Wie kaum eine andere Branche nutzt die Modeindustrie eine Vielzahl an biobasierten Alternativen und Innovationen. Das Experimentierfeld im Berliner Museum für Naturkunde zeigt junge Mode-Designerinnen und -Designer, die mutig mit neuartigen Naturmaterialien und alternativen Herstellungsprozessen experimentieren. Präsentiert werden beispielsweise Kleidungsstücke, die aus der Rinde unterschiedlicher Bäume, aus Spargelresten oder Wurzeln gefertigt oder mit Pigmenten von Mikroalgen gefärbt wurden. Ein anderer natürlicher Farbgerber ist Blauholz. Das schadstofffreie Naturmaterial wurde für ein Batik-Shirt bei einem DIY-Workshop im Rahmen des Wissenschaftsjahres Bioökonomie (BMBF) genutzt.
Auch neue, biobasierte Kollektionen bekannter Modemarken sind vertreten: ein Outfit in Creme vereint gleich mehrere Bioökonomie-Aspekte. Das Oberteil ist aus Algenfasern gefertigt und mit einem schützenden Film aus Pfefferminzöl versehen. Die Druckfarbe der Shorts basiert wiederum auf Schmutzpartikeln, die aus der Luft gewonnen werden. Tasche und Halskette in grün bestehen aus Malai – einem Verbundstoff, der aus bakterieller Zellulose gewonnen wird, die wiederum auf landwirtschaftlichen Abfällen der Kokosnussindustrie wächst. Auch pflanzliche Lederalternativen aus Reststoffen der Apfelsaftproduktion oder auf Basis von Kakteen sind zu sehen oder Rollschuhe aus tierischem Leder, die mit pflanzlichen Gerbstoffen behandelt wurden.
Die Ausstellung gewährt aber auch einen Blick ins Labor und zeigt, wie Hightech-Materialien in der Petrischale heranwachsen, Mikroalgen gezüchtet und Kleidung mit Enzymen behandelt werden, um Fusselbildung und blasse Farben zu verhindern. Ein Blick in den Kompost offeriert zudem Kandidaten für die Herstellung von veganem Leder und geruchsmindernden Fasern. Welche natürlichen Utensilien Modeschaffende zum Einfärben und Gerben nutzen, können Besuchende auch bei einem Waldspaziergang kennenlernen.
Im „Bioökonomie Labor“ ist Mitmachen angesagt. Hier können Interessierte in einem Workshop herausfinden, ob sich Mikroalgen zum Drucken eignen. Spannende Einblicke in eine mögliche, nahe Zukunft der Bioökonomie-Welt gewährt das Augmented-Reality-Exponat im der Ausstellung.