Insekten-Bioraffinerie steht

Insekten-Bioraffinerie steht

Nach knapp drei Jahren Forschung ist am Fraunhofer IGB in Stuttgart der Bau der Insekten‑Bioraffinerie beendet. Künftig sollen in der Pilotanlage Insektenlarven Bioabfälle verwerten und begehrte Wertstoffe produzieren.

Insektenbioraffinerie - Larven der Schwarzen Soldatenfliege
Die Gäste der InBiRa-Abschlusskonferenz konnten bei einer Führung durch die Insektenbioraffinerie die Larven der Schwarzen Soldatenfliege in Augenschein nehmen.

Es ist der erfolgreiche Abschluss eines Projektes, in dem Partner aus Forschung und Wirtschaft an einem optimierten und wirtschaftlichen Produktionssystem für eine Insekten-Bioraffinerie arbeiteten: Nach drei Jahren Forschung unter Leitung des Fraunhofer-Instituts für Grenzflächen- und Verfahrenstechnik (IGB) ist der Bau der Pilotanlage nun fertiggestellt. Anlässlich der Abschlusskonferenz zum Projekt InBiRa am 21. Oktober konnten sich Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Wirtschaft in Stuttgart, über die neue Insekten-Bioraffinerie informieren und sie besichtigen.

Der Bau der InBiRa-Anlage wurde mit Mitteln des Landes Baden-Württemberg und des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) über das EFRE-Programm „Bioökonomie – Bioraffinerien zur Gewinnung von Rohstoffen aus Abfall und Abwasser – Bio-Ab-Cycling“ gefördert.

Insekten veredeln biogene Reststoffe

„Mit unserer Insekten-Bioraffinerie können wir überlagerte Lebensmittel und Bioabfälle als Rohstoff für hochwertige technische Produkte nutzen und damit erstmals eine heimische Quelle für kurzkettige Fette erschließen, die tropische Fette in vielen Anwendungen ersetzen könnten“, resümiert Projektleiterin Susanne Zibek vom Fraunhofer IGB.

In der Insekten-Bioraffinerie in Stuttgart werden wie in einer klassischen Bioraffinerie alle Rohstoffe in ihre einzelnen Bestandteile aufgetrennt. Überlagerte Lebensmittel und Bioabfälle aus Einzelhandel oder Gastronomie dienen den Larven der schwarzen Soldatenfliege als Futter und verwandeln diese während ihres Wachstums in Proteine, Fette und Chitin um. Alle erforderlichen Prozessschritte – von der Mast der Larven über die Trennung der Fett- und Proteinfraktion bis hin zu deren Umwandlung in die gewünschten Zwischenprodukte – werden im Pilotmaßstab abgebildet.

Bis dahin war es jedoch ein langer Weg. „Dafür haben wir etwa 20 Prozesseinheiten definiert, verfahrenstechnisch für die vorhandenen Stoffströme ausgelegt und schließlich für die Pilotanlage am IGB angeschafft − daran zeigt sich schon die Komplexität des Verfahrens“, erläutert die Projektleiterin.

Enormes Potenzial für kreislaufbasierte Bioökonomie

Den Forschenden zufolge handelt es bei der Anlage um eine „einzigartige Plattform für innovative technische Produkte“. Künftig könnten hier Plattformchemikalien für Kraftstoffe, Kosmetika, Reinigungsmittel, Kunststoffe oder auch Pflanzendünger entstehen. Die Insekten-Bioraffinerie habe damit „ein enormes Potenzial für die erfolgreiche Transformation hin zu einer kreislaufbasierten Bioökonomie“, heißt es.

Davon ist auch Andre Baumann, Staatssekretär im Umweltministerium des Landes Baden-Württemberg überzeugt. „Ich habe dieses Projekt mit großem Interesse verfolgt und bin begeistert von den heute vorgestellten Forschungsergebnissen. Es zeigt deutlich: Eine Insekten-Bioraffinerie birgt ein großes Potenzial für die Herstellung vielfältiger und hochwertiger Produkte und bietet damit interessante Wertschöpfungsoptionen“, sagte Baumann.

Forschende hoffen auf baldiger Transfer in die Praxis

Projektleiterin Susanne Zibek ist optimistisch, dass die Insekten-Bioraffinerie bald schon in der Praxis Anwendung finden wird: „Ich bin zuversichtlich, dass wir demnächst einen Transfer in die Industrie umsetzen können, sodass wir mit den Larven eine sinnvolle Verwertung von überlagerten und sogar verdorbenen Lebensmitteln zu neuen Produkten für die chemische Industrie herstellen können.“ 

bb