufnahme in den jeweiligen Bodenschichten tatsächlich ist. „Um dies herauszufinden, werden in den kommenden zwei Jahren die Stickstoffaufnahme der Hanfpflanzen mittels Hyperspektralmessungen und Biomasse-Erhebungen erfasst sowie auf konventionell als auch biologisch bewirtschafteten Flächen Bodenproben in unterschiedlichen Tiefen genommen“, erläutert Eike Stefan Dobers von der Hochschule Neubrandenburg.
Eignung von Hanfblättern als Sojaersatz
Auf Grund seiner Nährstoffe ist Nutzhanf auch als Futtermittel interessant. Am Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN) wird geprüft, inwiefern sich die THC-freien Hanfblätter als Sojaersatz zur Fütterung von Milchkühen eignen. „Zwar ist Sojaextraktionsschrot mit über 50 % sehr eiweißreich, mit bis zu 23 % besitzen Hanfblätter aber mehr Eiweiß als beispielsweise einheimische Hülsenfruchtpflanzen wie Klee oder Luzerne. Zudem kann der Fettgehalt der Hanfblätter bis zu 20 % betragen“, betonte Projektleiter PD Dr. Björn Kuhla vom FBN. Ob das Eiweiß und das Fett der Hanfblätter auch verdaulich sind oder ob andere Inhaltsstoffe die Verdauung oder sogar die Methanproduktion der Tiere negativ beeinflussen können, das wollen die Forschenden im Projekt klären.
Für den Einsatz von Nutzhanf als Futtermittel gelten jedoch strenge Regeln. Der THC-Gehalt von 0,2 % darf dabei nicht überschritten werden. Für die Analyse der Pflanzen- und Bodenproben ist der Projektpartner FPS Anklam GmbH verantwortlich. Das Unternehmen hat dafür eine Methode zum Nachweis von THC aus Hanf entwickelt.
Praxistaugliche Anbaumethoden für die Landwirtschaft
Erste Ergebnisse will das Projektteam bereits im kommenden Jahr präsentieren. Ziel ist es, landwirtschaftlichen Betrieben praxistaugliche Methoden für den Anbau von Nutzhanf zur Verfügung zu stellen, damit Nitratemissionen aus Ackerböden in sogenannten Roten Gebieten, die CO2-Emissionen durch Sojaimporte und gegebenenfalls auch die Methanemissionen aus der Milchkuhhaltung weiter reduziert werden können.
bb