Bioökonomie im All und auf der Erde

Bioökonomie im All und auf der Erde

Anlässlich des Wissenschaftsjahres 2023 – Unser Universum lud bioökonomie.de in Mainz zum Dialog an Deck auf die MS Wissenschaft. Rund 50 Interessierte waren gekommen, um an Bord mit drei Fachleuten zu diskutieren.

Dialog an Deck auf der MS Wissenschaft Bioökonomie im All und auf der Erde

Das Weltall als Reiseziel boomt – nicht nur die großen Raumfahrtorganisationen der Welt planen Missionen zu Mond, Mars und Co., sondern auch die Privatwirtschaft erschließt sich den Weltraum immer mehr als Wirtschaftszone der Zukunft. Gleichzeitig ist der Weltraum eine extreme und lebensfeindliche Umgebung, in der riesige Entfernungen zurückgelegt werden müssen. Wie können biologisches Wissen und biobasierte Innovationen helfen, den Weltraum zu erkunden und zu erschließen? Wo und wie können Bioökonomie und Weltraumforschung voneinander lernen? Und wie helfen Satelliten und andere Innovationen der Weltraumforschung, die Bioökonomie auf der Erde weiterzuentwickeln?

Um diese Fragen ging es beim Dialog an Deck auf der MS Wissenschaft, die am Stresemannufer des Rheins in Mainz festgemacht hatte. Die Veranstaltung „Bioökonomie im All und auf der Erde“ hatte 50 Interessierte auf das Deck des Ausstellungsschiffes angelockt. Das Abend-Event am 15. August war eine Kooperation der vom BMBF initiierten Informationsplattform bioökonomie.de und Wissenschaft im Dialog. Moderiert wurde der Abend von Katharina Linnepe.

Lebensspuren auf Venus, Mars und Titan?

In Impulsvorträgen beleuchteten drei Fachleute unterschiedliche Facetten von Bioökonomie im All und auf der Erde. Dirk Schulze-Makuch vom Zentrum für Astronomie und Astrophysik an der Technischen Universität Berlin sprach über die Suche nach Leben und nahm das Publikum mit auf eine astrobiologische Reise durch das Universum. Auf der Venus sei heute kein Leben möglich – aber vor vier Milliarden Jahren könnte das anders ausgesehen haben. Indizien weisen darauf hin, dass zu dieser Zeit ein warmer Ozean auf der Venus existiert haben könnte. In der Atmosphäre unseres unwirtlichen Nachbarplaneten könnte tatsächlich auch heute noch mikrobielles Leben existieren. Missionen, die Aufklärung bringen sollen, sind bereits in Vorbereitung.

Schulze-Makuch sprach auch über Wasser und Leben auf dem Mars. Der Fund von Methan-Gas in der Marsatmosphäre deute darauf hin, dass das Gas von Mikroben produziert wurde. Der Forscher sprach auch über den Saturnmond Titan und über das Leben auf Exoplaneten. Er vertritt die Ansicht, dass sich auf vielen Planeten im Universum Leben entwickelt haben könnte. Dennoch mahnt er an, dass keiner davon so gute Bedingungen für uns bieten kann wie die Erde.

Innovatives Urin-Recycling

Gerhild Bornemann vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin Gravitationsbiologie, sprach über Bioökonomie-Ansätze für das Leben im All. Je länger Missionen andauerten, desto mehr müsse man bei Lebenserhaltungssystemen auf Kreisläufe setzen sowie auf die Nutzung von Ressourcen, die vor Ort vorhanden sind. Bornemann stellte das Projekt C.R.O.P. vor, in dem am DLR ein innovatives Urin-Recycling entwickelt wurde. Von den Erkenntnissen aus dem Projekt könnte auch die irdische Abwasserbehandlung der Zukunft profitieren, so Bornemann.

Auch das Antarktis-Gewächshaus-Projekt EDEN-ISS stellte sie vor, welches wiederum zurückgewonnene Nährstoffe für den Anbau von Gemüse verwendete. So konnten die Bewohner der Forschungsstation im ewigen Eis sich über Salat und Tomaten freuen, was ihr Leben dort laut Bornemann sehr verbessert habe. Für eine nachhaltige Bioökonomie sieht sie eine “Sanitärwende” als essenziellen Baustein an. Wir müssten Nährstoffe aus Abwässern in den Kreislauf zurückführen, um so Ressourcen zu sparen und die Umwelt weniger zu belasten.

Podiumsdiskussion beim Dialog an Deck
Auf dem Podium an Deck: Carsten Montzka, Gerhild Bornemann, Moderatorin Katharina Linnepe und Dirk Schulze-Makuch

Erdbeobachtung aus dem All für die Landwirtschaft

Carsten Montzka vom Institut für Bio- und Geowissenschaften Forschungszentrum Jülich sprach darüber, wie Erdbeobachtungssatelliten wichtige Messdaten für die Landwirtschaft liefern. Je nach Sensor lassen sich Parameter wie Chlorophyllgehalt, Pflanzenwassergehalt, die Verdunstung und Fluoreszenz bestimmen und für das Management von Agrarsystemen nutzen. Montzka erläuterte auch, wie Neutronen aus dem Weltall genutzt werden können, um die Bodenfeuchte zu bestimmen. Der Jülicher Forscher ist an dem Forschungskonsortium DAKIS beteiligt, das zu der BMBF-Fördermaßnahme Agrarsysteme der Zukunft gehört und ein Informations- und Managementsystem für den Ackerbau entwickelt, das auf Satellitendaten aufbaut.  

Der Dialog an Deck als Mitschnitt

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Im Anschluss an die Impulsvorträge hatten die Gäste an Bord der MS Wissenschaft, Gelegenheit, mit den drei Fachleuten auf dem Podium zu diskutieren, Fragen zu stellen und Perspektiven zu wechseln. Einige Besucher kamen auch nach der Veranstaltung noch direkt auf die Sprecher zu, stellten Fragen und diskutierten weiter. Schon vor der Veranstaltung gab es reichlich Gelegenheit, die faszinierende „Unser Universum“-Ausstellung auf der MS Wissenschaft zu bestaunen.  

pg/mr