Pflanzenvielfalt hält Unkräuter im Zaum
Der Anbau verschiedener Kulturpflanzen auf dem Acker kann verhindern, dass unliebsame Unkräuter überhandnehmen und Erträge schmälern.
Unkräuter sind für viele landwirtschaftliche Betriebe eher eine Plage. Mit schwerem Gerät und Pestiziden wird in der konventionellen Landwirtschaft versucht, den ungeliebten Pflanzen den Garaus zu machen oder sie im Zaum zu halten. Im Bio-Landbau werden zwar keine Chemikalien eingesetzt. Hier wird das Unkrautproblem mechanisch oder thermisch gelöst. Doch auch diese Praxis ist nicht ideal: Sie ist oft teuer und kann zudem Bodenlebewesen stören und die Erosion fördern. Forschende der Universität Rostock haben in einem großangelegten Feldversuch die Unkrautvegetation in Mecklenburg-Vorpommern (MV) nun genauer untersucht. Elf Öko-Bauernhöfe aus MV waren daran beteiligt. Das von der Uni Rostock initiierte Vorhaben war Teil eines internationalen Forschungsprojektes, das die Vielfalt in Kulturbeständen und Unkräutern thematisierte, und an dem Forschende aus Dänemark, Schweden, Finnland, Lettland und Polen beteiligt waren.
Etwa 300 Arten von Unkräutern gibt es in Deutschland. Davon sind 25 wirkliche Problemfälle wie etwa die Ackerkratzdistel. Sie breitet sich unterirdisch in Nestern aus und sorgt für einen geringeren Ertrag. Etwa 100 Unkrautarten treten jedoch eher selten auf, und manche – wie etwa Bauernsenf oder Lämmersalat – sind sogar gefährdet.
Wie Vielfalt gegen Unkräuter im Öko-Landbau wirkt
Die Idee der Forschenden war es, mechanische Methoden durch viele kleine Einzelmaßnahmen bei der Unkrautbekämpfung zu ersetzen. Dazu zählen zum Beispiel der Anbau verschiedener Feldfrüchte, Zwischenfrüchte oder Arten- und Sortenmischungen. Im Rahmen des Projektes wurde in Feldversuchen daher untersucht, welchen Beitrag diese sanften Kulturmaßnahmen im ökologischen Landbau tatsächlich bei der Unkrautbekämpfung leisten können. Im Fokus standen mit Sommergetreide bestellte Äcker, auf denen zugleich Untersaaten, Zwischenfrüchte oder Arten- und Sortenmischungen ausgesät wurden.
Geringe Pflanzendichte bei Unkräutern hat viele Vorteile
Hier zeigte sich: „Direkte mechanische Unkrautbekämpfung reduziert vor allem die Unkrautdichte. Langfristige Diversifizierung der Anbausorten, das heißt, weite Fruchtfolgen oder Zwischenfruchtanbau hingegen fördern eher die Artenvielfalt der Unkräuter“, fasst Bärbel Gerowitt die Ergebnisse der Feldversuche in MV zusammen. Entscheidend dabei sei jedoch, dass die Pflanzendichte nicht zu hoch sei. Nur so habe eine artenreiche Ackervegetation Vorteile. Unkräuter könnten dann auch Nahrungsquelle und Habitat für Nützlinge seien, so Gerowitt.
Artenreiche Vegetation hält Unkräuter in Schach
Die Feldversuche zeigten, dass in artenreichen Ackervegetationen problematische Unterkräuter wie die Ackerkratzdistel nie in großen Mengen auftreten, sondern bei vielen Arten eben nur Platz für kleine Mengen jeder einzelnen Art ist. „Dazu gehören Unkrautarten, die jeder kennt: Klatschmohn, Kornblume, Kamillen, Knötericharten, Spörgel oder auch Hirtentäschelkraut“, so Gerowitt, die das Projekt initiiert hat. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in den anderen beteiligten Ländern erwies sich die Einbindung von Zwischenfrüchten in die Fruchtfolge für Landwirte als besonders wirksam. „Die Untersuchungen in Finnland, Lettland, Schweden, Dänemark, Polen und Deutschland zeigen die Bandbreite von Kulturmaßnahmen und die unterschiedliche Wahrnehmung von Unkräutern“, sagt Bärbel Gerowitt. Das Projekt zeigte zudem: Artenreichtum ist erwünscht. Alle an dem Versuch beteiligten Öko-Höfe waren sich einig, dass Unkräuter eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten sind, die sie schätzen und nicht mehr nur bekämpfen wollen. „Denn Vielfalt auf dem Feld hält die Unkräuter in Schach“, resümiert Gerowitt.
bb