Wacker setzt auf kultiviertes Fleisch
Die Münchener Wacker Biosolutions hat mit dem israelischen Unternehmen Aleph Farms eine Partnerschaft über die Entwicklung von Proteinen zur großtechnischen Produktion von Zellkulturfleisch geschlossen.
Der globale Markt für pflanzenbasierte Fleischersatzprodukte erlebt gegenwärtig einen enormen Wachstumsschub. Ein Grund ist unter anderem die wachsende Zahl jener, die auf tierische Proteine dem Tierwohl zuliebe verzichten oder die Vorteile pflanzlicher Proteine für Gesundheit und Umwelt schätzen gelernt haben. Auch wenn hierzulande der Fleischkonsum seit Jahren sinkt, ist er mit einem jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch von rund 57 Kilogramm immer noch sehr hoch. Mit Hochdruck arbeiten Unternehmen daher auch in Deutschland am sogenanntem Laborfleisch, das sowohl geschmacklich als auch von der Struktur mit dem tierischen Original mithalten kann. Zellbasiertes Fleisch wird mithilfe biotechnologischer Verfahren aus Stammzellen tierischer Muskelzellen gewonnen und in einem Nährmedium kultiviert.
Kommerzialisierung von Laborfleisch
Das Münchener Biotech-Unternehmen Wacker Biosolutions hat nun eine Entwicklungspartnerschaft mit dem auf Laborfleisch spezialisierten israelischen Unternehmen Aleph Farms geschlossen, um die Kommerzialisierung von zellbasierten Fleischalternativen voranzubringen. „Der Markt für kultiviertes Fleisch entwickelt sich rasant und wir wollen dazu beitragen, dass es für jedermann erschwinglich wird", sagte Susanne Leonhartsberger, Leiterin von Wacker Biosolutions, der Life-Sciences-Sparte von Wacker.
Im Fokus der Zusammenarbeit steht „die Entwicklung optimierter Produktionsprozesse für essenzielle Proteine von Wachstumsmedien zur kosteneffizienten Produktion von kultiviertem Fleisch“, wie die Unternehmen in einer gemeinsamen Pressemitteilung verkünden. Wacker wird dabei seine Expertise bei der fermentativen Herstellung von Zellkulturproteinen einbringen. Diese sind für den Einsatz in Lebensmitteln geeignet und weisen die gleiche Zusammensetzung auf wie die in Tieren produzierten Proteine.
Kostenbarrieren für Großproduktion abbauen
Gerade der Einsatz von Medienproteinen, ein natürlicher Bestandteil aller tierischer Zellen, ist für das Wachstum und die Reifung von Zellen zu Muskelzellen essenziell – in der Herstellung gegenwärtig aber sehr teuer und damit ein Hemmschuh für die Kommerzialisierung. Ziel der Partnerschaft ist es, die Kosten für diese Proteine deutlich zu senken und den Qualitätsstandard sowie die Skalierung an die Lebensmittelindustrie anzupassen, um damit die Kostenbarrieren für die großtechnische Produktion zu beseitigen. „Die Kosten zu senken und geeignete Rohstoffe bereitzustellen, ist jetzt mit Blick auf den Ausbau der Produktion unerlässlich, um die Verbreitung von Zellkulturfleisch zu fördern und seine Bedeutung zu steigern", erklärt Mitbegründer und Chief Executive Officer von Aleph Farms, Didier Toubia.
Proteine sollen allen Unternehmen zur Verfügung stehen
Aleph Farms ist eigenen Angaben nach das erste Unternehmen, das Steaks aus nicht gentechnisch veränderten tierischen Zellen züchtet. Um mehr Fleisch aus Zellkultur auf den Markt zu bringen, haben sich Wacker und Aleph Farms zudem für eine offene Lieferkettenlösung entschieden. Danach sollen die neu entwickelten Proteine in Lebensmittelqualität der gesamten Branche zur Verfügung gestellt werden. „In die Entwicklung einer Lieferkettenlösung zu investieren, die der gesamten Branche zur Verfügung steht, ist ein Ergebnis unseres innovativen und integrativen Geschäftsmodells und der Anstoß für unsere Partnerschaft mit Wacker. Die wissenschaftliche Expertise unseres Teams und die große Erfahrung von Wacker ermöglichen es, Proteine in der Menge, Qualität und zu den Kosten zu produzieren, die notwendig sind, um das ehrgeizige Ziel von Aleph zu erreichen, Kostenparität mit konventionellem Fleisch zu erreichen", so Toubia.
bb