Neue nachhaltige Lösungen finden

Neue nachhaltige Lösungen finden

In zahlreichen Online-Veranstaltungen wurde während des „disruptiv innovation festival“ über die Themen Kreislaufwirtschaft sowie Insekten als Lebensmittel diskutiert.

Auch fünf Jahre nach seiner Gründung ist es das Ziel des „dif - disruptiv innovation festival“, neue und nachhaltige Lösungen für dringende globale Probleme finden.

Was wäre, wenn wir alles neu gestalten könnten? Das ist der Slogan von dif - dem „disruptiv innovation festival“. Das dif wird von der Ellen MacArthur Foundation ausgerichtet, einer gemeinnützigen Organisation mit Sitz in Großbritannien, die den Übergang zur Kreislaufwirtschaft beschleunigen will. Fünf Jahre nach seiner Gründung hat sich das dif zu einem Online-Festival entwickelt, das in diesem Jahr vom 6. bis 23. November stattfand. Es gab mehr als 100 Programmpunkte, darunter Live-Studio-Diskussionen, Live-Streaming-Events, Podcasts und Filmproduktionen. Alle Events sind bis zum 20. Januar 2019 online verfügbar.

Kreislauf- statt linearer Wirtschaft

Auch die Bioökonomie fand sich unter den diesjährigen Programmpunkten. Während einer der Online-Sessions wurde beispielsweise innerhalb von 30 Minuten das Konzept der Kreislaufwirtschaft erläutert. Die eingeladenen Referenten Emma Fromberg und Marco Meloni, beide von der Ellen MacArthur-Stiftung, beschrieben die lineare Wirtschaft mit den Worten „nehmen - produzieren - wegwerfen". Die Kreislaufwirtschaft hingegen bezeichneten sie als „grundsätzlich regenerativ". Fromberg betonte: „Verbraucher müssen zu Nutzern werden. Sobald diese mit einem Artikel abgeschlossen haben, soll dieser nicht einfach weggeworfen werden, sondern zurück in den Produktionszyklus gelangen, damit er oder zumindest Teile davon weiter verwendet werden können." Meloni stimmte zu: „Aus materieller Sicht ist es besser zu reparieren als zu recyceln."

Aufbauend auf dieser Einführungsveranstaltung enthielt das Programm auch eine Reihe von Vorträgen und Events zu spezifischen Problemen wie der Abfallwirtschaft, die mithilfe der Kreislaufwirtschaft gelöst werden könnten.

Insekten als nachhaltige Quelle für Lebens- und Futtermittel

Ein weiterer Schwerpunkt des dif2018 waren Lebens- und Futtermittel sowie nachhaltige Lösungen und Ressourcen für die Nahrungssicherung angesichts einer wachsenden Weltbevölkerung. Eine der Diskussionsrunden beschäftigte sich daher mit der Asian Food and Feed Insect Association (AFFIA), die sich dafür einsetzt, den schnell wachsenden Bevölkerungsgruppen in China und Indien Insekten als Lebens- und Futtermittel nahezubringen. Vor allem in den Ländern Südostasien wie Myanmar, Thailand, Laos und Kambodscha ist der Verzehr von Insekten für einen großen Teil der Bevölkerung bereits Bestandteil ihrer täglichen Ernährung.

Bislang stammen die meisten Futterinsekten noch aus dem sogenannten Wildfang und nicht aus kontrollierter Zucht und Landwirtschaft. Ein Übergang zur kontrollierten Insektenzucht und zu innovativen Produktionsmodellen ist daher dringend erforderlich.  David Allan, der für die AFFIA in Myanmar tätig ist, wies darauf hin, dass bis zu 50% der lokalen Bevölkerung bereits Insekten als Teil ihrer täglichen Ernährung konsumieren. „Insekten als Nahrung sind hier weit verbreitet. Darum ist es hier auch viel einfacher, darauf aufzubauen, als es in den meisten westlichen Ländern der Fall wäre." Ein weiterer Vorteil der Insektenzucht ist laut Allan: „Die Zucht von essbaren Insekten erfordert weder viel Land noch große Kapitalanlagen. Das macht sie zu einem sehr attraktiven Geschäftsmodell für die lokale Bevölkerung." Deshalb, so Allan weiter, ist die Insektenzucht nicht nur ökologisch nachhaltig, sondern deckt zugleich auch eine wichtige wirtschaftliche Komponente ab und ermöglicht es den lokalen Insektenbauern, für ihre Familien zu sorgen.

Insekten – der nächste Super-Food-Trend?

Josh Galt, der für AIFFA in Kambodscha arbeitet, sieht auch in der westlichen Welt eine Chance und einen Markt für Insekten als Nahrungsmittel. „Nach Grünkohl und Quinoa könnten sie der nächste Super-Food-Trend sein!" Er betonte, dass Insekten eine gesunde und gleichzeitig nachhaltige Nahrungsquelle sind und damit sowohl gesundheitsorientierte als auch ökologisch denkende Verbraucher zufriedenstellen. Darüber hinaus können laut Galt einige insektenbasierte Lebensmittel wie Heuschreckenpulver sogar positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben, zum Beispiel die Verbesserung des Verdauungssystems. Laut Galt sind Insekten demnach eine bessere und nachhaltigere Lösung als andere alternative Proteinquellen: „Algen sind auch eine sehr nachhaltige und gesunde Alternative, aber derzeit ist es noch nicht möglich, sie in großem Maßstab zu produzieren. Laborfleisch wiederum ist eine gute Alternative zu kommerziell erzeugtem Fleisch, aber aufgrund seines hohen Fett- und Natriumgehalts ist es nicht so gesund wie Insekten oder Algen." Und der Anbau vieler pflanzlicher Proteinlieferanten wie Soja sei schlicht nicht nachhaltig, so Galt.

Abschließend kam aus dem Publikum die Frage, warum nicht mehr Insekten anstelle von Fischmehl oder Soja als Tierfutter verwendet würden. David Allan antwortete: „Wir bräuchten mehrere Tonnen an Insekten, um die Massen an Fischmehl oder Soja zu ersetzen. Aber im Moment wissen wir einfach noch nicht, wie wir mit diesen riesigen Mengen effizient und sicher umgehen können. Wie sollen wir sie versenden, und wie könnten wir verhindern, dass sie unterwegs entkommen?"

Auf die Frage, warum Grillen momentan das beliebteste Nahrungsinsekt zu sein scheinen, fasste Josh Galt ihre Vorteile zusammen: „Grillen sind sehr gesund, sie bestehen zu etwa 69% aus magerem Protein. Außerdem sind sie leicht in Pulverform zu bringen und das wiederum hat einen neutralen Geschmack und kann deshalb für so ziemlich jede Art von Lebensmittel verwendet werden. Deshalb sind Grillen die perfekten Einsteiger-Insekten!"

jmr